Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der buddhistische Mönch

Der buddhistische Mönch

Titel: Der buddhistische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
Vom Netzwerk:
verraten.«
    Er wirkt weniger schuldbewusst als zutiefst traurig. »Was sollte ich machen? Ich habe ihr gesagt, sie muss diskret sein; wenn man sie in der Nähe seines Zimmers sieht, bleibt mir keine andere Wahl, als den Chef zu informieren. Und was taten Sie? Sie gingen mit ihr an den Mädchen im Swimmingpool vorbei, als wollten Sie ins Hotel. Wie gesagt: Mir blieb keine andere Wahl.«
    »Ist das alles, was Ihnen dazu einfällt? Durch Ihre Schuld wird eine junge Frau ins Jenseits befördert, und Sie zucken nur mit den Achseln?«
    Er sieht mich an, legt den Pinsel weg.
    »Tut mir leid«, entschuldige ich mich.
    »Sie meinen also, ich sei verantwortlich für ihren Tod? War der Grund nicht eher Ihre eigene Besessenheit von dieser Hexe Damrong? Wissen Sie, was der Chef sagt? Dass kein Polizist in Krung Thep außer Ihnen sich für die DVD interessiert. Wenn Sie die Ermittlungen morgen einstellen, atmet Vikorn erleichtert auf. Nun erklären Sie mir: Ist es Ihre oder meine Schuld?«
    Ich hüstle, senke den Blick, wende mich den Vögeln und Orchideen zu, versuche, mich in den üppigen Farben zu verlieren, muss jedoch feststellen, dass sich eine Art monochromer Staub über meine Gedanken gebreitet hat. Der Wachmann setzt seine Arbeit fort, als bemerkte er meine Qualen nicht. Ich stehe auf, um eine Orchidee genauer zu betrachten. »Aber ich glaube, dass Sie eine Menge über die Organisation wissen«, murmle ich schließlich.
    Er schüttelt den Kopf. »Können Sie denn nie Ruhe geben?«
    »Sie bringen die Mädchen zu den Verabredungen mit den X-Mitgliedern, stimmt’s?«
    Der Wachmann schafft es, einen überzeugenden Rotton auf den Schwanz des Vogels aufzubringen, ohne den weichen Flaum der Federn zu beschädigen. »Hat Nok Ihnen das erzählt?« Er sieht mich kurz an. »Deswegen musste sie also sterben.«
    »Die DVD entstand in Tanakans Suite im Parthenon Club.«
    »Ach? Meinen Sie denn, er verrät mir mehr, als ich unbedingt wissen muss? Ich hatte damit nichts zu tun.«
    »Aber Ihnen ist klar, wie der Deal zustande kam?«
    »Was für ein Deal?«
    »Ein Vertrag, vermutlich auf freiwilliger Basis. Sie hat sich erboten, so zu sterben, für eine Menge Geld.«
    Er hält in seiner Arbeit inne, um den Blick in die Ferne zu richten. »Wirklich? Für wie viel? Wahrscheinlich tatsächlich für eine ganze Menge. Ich würde so etwas sofort machen. Wenn sich mir die Möglichkeit böte, meine Familie solcherart aus seinen Klauen zu befreien, wäre ich gern bereit, tausend Tode zu sterben. Sie ahnen nicht, wie es ist, wenn man sein Leben verpfändet hat.«
    Ich murmle kaum hörbar: »Solche Deals passieren nicht einfach; dazu sind vorsichtiges Vortasten und der richtige Vorschlag zur richtigen Zeit nötig. Ich weiß nicht, von wem der Plan stammt, von ihr oder von ihnen. Allerdings steht fest, dass der Engländer Tom Smith mit der Sache zu tun hatte.« Der Wachmann brummt etwas. »Von ihm können Sie mir wenigstens erzählen.«
    Es dauert eine Weile, bis er sagt: »Wieder so ein verblendetes Arschloch. In einer Gesellschaft wie der unseren muss man entweder Prinz oder Bauer sein, alles andere dazwischen ist zu anstrengend.« Er bedenkt mich mit einem verschlagenen Blick. »Was habt ihr Jungs bloß an dieser Damrong gefunden? In meinen Augen war sie ein durchschnittliches Khmer-Mädchen, nichts Besonderes. Von der Sorte kann man in Phnom Penh zehn für tausend Baht kriegen. Herzlose Huren gibt’s auf der ganzen Welt im Dutzend billiger.«
    Ich schlucke. »Der Engländer trat als Vermittler auf?«
    »Was für ein Wichtigtuer. Er wollte trotz meiner Warnungen nicht aufhören.«
    »Warnungen?«
    »Der Chef war scharf auf sein Mädchen. Ich dachte, ich helfe ihm, rette ihm das Leben, aber er kapierte das nicht.«
    »Er wusste, dass Tanakan hinter Damrong her war?«
    »Er hatte diese farang- Ideenüber Gleichheit, Ehre, Demokratie, Aufrichtigkeit der Liebe und den ganzen anderen Käse. Damrong erzählte Tanakan von ihm, und der ließ mich Druck ausüben.«
    »Damrong wollte Smith also über die Klinge springen lassen? Warum?«
    »Ich glaube nicht, dass sie Smiths Tod wollte, sondern eher, dass sie ihre eigenen Pläne hatte. Meine Rolle war die des freundlichen consigliere. Zuerst ein höflicher Hinweis, dann eine höfliche Warnung, anschließend zückt man die Folterwerkzeuge. Es war merkwürdig, als wollte sie beide Männer dazu bringen, sie zu hassen. Sie spielte Tanakan gegen Smith aus und Smith gegen Tanakan. Nicht einmal eine Anfängerin

Weitere Kostenlose Bücher