Der Bürohengst (Finn Falkner Reihe)
Lukas. „Ich hab doch mit ihr gesprochen …“
Marek lacht. „Übrigens, Schatzi“, verstellt er seine Stimme, „ich bin jetzt schwul und poppe mit deinem besten Freund. Aber du darfst gern weiter hier wohnen und zugucken.“
Das Mädchen an seiner Seite lacht ebenfalls.
„Laber nicht!“ Auch Lukas lacht. „Wir haben das anständig geklärt!“ Das gilt jetzt mir.
Bevor Lukas mich wieder umarmen kann, schubse ich ihn weg. „Lass mich mal, okay?“
Ich sehe die Überraschung in seinem Gesicht. Und dann glücklicherweise auch Verständnis. Er nickt.
Ich lasse ihn stehen und gehe in den Flur. Verdammt, was für ein Chaos! Ich hätte längst selbst mit Mara sprechen müssen. Aber dafür ist es jetzt zu spät. Es kann nur noch peinlicher werden, je länger ich damit warte.
Nervös trete ich vor meinem Zimmer von einem Bein aufs andere. Wie hatte ich erwarten können, dass Lukas das vernünftig regelt? Wie kann man sowas überhaupt vernünftig regeln? Mann, so toll, wie er in den zwei Wochen war … Ich hab komplett ausgeblendet, was Lukas eigentlich für ein Kind ist. Wenn ich an seinen Entjungferungsüberfall denke … Und dann macht er mit mir und Marco rum, obwohl eigentlich klar ist, dass er mit Mara was anfängt. All die Anmachen per Mail und schließlich der Überfall am Bahnhof … Jetzt sind sie also nicht mehr zusammen, das konnte man sehen. Stattdessen scheint wohl jeder zu wissen, dass er dafür was mit mir hat. Verdammte Scheiße! Wenn ich …
Plötzlich wird die Tür vor mir aufgerissen.
„Komm endlich rein!“, faucht Mara mich an. „Ich werde verrückt, wenn du da die ganze Zeit auf den Dielen rumknarzt.“
„‘tschuldige.“ Ich schließe die Tür hinter mir und bleibe stehen.
Mara setzt sich auf mein Bett und schaut aus dem Fenster. Eigentlich ist es nicht mehr mein Bett. Rosa Bettwäsche! Im Grunde ist es nicht mal mehr mein Zimmer. Die Möbel sind zwar noch die gleichen, aber überall hängt Zeug von Mara. Ein Spiegel mit lauter Kitsch drum rum. Zwei Poster von Robert Pattinson alias Edward Cullen …
„Das ist nicht dein Ernst!“
„Was?“ Mara dreht sich zu mir um.
„Twilight?“
„Warum nicht?“
„Ähm, ja …“
„Besser als nackte Wände.“
„Und die wolltest du mir überlassen?“
„Wie kommst du denn darauf?“
„Weil du schon gepackt hast – angeblich.“ Ich schaue mich demonstrativ im Zimmer um. Auf dem Schreibtisch liegen allerhand Mädchenklamotten. Im offenen Regal befinden sich jetzt bunte Kästen. Meine Sachen, die ich noch zurückgelassen habe, sind allesamt verschwunden.
„Wo …“
„In den Kästen unten“, antwortet Mara, bevor ich aussprechen kann.
Ich schweige ziemlich lange und Mara schaut wieder aus dem Fenster, obwohl es da nichts zu sehen gibt.
„Bist du böse auf mich?“, frage ich schließlich.
„Nein.“ Sie dreht sich nicht um. „Ein bisschen vielleicht. Auch ein wenig enttäuscht.“
Die Worte treffen mich. Obwohl ich Mara erst in Marcos Seminar kennengelernt habe, kann ich sie wohl als meine beste Freundin bezeichnen. Gerade nach diesem Semesterjobausflug in meine Heimatstadt. Wir hatten zwar so gut wie gar keinen Kontakt, aber mit meinen alten Freunden hatte ich noch weniger.
Sie seufzt. „Vor allem bin ich sauer auf mich selbst.“
„Warum?“
„Weil ich so dumm bin!“ Jetzt sieht sie mich doch an und hat Tränen in den Augen.
„Du bist nicht dumm!“ Endlich bewege ich mich und setzte mich zu ihr, um sie in den Arm zu nehmen.
„Doch. Ich habe mal wieder so getan, als ob es keine Probleme gäbe. Ich bin so gut darin, einfach die Augen zuzumachen. Hallo? Lukas war mit dir zusammen, bevor ich kam.“
„Na ja, zusammen …“
„Ich mache immer und immer wieder den gleichen Fehler!“ Mara schluchzt. „Und soll ich dir sagen, was das Schlimmste ist?“
„Was?“
Jetzt lässt sie mich los und sieht mich mit schwarz verheulter Wimperntusche an. „Im Grunde war mir klar, dass es mit Lukas nicht funktionieren wird. Ich – ich bin gar nicht so richtig in ihn verliebt.“
„Aber warum …“
„Ach, ich weiß auch nicht! Ich wollte mir wohl beweisen, dass ich dieses Mal eben nicht falsch liege und mir keinen Schwulen geangelt habe.“
Bevor ich es verhindern kann, ist es raus: „Okay, du bist doch dumm.“
Mara sieht mich empört an. Dann lacht sie. „Du!“
„Ja?“
„Pissnelke!“
Ich werde wieder ernst. „Kommst du mit Lukas klar?“
„Ja.“ Sie schnieft und wischt sich über
Weitere Kostenlose Bücher