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Der buddhistische Mönch

Der buddhistische Mönch

Titel: Der buddhistische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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Damrong.«
    Ich muss schlucken. »Verstehe.«
    »Erzählen Sie niemandem davon. Am allerwenigsten Vikorn.«
    Wieder beendet er das Gespräch. Am allerwenigsten Vikorn – meinen Meister hintergehen? Tja, denke ich, Scheiß auf Vikorn.
     
    Die Geschichte mit dem schriftlich fixierten Vertrag klingt unwahrscheinlich, aber wenn er tatsächlich existiert, hat ihn bestimmt Tom Smith entworfen, weil seine Auftraggeber gewiss keinem anderen Anwalt vertrauen. Doch wie soll ich an diesen Vertrag herankommen? Erhielt Damrong eine Abschrift? Und wo ist sie? Warum hinterlegte sie sie nicht bei ihrem Bruder?
    Ich sehe Chanya gerade beim Kochen zu, als er wieder anruft. Chanya beobachtet, wie ich das Handy aus der Hose hole, die an einem Haken an der Schlafzimmertür hängt, weil ich bereits in leichte Shorts geschlüpft bin. Sie reagiert mit einer Mischung aus Sorge, Mitleid und Verlustängsten auf das Telefonat.
    »Können Sie reden?«
    »Ja.«
    »Sprechen wir über gatdanyu. Was halten Sie davon?«
    Ich kratze mich am Ohr. »Eine andere Möglichkeit, Thailand zu organisieren, gibt es nicht. Natürlich ist das System nicht perfekt, manche missbrauchen es, besonders Mütter, aber wie gesagt: Etwas Besseres haben wir nicht.«
    »Sie sind halb farang. Da müssen Sie die Dinge doch manchmal aus einer anderen Perspektive sehen.«
    »Trotz meiner Abstammung denke ich wie ein Thai.«
    »Sie haben im Ausland gelebt und beherrschen Englisch, sprechen sogar Französisch.«
    »Und?«
    »Ich möchte es wissen.«
    Allmählich werde ich ungeduldig. »Was?«
    Langes Schweigen. Vielleicht hat er diesen Gedanken noch nie wirklich formuliert. »Wie mein Tun zu bewerten ist.«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Ich denke doch. Aus der Sicht des farang: Gehe ich zu weit?«
    »Zu weit?«
    »Der Preis, den ich ihrem Willen nach zahlen soll – ist der zu hoch?«
    »Wie sieht der Preis aus? Hat sie Ihnen Anweisungen hinterlassen?«
    Schweigen. »Vielleicht.«
    »Und Geld. Sie hat Ihnen das Geld gegeben, das sie durch den Vertrag verdiente, nicht wahr? Wie viel? Eine ganze Menge, denke ich – sie war ziemlich clever. Und damit wollen Sie sich nicht auseinandersetzen, stimmt’s? Noch vor zwei Wochen waren sie ein mittelloser Mönch, für den es keinen Sinn hatte, über die Schrecken der Kindheit nachzudenken. Für Sie zählte lediglich, dass Sie Ihre Meditationspraxis fortführen konnten. Sie waren bereits sehr fortgeschritten, fast ein arhat, in der Lage, die Vergangenheit aufzulösen, weil die Gegenwart Ihnen keine …« Ich halte mitten im Satz inne, um herauszufinden, ob er angebissen hat oder nicht.
    Er sagt: »Fahren Sie fort.«
    »Rache.«
    Offenbar ist dieses Wort, ähnlich einem Virus, das sein wahres Wesen erst in der fotografischen Vergrößerung enthüllt, noch nicht an die Oberfläche seiner Gedanken gedrungen.
    »Rache? Wo sollte ich denn da anfangen?«
    »Sie neigen nicht dazu, irgendetwas anzufangen, stimmt’s? Dafür war sie zuständig. Sie wusste, wie man überlebt, Sie nicht. Sie haben sich immer im Hintergrund gehalten. Rache war ihr Metier. Sagen Sie mir, wozu sie Sie zwingt.«
    Schweigen. »Nein. Ich glaube, Sie ahnen es sowieso schon.«
    »Die Planung hätte sie nie Ihnen überlassen, und sie kontrolliert Sie auch jetzt noch.«
    »Wenn Sie wie ein Thai denken, wissen Sie, dass ich ihr alles verdanke. Wäre ihr Wunsch gewesen, dass ich mich mit meiner Mönchsrobe erhänge, hätte ich das getan.«
    »Und es wäre Ihnen leicht gefallen«, sage ich mit sanfter Stimme.
    Er lässt sich eine ganze Minute Zeit mit der Antwort: »Ja, stimmt.«
    »Das, wozu sie Sie tatsächlich zwingt, ist sehr viel schlimmer.«
    »Ich muss es tun.«
    »Wie? Wollen Sie ausländische Söldner anheuern? Leisten können Sie sich das jetzt ja. Aber die würden Ihr Vorhaben vermutlich nicht begreifen. Selbst Söldner haben Regeln.« Plötzlich weiß ich, was er plant. »Sie werden ehemalige Khmer Rouge rekrutieren, stimmt’s? Die haben viele Vorteile. Erstens: Sie tun alles für Geld. Zweitens: Sie befolgen Befehle postwendend und buchstabengetreu. Drittens: Es gibt so viele von ihnen, dass sie billig sind. Viertens: Sie kennen sich aus mit Elefanten. Fünftens: Sie verschwinden hinterher einfach in den Dschungel beziehungsweise nach Poipet, wo greise Generäle in Rollstühlen ihre schützende Hand über sie halten.«
    »Poipet?«, fragt er mit einem deutlich vernehmbaren Einatmen. »Waren Sie schon mal da?«
    »Ja, einmal.« Poipet ist ein öder

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