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Der buddhistische Mönch

Der buddhistische Mönch

Titel: Der buddhistische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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fast ein Jahrzehnt lang in eine alkoholbedingte Depression verfiel, bevor er sich dem Unvermeidlichen beugte. Beinahe wäre es ihm sogar gelungen, ein florierendes Unternehmen aufzubauen, aber wie viele Anfänger in meinem Land machte er den fatalen Fehler, von der Armee, nicht von der Polizei zu kaufen. Und noch schlimmer: Er erwarb seine bescheidenen zehn Kilo Heroin von Vikorns Erzfeind General Zinna, weshalb Vikorn ihn auffliegen ließ und seine Jungs anwies, hieb- und stichfeste Beweise gegen ihn zusammenzutragen, sodass Yammy mit Sicherheit eine tödliche Injektion bekommen würde. (Seit letztem Jahr orientieren wir uns an der gängigen Mode in der Exekutionsindustrie; wir sind von der Kugel auf die Spritze umgestiegen. Warum, weiß Buddha allein, denn den tödlichen Schuss hat bestimmt nie jemand wirklich mitgekriegt. Das ist weniger eine Frage der Menschlichkeit als der modernen Zimperlichkeit. Mir persönlich wäre heißes Blei im Hirn allemal lieber als eine chemische Einschläferung. Und dir, farang?)
    Was heißt, dass die Lage für Yammy bis vor fünf Minuten alles andere als rosig war. Hier ein Bericht von meinem heroischen Besuch in seiner Zelle in Lard Yao (unserer größten Haftanstalt; sie fasst neuntausend Gefangene und wurde von den Japanern im Zweiten Weltkrieg als Konzentrationslager eingerichtet):
    Stellen Sie sich eine lange, heiße Fahrt ins tropische Nichts vor. Plötzlich kündet der durchaus angenehme Anblick üppiger Vegetation vom Beginn des weitläufigen Haftanstaltgeländes. Aber halt: Woher kommt dieser infernalische Gestank? Ach ja, das ist der Behälter, in dem renitente Gefangene stunden-, manchmal auch tagelang bis zum Hals in der Gülle stehen müssen. Kein sonderlich schöner Ort zum Ertrinken. Während ich mir die Nase zuhalte, werde ich von Wachleuten mit undurchdringlicher Miene abgetastet und in den Besucherraum gebracht, wo ich auf einer einfachen Holzbank Platz nehme. Nach einer Weile führt man Yammy in Handschellen und Fußeisen herein, einen schlanken, ziemlich attraktiven Japaner Mitte vierzig mit hoher Stirn und dem mürrisch-entschlossenen Gesichtsausdruck des wahren Künstlers in einer Zeit, in der wahre Kunst als kulturell indiskutabel gilt. Für ihn gibt es keine Sitzgelegenheit. Ich freue mich sehr, ihm ausgesprochen positive Nachrichten bringen zu können, und habe das Gefühl, dass ich im Augenblick auf gutem Fuß mit dem Buddha stehe, weil er mich für die Rettung Yammys ausersehen hat. Vermutlich können Sie sich denken, wie konsterniert ich bin, als dieser nach meiner Erläuterung von Vikorns unwiderstehlichem Geschäftsplan einfach Nein sagt.
    »Yamahatosan«, erwidere ich, »vielleicht habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt. In ein paar Wochen wird Ihr Fall vor Gericht verhandelt. Es ist egal, ob Sie gestehen oder nicht – die Beweise sind eindeutig. Und selbst wenn sie es nicht wären: Vikorn weiß, wie man eine Verurteilung durchboxt. Sie werden zum Tod verurteilt, und während der üblichen paar Jahre des Wartens darauf müssen Sie sich von einsitzenden farangs vergewaltigen und von den Thais als Paria behandeln lassen, die Ihnen frische Kakerlaken verwehren, Ihre einzige Proteinquelle im Knast. Wahrscheinlich sind Sie todkrank, wenn man Sie endlich auf die Pritsche schnallt und Ihnen die Nadel …«
    »Hören Sie auf!«, ruft Yammy aus. »Sie können mir keine Angst einjagen. Ich werd mich selbst umbringen.« Er fährt sich mit dem linken Daumen über den Bauch wie mit einem Samurai-Schwert. »Das Messer hab ich schon.«
    »Yamahatosan«, erwidere ich, »das ist unnötig. Ich bin hier, um Sie rauszuholen.«
    »Ich möchte aber nicht raus. Was für einen Unterschied würde das machen? Ihr Thais habt doch keine Ahnung von Ehre. Ich hätte sowieso Selbstmord begangen, wenn es mir nicht gelungen wäre, einen Spielfilm zu drehen. Und was bin ich, wenn ihr mich raus lasst?«
    »Ein gut bezahlter Pornofilmer.«
    »Ich will kein verdammter Pornofilmer sein. Ich bin Künstler. «
    Verblüfft, verwirrt, verzweifelt – aber auch beeindruckt – hole ich das Handy aus der Tasche, um den Colonel anzurufen.
    »Tja, dann soll er halt Künstler sein«, meint Vikorn. »Meinetwegen kann er zehn Kameras gleichzeitig verwenden, bei der Fellatio die Mondlandung zwischenschneiden und sich Blumen und Drucke ins Atelier stellen. Ich lasse ihm künstlerisch absolut freie Hand, solang er die Aufnahmen von den Mösen richtig hinkriegt und sich das Zeug in Amerika und

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