Der buddhistische Mönch
Eskortagenturen. Geschätzte zwanzig Prozent der Bangkoker Frauen, die in der Lage sind, ihren Körper zu verkaufen, lassen sich von solchen Agenturen vermitteln; so haben wir einen riesigen Heuhaufen, in dem wir nach der sprichwörtlichen Nadel suchen müssen. Damrong war etwas Besonderes; die Leute werden sich an sie erinnern, genau wie ich. Gerade spiele ich mit dem Gedanken, einen Teil der Laufarbeit selbst zu erledigen, als Colonel Vikorn mich zu sich beordert.
Unterwegs lege ich mir in der Hoffnung, dass der Colonel endlich Interesse dafür entwickelt, eine Zusammenfassung der bisherigen Erkenntnisse im Fall Damrong zurecht. Ich setze mich gegenüber von ihm hin, das große Antikorruptionsposter ein wenig rechts hinter ihm und das Foto Seiner Majestät des Königs in großer Gala unmittelbar über seinem Kopf direkt im Blick, und beginne mit meinem Bericht. Vikorn bemüht sich um Geduld, doch die währt nicht lange. Als ich ihm von Bakers Hightech-Ausrüstung und dem gestohlenen Laptop erzähle, ergreift er die Gelegenheit, mir ins Wort zu fallen.
»Dann ist er also der Mörder. Damit wäre der Fall in weniger als einem Tag gelöst. Du bist einfach unser bester Detective.«
»Aber er war zum Zeitpunkt des Mordes nicht in Thailand, und die Daten auf dem Laptop konnte ich bisher auch noch nicht überprüfen.«
Vikorn bedenkt mich mit einem wohlwollenden Lächeln und einer mahnenden Bewegung seines Fingers. »Verdirb nicht alles durch übertriebenen Perfektionismus. Natürlich ist Baker der Mörder. Er kannte sie, war ihr Mann und ihr Zuhälter und hat ihr Pornomaterial für sie verscherbelt. Warum drohst du ihm nicht mit einer Anklage und bietest ihm dann im Austausch für ein Geständnis einen Deal? Wahrscheinlich könnte ich den Richter davon überzeugen, dass er nicht zum Tod verurteilt wird, sondern nur acht Jahre absitzen muss, wenn er uns die Namen seiner Komplizen verrät. Und falls er sich weigert, kopierst du einfach das Snuff Movie auf seinen Laptop, so einfach ist das.«
»Auf dem Laptop sieht man das Datum, an dem der Film kopiert wurde.«
»Tja, das Notebook darf eben nicht in die Hände der Verteidigung gelangen.«
»Und was ist, wenn er’s wirklich nicht war?«
»Dann hast du es zu verantworten, dass ein Unschuldiger einsitzt. Wie wahrscheinlich ist das?«
Ich habe keine Lust auf eine Diskussion mit ihm. Er weiß ganz genau, dass ich mit dieser Lösung nicht zufrieden bin und mir den Arsch aufreißen werde, bevor ich Baker mit einer Anklage drohe. Das macht mich in seinen Augen zum Waschlappen. Jeder anständige Thai-Cop würde längst in irgendeiner Bar den schnellen Abschluss des Falls begießen. Meinem Colonel ist es ziemlich egal, ob Baker Damrong umgebracht hat oder nicht – ein farang wie er kommt über kurz oder lang sowieso in die Bredouille, bringt der thailändischen Gesellschaft keinen Nutzen und würde von einem dreijährigen Kurs in gesellschaftlicher Verantwortung an der Universität von Lard Yao vermutlich nur profitieren.
Jetzt, da der Fall für ihn erledigt ist, reibt er sich die Hände.
»Sonchai, ich glaube, wir machen Fortschritte mit unserem Projekt. Ich hab überprüfen lassen, was dieser Yammy in seinem neuen Atelier treibt. Weißt du schon, dass ich Räume in Chinatown angemietet hab, am Fluss?«
»Nein. Da waren Sie aber ganz schön schnell.«
»Das liegt bloß an diesem Bericht aus der New York Times von dir. Ich hatte ja keine Ahnung, dass mit Porno mehr Geld zu verdienen ist als mit yaa baa. «
»Na toll.«
Er beugt sich ein wenig vor, wie er es gern tut, wenn er einen Gefallen erbitten will. »Sonchai, ich mache dich hiermit zu meinen Augen und Ohren. Tut mir leid, dass ich dir damit noch mehr Arbeit aufhalse, aber du bist nun mal der einzige Cop in District 8, der weiß, wie ein guter Pornofilm entsteht. Ich möchte, dass du regelmäßig bei Yammy vorbeischaust, dich mit ihm anfreundest. Würdest du das für mich erledigen?«
Vikorn schlägt man keine Bitte ab, also nicke ich. Draußen im Flur geht mir auf, dass ich mich vermutlich glücklich schätzen kann – unter den gegebenen Umständen ist es mir immerhin möglich, den Fall Damrong ungestört weiterzuverfolgen. Bei einem 7up in der Kantine kommt mir der Gedanke, die FBI-Frau bei meinem Ausflug mitzunehmen. Davor möchte ich mich jedoch noch Bakers Laptop widmen. Ich teile Manny mit, dass ich auf besondere Anweisung Vikorns zum Fluss fahre und nicht gestört werden will. Dann rufe ich Kimberley
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