Der buddhistische Mönch
würde so etwas tun.« Er sieht mich achselzuckend an.
»Und als Sie mit Smith fertig waren, bewies er endlich Einsicht? Er musste etwas tun, um sich Tanakans Wohlwollen wieder zu erwerben, weil der ihn sonst beruflich ruiniert hätte?«
»Es gehörte zu ihrem Plan, sie beide dazu zu bringen, dass sie sie liebten und gleichzeitig hassten, das habe ich Ihnen doch schon erklärt. Ich hielt sie immer für eine x-beliebige Nutte, die sich das Leben selbst schwer macht. Jetzt habe ich so meine Zweifel. Vielleicht wusste sie doch, was sie tat.« Er setzt den frisch bemalten Vogel zurück in den Käfig. »Mehr kann ich Ihnen auch nicht sagen. Ich riskiere durch dieses Gespräch mit Ihnen mein Leben, allerdings nur deshalb, weil ich nicht als Insekt wiedergeboren werden möchte. Geld ist mir nicht wichtig. Lassen Sie mich in Zukunft in Ruhe.«
32
Als ich in Smiths Kanzlei auftauche, schenkt der groß gewachsene, attraktive Anwalt mir nicht ganz so viel Aufmerksamkeit wie bei meinem ersten Besuch, denn heute bin ich nicht als Interessent an einem internationalen Pornodeal da, sondern als bescheidener Detective und verdiene deshalb keine Hochachtung. Jemand muss geplaudert haben: Vikorn? In dieser Symphonie des Verrats würde ein bloßes doppeltes Spiel so simpel klingen wie die Melodie von »Jingle Bells«. Weiß Vikorn überhaupt, auf welcher Seite er steht?
Smith sieht mich von seinem eleganten Stuhl aus fragend an (der Stuhl ist aus schwarzem Leder und Chrom und scheint sich im Sitzen bewegen zu lassen; Smith ahnt nicht, wie sehr er dem ähnelt, den er in einem früheren Leben zur Zeit der Prohibition in Chicago sein eigen nannte).
»Ihr Verhalten verwirrt mich ein wenig, Mr. Smith.«
»Welches Verhalten?« Plötzlich kommen seine Cockney-Wurzeln durch.
»Eine Frau wird ermordet, eine Frau, der Sie … wie soll ich es ausdrücken? … verfallen waren. Eine Frau, deren Körper …«
»Verschonen Sie mich mit Ihrer Dritte-Welt-Dramatik, Detective. Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen.«
»Von Mord, Mr. Smith.«
»Ach. Und wer ist tot?«
»Damrong Tarasorn Baker zum Beispiel.« Er gibt sich keine Blöße. »Ihre Geliebte. Ihre Nutte. Ihr Spielzeug. Ihr Folterknecht.«
Sobald ein farang, insbesondere ein Anwalt, beschließt zu behaupten, A könne nicht Nicht-A sein, geht jede Verbindung zu den Gefühlen verloren. Es ist, als wäre nur noch ein sprechender Kopf übrig. »Eine Frau, nach der Sie im wahrsten Sinn des Wortes verrückt waren, wurde umgebracht«, sage ich. Keine Antwort, aber immerhin scheint er sich nun ein wenig unbehaglich zu fühlen. »Eine Frau, deren Exmann Sie in letzter Zeit ziemlich häufig aufsuchen.« Smith ist wirklich gut – er behält sein Pokerface auch unter Druck; wenn ich mich nicht täusche, war da allerdings ein kurzes Zucken seines linken kleinen Fingers, gefolgt von einer Berührung der Nase mit der rechten Hand. Ein geübter Jäger wie ich kann solche Zeichen lesen.
Ich gehe in seinem Büro hin und her, ein Verhalten, das in etwa der Reviermarkierung bei Hunden und Katzen entspricht. Das scheint ihn ein wenig zu irritieren. Ich atme tief durch. »Um es zu wiederholen: Eine Frau wurde ermordet, eine Frau, die Sie mit ihren Reizen in den Wahnsinn trieb. Und man bannte ihr Ableben auf Film.« Ich beobachte fasziniert den Tick an seinem Mundwinkel. »Ja, auf Film, Mr. Smith, genauer gesagt auf DVD. Welcher Ausdruck wäre geeignet, bei der internationalen Gemeinschaft Entrüstung zu wecken? Verstoß gegen das Urheberrecht vielleicht? Ja, nehmen wir einmal an, ich ermittelte in einem Fall besonders ungeheuerlicher Copyright-Verletzung. Es hat keinen Sinn, sich allzu lange bei den Kollateralschäden aufzuhalten, die Sie bisher auf drei zu beschränken wussten: eine gewisse Nok, die im Parthenon arbeitete; ein gewisser Pi-Oon, ein harmloser Transsexueller, der zu viel wusste; und ein gewisser Khun Kosana, ein Kumpel und Abhängiger Ihres Meisters Khun Tanakan, der das Pech hatte, die DVD in die Finger zu bekommen und sich mit seinem Lover anzusehen. Ihre Spur ist ziemlich blutig, Khun Smith.«
Er bedenkt mich mit einem schrägen Blick. »Copyright-Verletzung? Das war früher mein Fachgebiet. Um was für eine Art von geistigem Eigentum geht es denn?«
Ich hüstle. »Aha, Sie sind also Experte. Wie dumm von mir, etwas eine Copyright-Sache zu nennen, wenn niemand je offiziell Anspruch auf die Urheberschaft des Werks erheben würde. Ja, Sie haben recht: Ich werde mir ein neues
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