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Der buddhistische Mönch

Der buddhistische Mönch

Titel: Der buddhistische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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Magie verfallenen Land.

19
    Nok hat mich angewiesen, nach elf zu kommen, wenn im Parthenon am meisten los ist. Auf den Sofas sitzen Männer in dunklen Anzügen, die von jeweils zwei oder drei aufgetakelten jungen Frauen bedient werden. Nok, wieder im Ballkleid, stellt Mädchen vor, bringt Kunden in die oberen Stockwerke und begrüßt anschließend weitere Freier. Meinem Blick weicht sie aus. Allerdings hat sie im Vorbeigehen gerade kurz mein Handgelenk ergriffen. Offenbar naht der Moment, in dem die Bühne endlich zum Leben erwacht.
    Die Lichter werden heruntergedimmt, und ein unsichtbares Orchester spielt eine süßliche Melodie aus den Fünfzigern, zu der fünfzig Mädchen in knappen Badeanzügen gleichzeitig die Beine werfen. Die Show ist eine perfekte Kopie von Szenen aus Hollywood-Tanzfilmen mit einem Finale, das sich auf die junge Frau mit den größten Brüsten konzentriert. Sie steht auf einem kreisrunden Podest, die anderen huldigen ihr knieend. Anders als in den konkurrierenden Bars des Viertels verbietet die Choreographie hier das Entblößen von Brustwarzen und Schamhaar; was wir sehen, ist fast familiengeeignet. Zur Wahrung des Scheins hat Nok drei junge Frauen für mich abgestellt, die entzückt darüber sind, dass ich trotz meiner eher westlichen Züge Thai spreche, und die mir zum Zeitvertreib ihre Lebensgeschichte erzählen. Ihnen scheint jedoch klar zu sein, dass ich der mamasan gehöre, denn keine macht mir erotische Avancen. Als die Show ihren Höhepunkt erreicht und die Gäste zu klatschen beginnen, fragt Nok mich, ob eins der Mädchen sich zu mir setzen soll. Ich antworte ein wenig verlegen mit Nein, und sofort verschwinden die Girls. Nun bringt Nok mich hinauf in die oberen Stockwerke, wo das gleiche Spiel beginnt wie beim letzten Mal. Am Schluss führt sie mich für alle sichtbar zu einem der Zimmer und verschließt die Tür hinter uns. Dann lehnt sie sich von innen dagegen und schiebt mir ihren Louis-XV-Busen entgegen.
    »Ich dachte, wir gehen zu den privaten Räumen.« Sie hebt einen Finger an die Lippen. »Keine Sorge, ich hab ’ne Schlüsselkarte.« Sie holt sie aus den Tiefen ihres Gewandes. »Der Wachmann ist mir noch was schuldig. Ich hab ihm erzählt, dass du mein ganz spezieller Lover bist und ich in einem der Privatzimmer mit dir schlafen möchte. Das hier ist der Generalschlüssel; er öffnet alle Türen.« Ich bedanke mich mit einem Lächeln. »Vielleicht willst du doch noch mit mir ins Bett, wenn du erst das Zimmer siehst.«
    Über eine Feuertreppe führt sie mich zu einem Putzraum im Erdgeschoss und macht dort mit der Schlüsselkarte eine unauffällige Tür auf, hinter der sich ein dick mit Teppich belegter Bereich und ein mit rotem Leder gepolsterter Aufzug befinden. Auch in dem Lift, der in null Komma nichts ins oberste Stockwerk hinaufgleitet, liegt ein hochfloriger roter Teppich.
    Nun breitet sich vor mir eine faszinierende Spielwiese aus. Auf Fernsehmonitoren sind abwechselnd Paris-, Venedig-, Rom- und Fellatio-Bilder zu sehen. Nok zeigt mir, wie man seine erotische Aufnahme der Wahl heranzappt – alle nur erdenklichen Stellungen des Kamasutra und noch ein paar mehr. Die Decken hier sind hoch und vergoldet, allerdings nicht so üppig wie im öffentlich zugänglichen Bereich. In der Mitte befindet sich ein Swimmingpool von olympischen Ausmaßen, aus dem Dampfschwaden emporsteigen. An seinem Rand lümmeln Davide, Zeuse und Poseidone, und im Wasser spritzen sich einige sehr lebendige nackte Nymphen gegenseitig an. Vermutlich wurden sie durch das Geräusch des herannahenden Aufzugs aktiv. Nok winkt ihnen durch den Dunst zu, und sie erwidern ihr Winken.
    »Das ist mein Freund«, erklärt sie ihnen.
    »Willst du ihn mit uns teilen?«
    »Nein.«
    Sie wirft den Kopf mit einem herausfordernden Lächeln in den Nacken und führt mich an der Hand einen Flur jenseits des Pools entlang. Abgesehen vom Rascheln ihres Gewandes und den Wassergeräuschen herrscht Stille. In diesem Bereich zähle ich lediglich drei Türen, und Nok bestätigt, dass es tatsächlich nur drei Privatzimmer gibt, weil nicht mehr Platz vorhanden ist.
    Als sie eine Tür öffnet, wird mir klar, was sie meint: Der Raum ist riesig, in seiner Mitte ein großer nierenförmiger Whirlpool, um den herum Handtücher, Seifen, Gels und Massagelotionen aus Paris arrangiert sind. Auf hohen Regalen stehen offenbar wertvolle Antiquitäten aus Porzellan und Jade. Mein Blick ruht einen Moment lang auf einem knapp einen halben Meter

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