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Der buddhistische Mönch

Der buddhistische Mönch

Titel: Der buddhistische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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beispielsweise gemerkt, dass sie gar nicht Selbstauslöschung im Sinn hatte, jedenfalls nicht ihrer Auffassung nach, sondern eher ein Statement, so etwas wie ein Vermächtnis an die Welt, einen Akt der Rache, zum Teil symbolisch, zum Teil durchaus greifbar. Man könnte beinahe sagen, dass sie eine Form der Selbstachtung zelebrierte.«
    Er zuckt mit den Achseln. »Und?«
    »Das fragen Sie? Ist Ihnen denn nie aufgefallen, dass es ihre Selbstachtung war, die Sie an den Rand des Wahnsinns trieb? Ihr Talent, Ihnen die sexuelle Erfahrung Ihres Lebens zu schenken, die Ekstase, die ein Mann wie Sie sich von einer Frau ersehnt? Doch wenn Sie sie bezahlt hatten, verschwanden Sie bis zum nächsten Mal vollständig aus ihren Gedanken. Das ist für sich nichts Ungewöhnliches, nur dass bei ihr die Polarität besonders stark ausgeprägt war. Ihr Genie bestand in der Fähigkeit, Sie aus ihrem Herzen zu entfernen wie einen Schmutzfleck vom Boden.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Dass Sie sterben müssen, Khun Smith.« Er sieht mich verwirrt an. »Begreifen Sie denn nicht? Wenn Sie sie verstanden hätten, wäre Ihnen klar gewesen, wie gefährlich es war, jedes Mal eine solche Supervorstellung von ihr zu erwarten. Selbst für sie dürfte das eine ungewöhnlich intensive Affäre gewesen sein – sie scheint sich sogar in Sie verliebt zu haben. Bei ihr war das ein Hinweis auf mörderische Absichten. Ist Ihnen klar, wie kurz sie davor stand, Sie einfach von Khun Tanakan beseitigen zu lassen? Dass sie Sie dazu bringen wollte, Ihr eigenes Überleben als von ihrem Ableben abhängig zu erachten?« Sein Stirnrunzeln verstärkt sich. » Sie hat das alles von Anfang an geplant. «Nun bekommt er große Augen. »Die Idee hatte sie nicht erst ganz am Schluss Ihrer Affäre, nein, der Plan war der Grund, Sie überhaupt auszuwählen. Sie durchschaute Sie und erkannte, dass Sie der Richtige waren zum Provozieren und Quälen. Sie verstrickte Sie bewusst in eine gefährliche Rivalität mit einem der mächtigsten Männer Thailands – und Sie fielen darauf herein. Innerhalb eines Monats hatte sie Ihr Leben, Ihre Identität und Ihre Karriere unter Kontrolle. Sie wusste, dass Sie ihrer Idee am Ende zustimmen würden, um sie auf elegante Weise loszuwerden.« Jetzt starrt er mich mit offenem Mund an. »Wie alt sind Sie? Ich sage es Ihnen: sechsundvierzig. Genauso alt wie ihr Vater, als sie ihn umbringen ließ. «
    Ich richte mich auf. »Es spielt keine Rolle, ob ich Sie festnehme oder nicht. Wahrscheinlich ist es Ihnen lieber, wenn ich es nicht tue. Soll mir recht sein.« Ich hole einen Zettel aus meiner Gesäßtasche, entfalte ihn und lasse ihn auf seinen Kopf flattern. Es handelt sich um einen Ausdruck des E-Mail-Fotos von dem wütenden Elefanten. »So wurde ihr Vater von ihr ins Jenseits befördert, Mr. Smith. Die Bilder hat sie selbst gemacht.« Ich berühre zwinkernd das Elefantenhaararmband an seinem linken Handgelenk.
    An der Tür kann ich es mir nicht verkneifen, mich noch einmal nach ihm umzudrehen. Er liegt bewegungslos da, offenbar ziemlich verwirrt. »Süße Träume«, sage ich beim Gehen und nehme voller Befriedigung wahr, wie er nach Luft schnappt.

33
    Ich habe keine Ahnung, wie oder warum Baker in die Sache verstrickt ist. Letztlich weisen nur das Elefantenhaararmband von dem Mönch sowie die Tatsache darauf hin, dass Smith mindestens zweimal bei ihm war. Ich komme mir vor wie im Blindflug. Seit drei Tagen habe ich nichts mehr von Damrongs Bruder gehört. Auf dem Rücksitz eines Taxis versuche ich mir mit Lek zu erklären, warum ein kleines Licht wie Baker zum Mitinitiator eines Weltklasse-Snuff-Movie werden konnte, und so fallen die Jungs mir erst auf, als wir schon vor Bakers Haus stehen. Einer mustert mich einen Moment lang mit ausdruckslosem Gesicht. Er trägt die Uniform eines Wachmanns; an seinem Gürtel hängen Schlagstock und Handschellen. Ich sage etwas sehr schnell auf thai, um sicher zu sein, dass er die Sprache nicht versteht. Lek, der aus der Provinz Surin stammt, beherrscht einen Khmer-Dialekt. Ich bitte ihn, den neuen Wachmann zu fragen, wo die anderen Kollegen abgeblieben sind. Der Typ antwortet willig, offenbar erfreut, sich in seiner Muttersprache ausdrücken zu können.
    »Er sagt, eine neue Gesellschaft habe den Auftrag, das Gebäude zu bewachen.«
    »Und wie viele Wachleute gibt es?«
    »Ungefähr zehn.«
    Da sehe ich die anderen. Sie tragen nicht alle Uniform, aber ich würde wetten, dass sie samt und sonders Khmer

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