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Der buddhistische Mönch

Der buddhistische Mönch

Titel: Der buddhistische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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oft, dass es einem Geist bei seinem eigenen Bestattungskasino derart gut geht. Nang Chawiiwan fühlt sich durch seine spirituelle Macht so sehr gestärkt, dass sie das Handy zückt und die Gäste zurückruft, bevor wir zur Tür hinaus sind.
    Während wir die Soi 26 auf der Suche nach einem Taxi hinuntertrotten, wird mir schwindelig, und ich muss an einem Café haltmachen. Normalerweise trinke ich im Dienst keinen Alkohol, aber jetzt brauche ich ein Bier. Lek holt sich an einem Straßenstand ein 7up. Ich sehe zu, wie der Verkäufer die Glasscheibe zurückschiebt, eine saure grüne Mango aufspießt, sie auf ein Schneidebrett legt und so schnell in Schnitze zerteilt, dass die Bewegungen seiner Hände zu einer einzigen verschwimmen. Dann lässt er die Fruchtstücke in eine Plastiktüte gleiten, steckt diese in eine zweite und gibt pinkfarbene Säckchen mit Chili, Salz und Zucker für den Dip sowie einen Cocktailstick dazu.
    »Was ist los?«, fragt Lek, als er kauend zu mir zurückkehrt.
    Ich sitze leichenblass auf einem Plastikstuhl vor dem Café in dieser Straße, in der hauptsächlich Beschäftigte des horizontalen Gewerbes wohnen. Hier wimmelt es von katoys, dazu kommen ziemlich viele farangs und Madchen in Jeans und T-Shirt auf dem Weg zur Arbeit.
    »Der Tod«, antworte ich. »Jeder Cop muss sich gleich am ersten Tag im Job ein dickes Fell ihm gegenüber zulegen, aber das kann von der einen Minute auf die andere verloren gehen.« Ich schnippe mit den Fingern, und Lek macht große Augen. Er versteht nicht, was ich meine, und ich habe keine Lust, ihm den peinlichen Zwischenfall der vergangenen Nacht zu beichten. Ich nehme hastig einen Schluck Bier, doch es will mir nicht gelingen, die Erinnerung daran zu verdrängen:
    Ich fuhr so unvermittelt aus dem Schlaf hoch, dass meine Gelenke knackten. Sofort dachte ich, es sei etwas mit Chanya, doch die war bereits wach und starrte die Decke an. Das macht sie nur, wenn sie wütend ist.
    »Wieder sie, stimmt’s?«
    Ich zögerte meine Antwort hinaus. »Ja.«
    »Sonchai, ich weiß nicht, wie lange ich das noch ertrage. Gegen jede Frau aus Fleisch und Blut würde ich um dich kämpfen, aber gegen eine Tote? Ist dir klar, was du die letzte halbe Stunde gemacht hast?«
    Ich blieb stumm.
    »Du hast sie gebumst.«
    Ich drehte den Kopf weg. »Ja.«
    »Wieder und wieder. Das geht jetzt die dritte Nacht so. Und du bist gekommen. Alles ist klebrig.«
    Das war mir nicht bewusst gewesen. Jetzt fiel mir der ganze Traum wieder ein. Aber »Traum« ist eigentlich nicht das richtige Wort; es handelte sich eher um einen Besuch. Ich begann zu zittern.
    Mit Mühe unterdrückte Chanya ihren Zorn und stand auf, um einen feuchten Lappen zu holen, mit dem sie mich ziemlich grob abrieb. »Normale Männer haben eine echte mia noi. Nur du brauchst unbedingt eine Scheißtote.«
    »Entschuldige.«
    »Das geht jetzt so, seit du das letzte Mal in ihrer Wohnung warst.«
    »Ich glaub, ich muss duschen.«
    »Mitten in der Nacht?«
    Trotzdem trat ich hinaus auf den Hof, um mich mit dem Schlauch abzuspritzen wie einen Elefanten. Am Morgen schafften Chanya und ich es nicht, einander in die Augen zu sehen.
     
    Ich trinke mein Bier aus.
    »Es hat mit dem Damrong-Fall zu tun, stimmt’s?«, fragt Lek mit diesem unheimlichen sechsten Sinn, der katoys eigen ist. Ich nicke, weiche seinem Blick aus. »Würden Sie mich zu meinem moordu, meinem Meister, begleiten?«
    Lek hat seinen unfehlbaren Seher vor einem Jahr gefunden und möchte mich seitdem bewegen, ihn zu ihm zu begleiten. Er ist überzeugt, dass wir uns seit Hunderten von Leben in unterschiedlichen vertrauten Rollen umkreisen: Mutter/Vater, Schwester/Bruder, Ehefrau/Ehemann. Am meisten interessiert ihn jedoch, wann ich das letzte Mal ein katoy wie er war. Wir Buddhisten glauben, dass alle Seelen von Zeit zu Zeit die transsexuelle Erfahrung machen.
    »Wenn es mir besser geht, Lek«, sage ich. »Nicht heute.«
    Während ich mein Bier und Leks 7up bezahle, kommt eine SMS herein. Ich hole mein Handy aus der Tasche, lese die Nachricht und zeige sie Lek. Sie stammt von Yammy, die fünfte diese Woche:
     
    Hab einen Kurier gefunden, müsste also nicht selbst aktiv werden. Bitte sprechen Sie mit dem Colonel. Glaub nicht, dass ich das noch lang aushalte. Muss mich wieder meiner Kunst widmen. Yammy.
     
    Stöhnend stecke ich das Handy zurück in die Tasche, wo es gleich noch einmal zu piepsen anfängt. Diesmal kommt die Nachricht von der FBI-Frau:
     
    Du lebst in einem der

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