Der buddhistische Mönch
junge Frau erweist sich als große Meisterin in ihrem Metier. Sie orientiert sich nicht an einem x-beliebigen Kapitel aus dem Thai-Nutten-Führer, sondern scheint wirklich zu begreifen. Und noch besser: Es gelingt ihr, ihn davon zu überzeugen, dass sie sich sehr ähnlich sind – leidenschaftlich und zupackend. Mit anderen Worten: Es handelt sich um eine Weltklassebumserin, die weiß, wie man die Ekstase so lang wie möglich aufrecht erhält. Außerdem sieht sie aus wie der Traum eines jeden farang von der perfekten asiatischen Geliebten. Ihre Haut ist weich wie feinstes Gemsenleder, ihr Gesicht dämonisch schön, ihr Körper perfekt, ihre Stimme sanft, und sie spricht erstaunlich gut Englisch, obendrein mit exotischem Akzent. Nach jedem Treffen reden Sie sich ein, dass dies das letzte Mal war, weil sie Sie sonst ruiniert, aber Sie sind besessen von ihrem Körper und ihrer Kaltblütigkeit …« Ich halte inne, bleibe vor seinem Schreibtisch stehen, beuge mich zu ihm hinunter und sage mit meiner besten Frauenstimme: » Tom, du bist einfach der Wahnsinn. Den Gedanken, dass du mit einer anderen zusammen sein könntest, ertrage ich nicht. «
Offenbar wirken diese Worte auf ihn eher wie ein Echo, als dass sie ihm ins Herz geschrieben wären. Ich richte mich auf. »Wussten Sie, dass ihr Mann – Verzeihung, Exmann – im Schrank sitzend einen Filmstar aus Ihnen gemacht hat? Natürlich nicht. Sie lernten ihn ja erst viel später kennen. Erst als man Ihnen als consigliere des jao paw – oder sollte ich sagen: als juristischem Berater der Geldgeber? – alle verwaltungstechnischen Aufgaben übertrug, nicht wahr?«
Sein Mund öffnet sich ein wenig, aber er bleibt stumm. Nun gebe ich mir alle Mühe, seinen schwierigen Akzent mit den Cockney-Anklängen und transatlantischen Referenzen zu imitieren, etwa eine Oktave tiefer, als ich es sonst gewöhnt bin zu sprechen: » Mach dir da mal keine Sorgen. Was hätte das denn für einen Sinn? «
Er lehnt sich nachdenklich auf seinem Stuhl zurück. Meine buddhistische Gelassenheit beginnt, mich zu verlassen. Beiläufig ergreife ich ein Stück Zucker, das in einer Untertasse auf seinem Schreibtisch liegt. »Sie nehmen keinen Zucker? Macht wohl zu dick.« Ich zerbrösle den Würfel und schleudere die Krümel in seine Richtung. »Heroin«, sage ich laut und vernehmlich. »In flagranti erwischt.« Wieder keine Reaktion, was meine Vermutung bestätigt, dass er Schutz von oben genießt. Er wischt den Zucker mit einem spöttischen Grinsen vom Ärmel. Ich trete um den Schreibtisch herum.
»Ich frage mich also, was Smith mit einer DVD zu tun hat, die einen Mord dokumentiert, an dem er nicht mitgewirkt haben kann, weil er zum fraglichen Zeitpunkt im Ausland weilte. Trotzdem, sagt mir mein Instinkt, weiß besagter Smith etwas über den Fall.« Ich lege den Kopf ein wenig schräg und lächle. »Natürlich brauchte ich eine Weile, um dahinter zu kommen, wie Sie ins Puzzle passen, Mr. Smith. Bis mir einfiel, dass Sie auf Unternehmensrecht spezialisiert sind. In wie vielen Aufsichtsräten sitzen Sie? An wie vielen Immobiliengeschäften im ganzen Land sind Sie inoffiziell beteiligt? Wie oft haben Sie es farangs ermöglicht, unsere restriktiven Gesetze zu umgehen und aus einer Sanierung Profit zu schlagen? Und plötzlich begriff ich, wie die perfekte Rache des Anwalts an seiner Geliebten aussehen musste, die ihn in den Wahnsinn trieb: Er würde Teilhaber werden in dem Unternehmen. Sie hat Sie schlimmer verletzt als jede andere Frau, Sie im Mark getroffen. Sie fühlten sich wie amputiert bis zu dem Tag, an dem sie starb. Was für eine elegante Lösung die einträgliche, digital dokumentierte Exekution des Dämons doch war, der sich immer wieder über Sie lustig machte.«
Ich hebe fragend die Augenbrauen, was er irgendwie komisch zu finden scheint. Dies ist der richtige Moment, seinem Stuhl einen Tritt zu verpassen. Er fliegt damit durch die Luft. Kurz sieht es so aus, als gelänge es ihm, Balance und Würde zu behalten, aber die Räder an dem Ding sind so gut geölt, dass es einfach unter ihm wegrutscht, er auf dem Boden landet und mit dem Kopf gegen die Wand knallt. Ich setze den Fuß auf seinen linken Arm. Er zuckt vor Schmerz zusammen. »Ich genieße Schutz von oben«, murmelt er.
»Wie weit oben? Von Vikorn?«
Er grinst spöttisch. »Höher. Sie haben keine Ahnung von meinen Kontakten.«
Ich lächle. Vielleicht klingt das, was er sagt, nicht so, aber es ist eine Art Schuldeingeständnis.
Er
Weitere Kostenlose Bücher