Der buddhistische Mönch
für Mikrowellen und fünf für DVD-Player, und du bist mein, chérie. Andererseits könntest du mir Kredit gewähren. Die Aufträge hab ich schon, ich muss sie nur noch abarbeiten.«
Marly, die sich dank Yammys schamloser Schmeicheleien schon fast in Hollywood wähnt, verdreht genervt die Augen und wendet sich ab. Ich lade sie mit einem Lächeln ein, sich zu uns zu gesellen, damit Nongs Klagen endlich ein Ende haben. »Na, wie läuft’s mit dem Film?«
»Gut, glaub ich. Yammy ist ting-tong, vollkommen verrückt, aber er weiß, was er tut.« Sie wirft einen Blick auf ihre Uhr.
»Ein ting-tong- Japanerist mir allemal lieber als ein doppelgesichtiger farang « , brummt Nong. Ihr Zorn stimmt mich traurig, weil ich seinen Ursprung kenne. Sie hat sich nicht viel von der Kontaktaufnahme mit dem amerikanischen Soldaten erwartet, in den sie sich vor dreißig Jahren verliebte, nur so etwas wie eine verspätete Verbundenheit, einen Plausch über die alten Zeiten, ein bisschen Stolz auf den gemeinsamen Sohn – so schlecht bin ich im Vergleich zu den meisten leuk kreung von Vietnam-GIs gar nicht geraten. Was sie hasst, ist seine westliche Herablassung: Wäre er mit einer Amerikanerin genauso umgesprungen? Marly sieht mich fragend an, und ich zucke hilflos mit den Achseln. Zum Glück betritt in diesem Moment der Australier Greg den Club. Nong hat eine ähnliche Schwäche für ihn wie ich für Henri und begrüßt ihn mit einem strahlenden Lächeln. Er erwidert es mit einem unbeholfenen wai, das Nong ein Grinsen und ein Kopfschütteln entlockt. Ohne auf seine Bestellung zu warten, holt sie hinter der Theke eine Flasche gekühltes Foster’s hervor und reicht sie ihm – gratis. »Rührend, wie du dich um mich kümmerst«, sagt Greg. »Du bist besser als zwölf Mütter.« Die Vorstellung, dass jemand zwölf Mütter haben könnte, bringt Nong zum Lachen.
Ein Wort zu Greg: Er ist von der Natur mit einem Stoffwechsel gesegnet, der ihn ungeachtet der Foster’s schlank bleiben lässt, wirkt um etliches jünger als die achtunddreißig Jahre, die er auf dem Buckel hat, und auf fast schon morbide Weise normal. Mit Männern trinkt er Bier, mit Frauen schläft er; er liebt Rugby, Football, Cricket und Wetten auf das, was er jee-jees nennt. Freundlich, wie er ist, hat er auch im alkoholisierten Zustand – nur nicht im letzten Stadium – einen fröhlichen Gruß auf den Lippen.
Normalerweise rettet Lek den guten Greg am Ende eines Foster’s-intensiven Abends aus heulendem Elend, meist auf dem Klo, wo er keinerlei Verlegenheit darüber empfindet, von einem besonders effeminierten Transsexuellen aus seiner selbstmörderischen Verzweiflung geholt zu werden.
Greg zu Lek: »Ich bin völlig durch den Wind, Kumpel, komplett atomisiert. Meine Mum hat meinen Dad weggejagt, als ich ein Kind war, und dann hat sie bei mir ’ne Gehirnwäsche gemacht. Weißt du, sie hasst Männer, wie alle australischen Frauen – das muss am Essen liegen, vielleicht an den verkochten Erbsen.«
Lek schüttelt es. »Verkochte Erbsen? Ach, du Armer.«
»Ich hab nie eine richtige Familie gehabt«, jammert Greg weiter, »bin ganz allein aufgewachsen. Ein Samstagabendfick, das Ergebnis war ich. Ihr seid meine einzige Familie, ehrlich.«
»Wie schrecklich. Aber keine Sorge, Schätzchen, wir kümmern uns um dich.«
»Ich liebe die Mädels – sie sind einfach toll. In einer Stunde geben sie mir mehr, als ich mein ganzes Leben lang gekriegt hab.«
»Tja, das liegt daran, dass du so männlich bist«, meint Lek.
»Tatsächlich? Du siehst übrigens heute Abend ziemlich hübsch aus.«
»Schätzchen, du bist betrunken.« Lek kichert. »Flirt nicht mit mir, du kannst mich nicht haben. Ich bin Polizist.«
»Soll das ein Korb sein?«
»Ich geb keine Körbe, Schätzchen, weil ich selber ganz, ganz weit unten bin – normalerweise krieg ich die Körbe. Mach mich jetzt nicht neidisch.«
Greg, der heute bei den Pferdewetten gewonnen hat, ist in Spendierlaune und gibt Drinks für Henri aus, der gerade die tausendste Abfuhr von Marly verarbeitet. Sie brauchen nicht lange, um mit Hilfe des Alkohols ihre tiefe Männerfreundschaft neu zu entdecken (in der letzten Woche hatten sie eine heftige Auseinandersetzung, an die sich am nächsten Tag keiner mehr erinnerte), und je betrunkener sie werden, desto lauter erschallen ihre Stimmen. Ich sitze zwischen Marly und Nong, die versuchen, mich nicht anzusehen, während Greg und Henri meine geheimsten Gefühle der Öffentlichkeit
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