Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der buddhistische Mönch

Der buddhistische Mönch

Titel: Der buddhistische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
Vom Netzwerk:
nicht gerade hebt.
    »Du hast dich in meiner Abwesenheit doch sicher mit ihm getroffen. Ihr seid in Kontakt, das weiß ich. Ich hab dich im wat mit ihm reden sehen.«
    Er springt entrüstet auf. »Ich hab Sie noch nie belogen, das könnte ich gar nicht – wegen meinem gatdanyu mit Ihnen. Sie schützen mich tagein, tagaus. Wenn Sie auf meinen Gefühlen herumtrampeln, bringe ich mich um.«
    »Entschuldige, Lek. Ich bin einfach nicht stark genug für diesen Fall. Du musst nachsichtig sein mit mir. Trotzdem glaube ich, dass du in meiner Abwesenheit mit ihm zusammen warst. Ihr habt euch doch gut verstanden.«
    Nun tritt Lek neben mich, um mich zu trösten. »Meister, es tut mir so leid für Sie. Ich würde alles tun, um Ihnen zu helfen.«
    »Wann hast du ihn zuletzt gesehen?«
    »Er hat sich verabschiedet, als Sie in Kambodscha waren.«
    »Und?«
    »Er wollte Ihre Handynummer. Ich hab sie ihm gegeben.«
    Ich nicke. Offenbar muss ich mich nach dem jungen Mönch richten. Tja, auch das ist Karma: Ich zahle einen höllisch hohen Preis für jene zehn Tage ekstatischen Elends mit Damrong.
    Abgesehen von der kurzen Unstimmigkeit mit Lek ereignet sich den ganzen Tag über nicht viel. Um aus dem Revier herauszukommen, beschließe ich, mir eine Massage zu gönnen. Eine masochistische Anwandlung lässt mich fast in den zweiten Stock gehen, um zwei Stunden köstliche aromatische, ölig-glitschige, orgasmische Selbstvergessenheit zu genießen. Da ich jedoch weiß, dass das mein Ego nicht dauerhaft stärken würde, buche ich wieder mein übliches Programm.
    Während der gesamten ersten Stunde hüpfen meine Gedanken herum wie Flöhe, und von der Massage bekomme ich so gut wie nichts mit. Gerade, als ich mich zu entspannen beginne, klingelt das Handy. Während die Masseurin mir das Knie ins Kreuz drückt, ziehe ich die Hose vom Haken über der Matratze und fische das Telefon heraus.
    »Ich muss mit Ihnen reden«, sagt Phra Titanaka.
    Der Polizist in mir erahnt endlich eine Schwäche bei ihm. »Na, dann mal los.«
    Ich bedeute der Masseurin mit einer Geste, dass sie ihre Bemühungen während des Telefonats reduzieren soll, obwohl es letztlich ziemlich egal ist, was sie mit mir anstellt, weil meine Gedanken sich voll und ganz auf die bedächtigen, kühlen Worte des Mönchs richten.
    »Sie haben sie verkauft, als sie vierzehn war«, sagt er. »Eine Familienentscheidung. Ich wurde in die Diskussion nicht einbezogen, Damrong schon. Sie erklärte sich bereit, in einem Bordell in Malaysia anzufangen, unter der Bedingung, dass sie sich anständig um mich kümmern.«
    »Es tut mir leid, das zu hören.«
    »Ihr Mitgefühl ist ein Teelöffel Zucker in einem Ozean der Bitternis.«
    »Auch das tut mir leid.«
    »Es war ein Knochenjob. Sie musste mindestens zwanzig Kunden in vierundzwanzig Stunden abfertigen. In der ersten Nacht wurde ihre Jungfräulichkeit an den höchsten Bieter versteigert, und der ging nicht gerade sanft mit ihr um.«
    »Du gütiger Buddha …«
    »Unterbrechen Sie mich nicht. Der Vertrag lautete auf zwölf Monate. Als sie hinterher nach Hause kam, um sich zu vergewissern, dass sie sich ordentlich um mich gekümmert hatten, war sie wie ausgewechselt. Sie befragte mich und alle Leute im Dorf, begutachtete meinen Körper und mein Gewicht. Niemand kannte sie so: kalt und effizient.« Kurzes Schweigen. »Natürlich hatten sie mich alles andere als gut behandelt und ihr Geld für Moonshine und yaa baa ausgegeben.« Eine längere Pause. »Also zahlte sie es ihnen heim. Können Sie sich vorstellen, wie?«
    Nein, antworte ich, ich habe keine Ahnung, wie eine sexuell ausgebeutete, mittellose Fünfzehnjährige zwei hartgesottene Kriminelle strafen könne.
    »Sie verpfiff unseren Vater bei der Polizei, die ihn bei einem seiner Einbrüche auf frischer Tat ertappte.« Seinem Tonfall ist anzuhören, dass er mein heftiges Einatmen wahrgenommen hat. »Es funktionierte besser als erwartet. Die Bullen, die seine Dreistigkeit satt hatten, brachten ihn mit dem Elefantenspiel um.« Erneutes Schweigen. »Sie war euphorisch. Ich erinnere mich noch genau an das Leuchten in ihren Augen. Während ihres nächsten Bordellaufenthalts, diesmal in Singapur, behandelte meine Mutter mich die ganzen sechs Monate über gut. – Wenn sie nüchtern war.«
    Er beendet das Gespräch.
    Als die Massage zu Ende ist und ich gerade beim Zahlen bin, ruft er noch einmal an.
    »Eins hab ich vergessen, Detective: Es gab einen schriftlich fixierten Vertrag – darauf bestand

Weitere Kostenlose Bücher