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Der Bürohengst (Finn Falkner Reihe)

Der Bürohengst (Finn Falkner Reihe)

Titel: Der Bürohengst (Finn Falkner Reihe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Seinfriend
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zuvor. Was ein glückliches Timing! Und bald bin ich auch am Ziel …
    Mit einem Mal wird mir ziemlich komisch zumute. Benny und ich haben ja dasselbe Ziel. Was ist, wenn er sich in den Kopf gesetzt hat, mir bis zur WG zu folgen? Die ganze Zeit habe ich nicht einmal daran gedacht, dass wir wohl in derselben Stadt wohnen und uns da auch über den Weg laufen können. Das würde bedeuten, dass ich diesen Kerl niemals wieder loswerde!
    Mit einem lauten Krächzen verstummt die Ansage. Plötzlich steht Benny auf. Er grinst natürlich, wie immer. Aber jetzt hat er auch allen Grund dazu, denn ich muss ziemlich dumm aus der Wäsche gucken. Benny zieht tatsächlich seine Reisetasche unter den Sitzen hervor.
    „Tja, das war’s dann wohl. Ich muss hier raus.“
    „Hier?“, frage ich völlig entgeistert.
    „Hast du gedacht, ich komm mit zu dir?“
    „Nein!“ Das klingt eher wie eine Abwehr als eine Antwort, was mir sofort peinlich ist. „Ich – ich dachte …“
    „Ich wusste, wann und wo du abfährst. Marco hat’s mir gesagt. Er wollte, dass wir uns schon im Zug kennenlernen. Allerdings wohne ich doch woanders, sorry.“
    Jetzt werde ich tatsächlich noch rot. Einerseits ist es mir unangenehm, dass Benny so offen spricht, während zwei Fremde im Abteil sitzen. Andererseits spüre ich wieder die Wut auf Marco – und auf mich selbst. Anstatt es erneut mit Benny zu treiben, hätte ich lieber die Zeit nutzen sollen, um ein paar Informationen aus ihm herauszubekommen. Aber ich bin wohl feige. Und das Geständnis gerade beweist ja nur, dass ich recht habe. Keine Ahnung, was ich für Details erfahren würde, wenn Benny mal umfassend auspackt. Dafür ist allerdings keine Zeit mehr. Fast bin ich erleichtert darüber.
    Benny lacht. „Willst du jetzt doch noch meine Telefonnummer?“
    Wortlos nehme ich ein kleines, zerknittertes Kärtchen entgegen. Benny Brulic, Erotic-Darsteller und Escort. Darunter eine Handynummer.  
    „Ruf mich an, wenn du’s brauchst.“
    „Ha-ha!“ Ich schaue verstohlen, ob die Blondine oder der Anzugträger sich etwas anmerken lassen.
    Dann beugt sich Benny plötzlich vor und gibt mir einen Kuss mitten auf den Mund. Damit ich nicht zurückweichen kann, hält er mich mit einer Hand am Hinterkopf fest. Na super, spätestens jetzt dürften die Blondine und der Anzug nicht schlecht gucken und die Anspielung von gerade verstehen …
    Mit heißem Gesicht bleibe ich zurück, während Benny endlich verschwindet. Wie erwartet, tun beide Mitreisenden so, als sei nichts geschehen. Ich schüttle den Kopf. Im Grunde ist doch auch nichts geschehen! Und ich soll Pornodarsteller werden! Dass ich nicht lache! Der erste professionelle Filmficker, der ständig errötet.  
    Der Anzugträger und die Blondine schauen mich für den Rest der Fahrt kein einziges Mal an. Trotzdem bin ich froh, als ich schließlich aussteigen kann. Und noch viel froher bin ich, dass Lukas nicht auf mich wartet. Ich weiß nämlich nicht, was ich ihm sagen sollte. Hallo, da bin ich und ich hatte gerade schnell noch zum zweiten Mal heute Sex mit Benny, diesem Arschloch, von dem ich dir ja erzählt habe?  
    Mit einem Mal habe ich es gar nicht mehr so eilig. Am Bahnsteig warte ich, bis die meisten Leute weg sind, bevor ich meine Tasche die Treppen runterschleppe. Dann entscheide ich mich gegen ein Taxi. Mein Konto ist dank des Semesterjobs zwar voll, aber das muss ja auch für die nächsten Monate reichen. Außerdem wäre ich viel zu schnell da. Also warte ich lieber auf die Straßenbahn.
    Das sehnsüchtige Gefühl ist immer noch da. Ich will Lukas endlich umarmen. Allerdings ist da jetzt zusätzlich diese dumpfe Gewissheit, dass das mit uns niemals gutgehen würde. Welches Recht habe ich eigentlich nach all diesen Ausfällen, Lukas eine Liebesgeschichte vorzuspielen? Klar, er ist auch nicht unschuldig. Aber so, wie er mich die zwei Wochen bei meinen Eltern behandelt hat, scheint er viel Wert auf eine richtige Beziehung zu legen. Und die stelle ich mir dann doch eher märchenhaft vor. Treue bis ans Ende aller Tage und so weiter. Wenn ich Lukas jedoch von Benny erzähle, spielt es keine Rolle, was das Herz sagt. Wann immer ich nicht bei ihm bin, wird er sich zurecht fragen, ob ich nicht gerade in den Armen eines anderen Kerls liege.
    Die Straßenbahn ist viel zu schnell! Verdammt, was ist denn mit den ständigen Verspätungen, wenn man sie mal braucht? Andererseits könnte es gut sein, dass ich mich mit jeder weiteren Station nur noch schlechter

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