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Der buddhistische Mönch

Der buddhistische Mönch

Titel: Der buddhistische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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Klang noch eindringlicher ist – wie ein Flehen um grenzenlose Ewigkeit.
    Ernst nickend greift sie den Gesprächsfaden wieder auf. »Ja. Er ist klug genug zu wissen, dass selbst eine Nutte Gefühle braucht, wenn die Sache ein halbes Jahr dauern soll, und schüttet einem sein Herz aus.« Ihre linke Hand taucht einen Moment lang aus dem Wasser auf und streicht über meine Brust, bevor sie wieder hinabsinkt. »Diese andere Seite lässt einen seine Aggressivität beim Bumsen vergessen. Weißt du, er ist nicht wie ein Stier, der sich blind auf einen stürzt, sondern eher wie eine Python, die den Moment des Zuschlagens sehr genau wählt.«
    »Und wer hat ihn so aggressiv gemacht?«
    »Ich glaube, die thailändische Gesellschaft. Sein Vater war ein chinesischer Geschäftsmann, der an den Grenzen zwischen Thailand, Birma, Laos und China operierte.«
    »Opium?«
    »Wahrscheinlich. Tanakan hat sich nie darüber ausgelassen; ich denke, sein Vater handelte mit allem, was sich verkaufen ließ, besonders mit Jade.« Sie deutet hinüber zu den hohen Regalen. »Tanakan ist einer der weltbesten Jade-Kenner.«
    »Aha. Und seine Mutter?«
    »Natürlich eine Thai-Nutte, die dritte oder vierte Nebenfrau, ich weiß es nicht so genau. Alle Frauen lebten miteinander in einem Haus in Chiang Rai; er und seine Mutter befanden sich ganz unten in der Hackordnung. Er hat mir ein Foto von ihr gezeigt. Ich dachte, das heißt, dass er’s ernst meint mit mir, aber die andern erzählten mir, dass sie das Bild auch gesehen hatten. Seine Mutter war unglaublich schön, das ist sogar auf dem Schnappschuss zu erkennen. Eins von diesen Mädchen aus Isaan, weißt du?«
    Ich nicke. Die Schönheit der Isaan-Mädchen – sie erinnert an die wilder Rosen, die unter widrigsten Bedingungen aus einem Felsspalt herauswachsen – ist in der Branche wohlbekannt. Fast könnte man meinen, dass die Natur sich für tausend Jahre feudaler Unterdrückung rächt, indem sie dort hin und wieder eine junge Frau hervorbringt, der ein Mädchen der Oberschicht nicht das Wasser reichen kann.
    »Seiner Aussage nach war sie hart wie Stahl. Ohne wirklich Zuneigung zu zeigen, entlockte sie seinem Vater genug Geld, um den Sohn auf die besten Schulen schicken zu können. Natürlich wusste jeder in seiner Klasse, was seine Mutter war, und so entwickelte er irgendwann ein zwanghaftes Geltungsbedürfnis.« Sie zeigt auf die wertvollen Vasen und Jadestücke auf den Regalen. »Darauf ist er stolz. Er glaubt, dass seine Mutter einen echten Mann aus ihm gemacht hat, einen Krieger. Seiner Meinung nach hat sie ihn nicht verdorben, sondern auf die Realität vorbereitet, wie sie sie sah. Nun, vielleicht hatte sie recht. Wie soll eine Frau mit ihrem Wissen um die Welt einen Jungen aufziehen? Als lebten wir in Disney World?«
    »Meine Mutter war auch im horizontalen Gewerbe«, gestehe ich.
    Sie runzelt die Stirn. »Hab ich’s doch geahnt.«
    »Die statistische Wahrscheinlichkeit dafür ist ziemlich hoch, denn die Prostitution gehört in Thailand seit dreihundert Jahren zu den Hauptindustriezweigen. In den meisten Familien befindet sich mindestens eine Kurtisanen-Ahnin.« Um ihre Hand davon abzuhalten, dass sie die unteren Regionen meines Körpers erkundet, sage ich: »Entschuldige, ich muss pinkeln.« Und schon bin ich aus dem Whirlpool heraus.
    Die Toilette befindet sich am anderen Ende des Raums und wimmelt von Edelstahlarmaturen. Ich betrachte eingehend die Power-Dusche, um Zeit zu schinden und meinen Körper unter Kontrolle zu bringen. Als ich das Bad eine ganze Weile später verlassen will, stelle ich fest, dass die Tür verschlossen ist. Ich beginne anfangs noch sanft, dann immer heftiger, auf sie einzuhämmern und zu treten. Schließlich werfe ich mich mit der Schulter dagegen, und sie springt auf. Mein Blick fällt auf den Whirlpool, in dem Nok mit dem Gesicht nach unten treibt. Wieder sind die Düsen in Aktion. Es sieht aus, als würde sie noch einmal der Unterwassermusik lauschen.
    Am Rand des Beckens gehe ich in die Hocke und warte darauf, dass sie den Kopf hebt, doch ganz allmählich nimmt das Wasser einen Rosaton an. Ich springe auf und renne zur Tür, wo ich den Schalter für die Düsen finde und betätige. Schon beruhigt sich der Wellengang im Pool. Aus Noks Mund ergießt sich im Rhythmus mit den klagenden Klängen der Flöte ein durchscheinender pinkfarbener Strom. Ich steige ins Becken, um den tödlichen Schnitt durch ihre Kehle zu begutachten.
    Frische Leichen lassen sich nur

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