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Der buddhistische Mönch

Der buddhistische Mönch

Titel: Der buddhistische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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Konzept überlegen müssen. Wie wär’s mit Verschwörung zum Zweck der Produktion von pornographischem Material, Verschwörung zum Mord, Verschwörung …«
    »Kürzen wir das Ganze ab«, meint Smith mit leiser Stimme, aber immer noch schräg grinsend. »Wenn Sie von einem extrem geschmacklosen Produkt sprechen, das für den gehobenen internationalen Markt hergestellt wurde, vielleicht aber auch nicht, und in dem eine Nutte mitwirkt oder auch nicht, mit der ich zugegebenermaßen eine Affäre hatte – wenn Sie davon sprechen, Detective, dann habe ich besagtes Produkt niemals gesehen.«
    Seine Offenheit verschlägt mir den Atem. Klar, er weiß alles darüber, und es ist ihm egal, dass ich das weiß. Dieser Mann wird von ganz oben geschützt. Ich merke, dass ich früher als beabsichtigt zu Punkt zwei kommen muss. »Sie haben es nie gesehen? Aber davon gehört?«
    »Ich habe Ihnen doch erklärt, dass ich hier in diesem Land in ein Netzwerk eingebunden bin und die Sprache spreche. Viele Leute haben von der DVD gehört – nicht zuletzt dank des infantilen Tamtams, das Sie darum machen. Alle wissen, dass Sie ihr verfallen waren. Genau wie ich. Sagt Ihnen das Wort ›Heuchelei‹ etwas?« Er mustert mich mit größtmöglicher Unverschämtheit. »Sie hatte einen Schnappschuss von Ihrem Schwanz in ihrem Handy gespeichert, nicht nur von Ihrem. Einen Schwanz erkennt man übrigens ohne seine Umgebung gar nicht so leicht, deswegen hat sie ihnen allen Namen gegeben. Ihrer hieß ›Detective‹. Schon seltsam, wie deutlich die Herkunft bei den Genitalien durchschlägt. Ihr Gesicht ist weiß, aber Ihr Schwanz eher braun als rosafarben.«
    Mein Schlucken entgeht ihm nicht. Ich versuche, ein Zittern durch Achselzucken zu kaschieren. »Wahrscheinlich habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt für einen juristisch ausgebildeten Mann wie Sie«, murmle ich. »Hier ist die Rede von der Zufriedenheit der Aktionäre.« Ich lege einen Finger an die Schläfe. »Möglicherweise haben Sie das Produkt tatsächlich nicht gesehen. Meine Intuition sagt mir, dass der wunderbare australische Spruch ›Der hat sein Hirn im Schwanz‹ Ihre Situation am besten beschreibt.« Smiths Augen verengen sich. »Ein meiner Ansicht nach ziemlich vulgärer Spruch, der versucht, ein männliches Phänomen in Worte zu fassen, mit dem sich schon viele beschäftigt haben, ohne es wirklich zu begreifen. Und wie sollen wir sie in Zukunft erklären, wenn wir alle wieder androgyn sind, diese merkwürdige Tendenz von bestimmten Männern, besonders Geschäftsleuten – Anwälten, Ärzten, Wirtschaftsprüfern, Zahnärzten, Politikern und Bankern –, sich zu spalten. Vermutlich geht es nicht anders, wenn große testosterongesteuerte Stadtkrieger wie Sie vorgeben, der Gesellschaft dienen zu wollen, sich tatsächlich aber ausschließlich dafür interessieren, ihre Mitmenschen zu missbrauchen und auszunutzen. Ja, da begreift man doch, warum die inoffiziellen Aktivitäten solcher Männer ein wenig … nun … widersprüchlich sind.« Ich sehe ihn an. »Ich glaube Ihnen, dass Sie die DVD niemals gesehen haben, Mr. Smith. Sie sind kein Voyeur.«
    Er ist viel zu glatt, um etwas zu erwidern, also fahre ich fort: »Möglicherweise besitzen Sie die nötige Cleverness, ein solches Produkt überhaupt nicht anzuschauen, und fänden es sogar wie ich unerträglich. Ja, das würde ich Ihnen zugestehen.«
    Er sieht mich fragend an.
    »Wenn ich mir also eine Theorie über Ihre Beteiligung an dieser Angelegenheit – nennen wir sie der Einfachheit halber eine Frage des Urheberrechts; Sie kennen ja die thailändische Vorliebe für Euphemismen – zurechtlegen müsste, würde sie etwa folgendermaßen aussehen: Ein Mann, genauer gesagt ein Anwalt mit besten Verbindungen zur thailändischen und internationalen Finanzwelt, gehört – verzeihen Sie bitte – zu genau jenen Alphamännchentypen, deren unersättliche Sexgier nur während der Arbeitszeit gesellschaftlich nützlich sublimiert wird. Es macht Ihnen sicher nichts aus, wenn ich diesen Mann Smith nenne. Besagter Smith ist, wie bereits gesehen, hoffnungslos in eine junge Circe verliebt und befindet sich deshalb in einer schwierigen psychologischen Situation. Die junge Frau hat andere Alphamännchen studiert, die ihrer Meinung nach ihm gleichen. Sie weiß, was für ein Tier sich unter dem Anzug verbirgt, und wie es sich manipulieren lässt. Smith belustigt das anfangs noch; es ist nicht seine erste Erfahrung in dieser Richtung. Aber die

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