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Der buddhistische Mönch

Der buddhistische Mönch

Titel: Der buddhistische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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eine Dose 7up kaufe und mich hinsetze, um sie zu leeren. »Es ist folgendermaßen …« Der FBI-Frau ein Realitätssandwich zu servieren, wird nicht leicht, aber mir bleibt keine andere Wahl. »Lek hatte mit fünf einen Unfall. Er wollte über die Hinterbeine eines Wasserbüffels auf dessen Rücken springen, wie es auf dem Land Sitte ist, doch das Vieh versetzte ihm einen Tritt. Er hatte Glück, dass er nicht auf den Hörnern landete, sondern auf dem Boden, wo er sich den Kopf aufschlug. In dem Dorf gab’s keinerlei medizinische Versorgung. Seine Eltern dachten, er müsse sterben. Es stand nicht gut. Hörst du zu?«
    »Ja.«
    »Also riefen sie einen Schamanen, der ein Holzkohlenfeuer neben dem Kopf des Kindes entzündete und Rauch über ihn fächelte. Der Schamane sagte den Eltern, ihr Sohn sei so gut wie tot; es gebe nur noch eine einzige Hoffnung: Sie sollten ihr Kind einem Geist als Opfer darbieten, der seinen Körper erfüllen und wieder zum Leben erwecken könnte. Dann würde er allerdings dem Geist gehören, nicht mehr den Eltern.«
    »Wie bitte?«
    »Tja, die Sache hatte nur einen Haken: Der Geist war weiblich. Genau besehen, ist Lek kein richtiger Mensch, sondern ein weiblicher Geist, der einen männlichen Körper bewohnt.«
    Ich nehme einen Schluck 7up und warte auf ihre Antwort, die ausbleibt. Nach einer Weile erklingt ein Piepston aus meinem Handy, und ich klappe es zu. Gleich danach piepst es zweimal kurz hintereinander – eine SMS, die ich sofort lese. Doch die Botschaft stammt nicht von der FBI-Frau.
     
    Mohnproduktion in Afghanistan seit NATO-Invasion um mehr als fünfhundert Prozent gestiegen. Kosten für Rohstoff halbiert. Meine Kontakte bringen das Zeug bis nach Laos, dort übernehmen wir. Interessiert? Yammy.
     
    Ich antworte mit einem entschiedenen Nein und schicke die SMS postwendend ab.

18
    Ich warte auf einem Sofa im ersten Stock des Starbucks auf Nok; mein Blick ist durchs Fenster auf die Straße gerichtet. Ich weiß, was sie sich von unserem Treffen erwartet, und habe ein schlechtes Gewissen, weil ich sie an der Nase herumführe, aber im Moment ist es der einzige Faden, den ich in der Hand halte. Außerdem habe ich das Gefühl, Vikorn zu hintergehen, dem es ganz offensichtlich lieber wäre, wenn ich die Sache mit der Damrong-DVD nicht allzu beharrlich weiterverfolgte. Irgendwie fühle ich mich schizophren: Auf der einen Seite steckt ein Fanatiker in mir, der nicht eher ruhen wird, als dass er die Hintergründe zu dem Snuff Movie aufgeklärt hat, auf der anderen ist da der Typ, der sich nur zu gern auf Vikorns Plan einlassen und glücklich und zufrieden mit seiner schwangeren Frau leben würde. Tja, der Fanatiker behält die Oberhand.
    Nun taucht Nok auf, deren Erwartungen sich an ihrer Kleidung ablesen lassen. Mit ihren engen Jeans und dem T-Shirt ist sie himmelweit entfernt von der mamasan aus dem achtzehnten Jahrhundert vom Vorabend. Weil ich für unsere Zusammenkunft das Nana-Viertel mit seinen Stundenhotels gewählt habe, glaubt sie, wir würden gleich zum Sex kommen, was bedeutet, dass sie sich nicht in Schale werfen musste. Ihren wippenden Schritten ist die Freude darüber anzusehen, dass sie sich mit mir nicht nur auf angenehme Weise ein Zubrot verdienen wird, sondern sich daraus möglicherweise sogar eine längerfristige Lösung ergibt: Ich könnte sie zu meiner mia noi oder Nebenfrau machen und ihr ein Gehalt sowie ein Zimmer zahlen. Da ich offenbar beschlossen habe, meine Frau doch zu betrügen, scheine ich sie außerdem unwiderstehlich zu finden, was sie mir mit einem stolzen, überlegenen Lächeln dankt.
    »Weißt du, dass gestern Abend, gleich nachdem du weg warst, bei uns eine Razzia stattgefunden hat?«
    Ich schüttle den Kopf. »Ach. Und, wurde was gefunden?«
    »Keine Drogen, aber den Computer mit der Liste haben sie mitgenommen. Die Chefin telefoniert schon den ganzen Tag mit Mitgliedern, die Angst haben, dass die Presse Wind von der Sache bekommt. Und ein gewisser Colonel Vikorn will Geld. Scheiß Bullen.«
    »Tja«, sage ich und gebe mein Vorhaben auf, ihr reinen Wein einzuschenken. »Aber das ist nicht dein Problem.«
    Sie lächelt. »Jedenfalls nicht im Augenblick.« Dann sieht sie mich erwartungsvoll an. Als ich nicht mit Verhandlungen über den Preis für ihre Dienste beginne, mustert sie mein Gesicht genauer. Vielleicht bin ich ja einer dieser verwirrten Männer, die irgendwie in eine freudlose Ehe gestolpert sind, jedoch auch nicht wissen, ob eine Geliebte das

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