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Der buddhistische Mönch

Der buddhistische Mönch

Titel: Der buddhistische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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mitten im Geschehen: eine Nahaufnahme von Damrongs Gesicht mit einem erigierten Penis im Mund, wahrscheinlich dem von Baker, denn der Clip, der nur ungefähr vierzig Sekunden dauert, wirkt filmtechnisch betrachtet ziemlich experimentell. Es ist ein Schock für mich, so unvermittelt mit Damrongs lustvoller Bearbeitung des Glieds konfrontiert zu werden. »Alles in Ordnung«, beruhige ich Chanya und Kimberley, die meine Reaktion stärker interessiert als der Porno.
    »Sie ist nicht mal hübsch«, meint Chanya. Die Bemerkung hat, glaube ich, nicht allzu viel mit Eifersucht zu tun; vielmehr sieht Chanya ein völlig anderes Bild auf dem Monitor als ich: ein ziemlich gewöhnliches kambodschanisches Gesicht, dunkler als ihr eigenes, mit dem leichten Schmollmund der Khmer. Für mich ist Damrong auf distanziert hochmütige Weise schön, während Chanya sich mir einladend erdverbunden präsentiert. Aber auch die FBI-Frau schüttelt den Kopf. »Nur Männer können so was für unwiderstehlich halten«, brummt sie.
    Wir gehen gemeinsam alle mit »X« markierten Dateien Bakers durch, angefangen bei der kürzesten. Nach zehn Minuten sind wir mit Damrongs sexuellem Repertoire vertraut, ohne jemals einen Funken Leidenschaft ihrerseits wahrgenommen zu haben. Die Gesichter der Männer tauchen selten auf; wenn, nur als behaarte, rosige Kulisse ihrer Inszenierung. Es fällt mir nicht schwer, mir schnell ein dickes Fell zuzulegen. Ich beginne sogar schon, mir etwas auf meinen buddhistischen Gleichmut einzubilden, als wir uns dem ersten der beiden längeren Clips zuwenden.
    Plötzlich herrscht eine völlig andere Atmosphäre. Man merkt sofort, dass die Aufnahme heimlich, ohne Wissen des Freiers, entstanden ist. Anfangs bewegt sich das Paar immer wieder aus dem Blickfeld der Kamera, doch dann gelingt es Damrong, ihren Kunden in eine bestimmte Position auf dem Bett zu manövrieren, wo sie ihn mit dem Mund bedient. Ihr Engagement verursacht mir ein flaues Gefühl im Magen. (Die Eifersucht stammt aus Reptilinkarnationen und ist fest verankert im Hirnstamm; mit ihrer Wirkung auf die Persönlichkeit beschäftigen sich Wissenschaftler seit Jahrtausenden.) »Alles in Ordnung, Sonchai?«, fragt die FBI-Frau. Chanya meint angewidert: »Er liebt sie immer noch, schau ihn dir doch bloß an.«
    »Ja, alles in Ordnung«, krächze ich. »Wirklich.«
    »Warum bist du dann so grün im Gesicht?«, möchte meine schwangere Partnerin wissen.
    »Bin ich doch gar nicht«, presse ich hervor, obwohl ich während der ersten fünf Minuten des Clips gegen einen inneren Tornado ankämpfe, aus dem ich mich erst befreien kann, als immer wieder kurz das Gesicht des Mannes auftaucht.
    »Schaut«, meint Kimberley, »schaut, wie sie sich unter ihm bewegt, damit die Kamera sein Gesicht erwischt.«
    Es ist alles sehr subtil, jedes augenscheinlich lustvolle Aufbäumen ihrerseits. Jetzt kommt er ganz ins Bild. Es tröstet mich nicht gerade, dass der Mann ein selbstbewusster, attraktiver farang mit kantigem Kiefer, rötlich dunklen Haaren und haselnussbraunen Augen ist. »Du Scheißkerl«, murmle ich, dem Blick der Frauen ausweichend. »Tja, genau das war ihre Stärke«, erkläre ich heiser. »Sie gibt ihm das Gefühl, dass er sie beherrscht, dass sie ihm mit Körper und Seele verfallen ist.«
    »Erfunden hat sie das aber nicht gerade, Sonchai«, meint die FBI-Frau. Chanya pflichtet ihr mit einem verächtlichen Blick bei. Der postkoitale Teil allerdings lässt uns alle drei wie gebannt auf den Bildschirm starren.
    »Erstaunlich«, sagt die FBI-Frau.
    »Genial«, stimmt Chanya, die ehemalige Bar-Queen, ihr zu.
    Ich reibe mir die Augen. »Noch mal«, fordert Chanya.
    »Echte Tränen«, kommentiert Kimberley.
    Tatsächlich lösen sich ein paar Tränen aus Damrongs Augenwinkeln, die sie hastig wegwischt. Mit gesenktem Blick sagt sie: »Tom, du bist einfach der Wahnsinn.« Ein unterdrücktes Schluchzen, dann: »Den Gedanken, dass du mit einer anderen zusammen sein könntest, ertrage ich nicht.«
    »Mach dir da mal keine Sorgen«, beruhigt Tom sie mit zugeschnürter Kehle. »Was hätte das denn für einen Sinn?« Jetzt werden auch seine Augen feucht. Ihre Tränen vermischen sich, und sie wenden sich wieder tieferen Körperregionen zu. Diesmal gelingt es Damrong, sowohl sein Gesicht als auch seinen Unterleib in Richtung Kamera zu bugsieren.
    »Hat sie das bei dir auch so gemacht?«, erkundigt sich Chanya, und die FBI-Frau sieht mich fragend an.
    »Nein«, antworte ich, alles andere als

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