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Der buddhistische Mönch

Der buddhistische Mönch

Titel: Der buddhistische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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hätte er bestimmt den Mund gehalten. Er ist jedes Mal ausgeflippt, wenn er in den Club kam und sie keine Zeit für ihn hatte. Farangs sind wie kleine Jungs – sie haben keine Selbstbeherrschung.«
    »Wusste Tanakan von Smith?«
    »Klar. Ein Mann wie er ist informiert. Er zahlt dafür.«
    »Aber er hat nichts gegen Smith unternommen?«
    »Smith lebt noch, oder?«
    »Hat er den Thai-Chinesen juristisch beraten?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Entschuldige.« Ich halte die restlichen Scheine hoch. »Wer organisiert das alles? Bei irgendjemand müssen die Fäden doch zusammenlaufen.«
    »Der Wachmann an der Tür. Sieh ihn dir an. Er ist clever, hat die Namen aller geheimen Mitglieder im Kopf und bringt die Mädchen zu den Verabredungen. Die X-Mitglieder zahlen ihm eine Menge Kohle, damit er den Mund hält. Aber er würde es sowieso nicht wagen, irgendetwas zu verraten.«
    Ich strecke ihr die Scheine hin, halte sie jedoch zwischen den Fingern fest, als sie danach greift. »Khun Kosana, der Typ aus der Werbebranche – er gehört zu den X-Mitgliedern, stimmt’s?«
    Sie blinzelt und schluckt. »Ja. Er war ein enger Freund von Khun Tanakan.«
    »War?«
    »Er ist verschwunden. Alle halten ihn für tot.«
    »Hat Tanakan ihn ermorden lassen?«
    »Wie zum Teufel soll ich das wissen?«, braust sie auf, beruhigt sich aber schnell wieder. »Die katoys hat der Club letztlich ausschließlich für Khun Kosana angeheuert. Ich glaub, er tat nur so, als würde er Mädchen mögen – ich hab ihn immer bloß mit katoys gesehen. Er war so eine Art Sklave für Tanakan, weil er einfach keinen Instinkt fürs Geschäft hatte. Tanakan musste ihn mehr als einmal raushauen. Aber die Medien hatte er im Griff. Tanakan benutzte ihn, um sein Image in der Öffentlichkeit zu polieren.«
    Ich reiche ihr die Scheine und löse weitere aus dem Bündel. »Bring mich in den privaten Teil des Clubs, von dem aus der spezielle Aufzug nach oben führt.«
    »Wozu?«
    »Ich möchte mich umsehen.«
    Wieder scheint sie ihre Meinung über mich zu ändern. »Du bist also doch ein Cop, stimmt’s? Dort wurde sie umgebracht, oder? In einem der Privaträume.«
    »Woher soll ich das wissen, ohne einen Blick hineingeworfen zu haben?«
    Sie reißt mir das Geld aus der Hand. »Ich würd’s auch umsonst machen. Komm heute Abend in den Club. Ruf vorher an und buch mich und ein Zimmer.«
    Wir verlassen das Stundenhotel getrennt. Lek erkundigt sich per Handy, ob ich bald ins Revier zurückkehre, weil allmählich Funkrufe hereinkommen. Ich sage ihm, dass ich in zwanzig Minuten da sein werde. Heute ist Sergeant Ruamsantiah für die Teams zuständig.
     
    Ich sitze im Taxi, als mein Handy zu vibrieren beginnt. Ruamsantiah informiert mich über eine Razzia. »In einem scheiß Bestattungskasino«, sagt er, alles andere als erfreut.
    »Ich dachte, da machen wir keine Razzien mehr.«
    »Inoffiziell. Ein Cop hat uns informiert – wahrscheinlich ein Verwandter, der sauer ist, weil er nicht eingeladen wurde. Leider können wir den Kopf nicht in den Sand stecken. Gehen Sie die Sache mit Samthandschuhen an, aber notieren Sie alles, damit wir hinterher sagen können, wir hätten sofort reagiert.« Ich rufe Lek an und verabrede mich mit ihm an der der Adresse nächst gelegenen Skytrain-Station.
     
    Tut mir leid, wenn nun in der Mitte der Geschichte ein Kulturschock kommt, farang, aber eine Beschreibung der Funktionsweise von Bestattungskasinos ist unerlässlich:
    Stellen Sie sich vor, Sie seien gerade frisch angekommen auf der anderen Seite, im Geisterreich, ohne Körper, und verständlicherweise noch ein wenig desorientiert. Es gibt nach wie vor jede Menge mit den Mitteln der heutigen Wissenschaft nicht feststellbare Verbindungen zu Ihren lebenden Verwandten, die nach dem Verlust Ihrer Körperfunktionen hauptsächlich durch die Übertragung von emotionaler Energie aktiviert werden: Bedürfnisse und Triebe überdauern das Denken. Ohne Ihren Leib sind Sie auf ein Restbewusstsein angewiesen, das sich primär aus Trennungsängsten speist. Was wollen Sie jetzt am allerwenigsten? Ja: allein sein. Verwandte, die Sie zu Lebzeiten nicht mochten, erhalten nun plötzlich eine wichtige – nein, lebenswichtige – Bedeutung. Es ist die Pflicht Ihrer Familie, Sie während der Totenwache, die bis zu neunundvierzig Tage dauern kann und an deren Ende Sie eine neue Bleibe im Bauch von irgendjemand – oder irgendetwas – gefunden haben werden, mit so vielen Menschen wie möglich zu umgeben. Und es

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