Der Bürohengst (Finn Falkner Reihe)
die Augen. „Ich war nur nicht vorbereitet. Du und Lukas … Als ich dich gesehen habe und dann sein Gesicht …“
Mir ist das ziemlich unangenehm. „Darauf war ich auch nicht vorbereitet, glaub mir.“
„Hat man gesehen.“ Mara grinst. Es sieht noch ein wenig gequält aus. „Aber ich komme klar mit Lukas – und mit dir. Ihr habt es schon miteinander getrieben, bevor ich ins Spiel kam. Offenbar habe ich es nicht geschafft, ihn von meinem Geschlecht zu überzeugen. Vielleicht sollte ich mein Hobby als Schwulenumdreherin aufgeben. Ich bin nicht besonders gut darin.“
Ich schüttle den Kopf. „Abgesehen davon, dass ich ziemlich überzeugt bin, dass Lukas schwul ist …“
„Ja, ist er. Er hat sich zumindest bei uns geoutet. Und das ist ihm bei Marek echt nicht leicht gefallen.“
„… wird das wohl nichts mit ihm und mir.“
Mara sieht mich überrascht an. „Sag das nicht!“
Ich bin verdutzt.
„All das Theater!“ Mara lacht. „Er hat mir erzählt, dass er mit dir zusammen sein will. Deshalb hat er sich geoutet. Wenn du jetzt gar nicht willst …“
„Ich – ich will ja …“ Wieder fühlt sich mein Hals wie zugeschnürt an. „Aber – es ist kompliziert.“
„Was ist los?“
Ich fühle mich ein bisschen blöd, weil es ja eigentlich um Mara geht, aber dann erzähle ich ihr doch die ganze lange Geschichte von Benny und dem Schichtleiter und meinem verfluchten Exfreund, dem Psychopathen.
It’s raining …
Irgendwann klopft es an die Tür und Lukas streckt seinen Kopf herein. „Habt ihr nicht langsam genug gequatscht?“
„Wir reden über dich, das kann niemals genug sein“, antwortet Mara.
„Bist du immer noch nicht über mich hinweg?“
„Lukas!“, mahne ich. Zwischen den beiden scheint zwar alles okay zu sein, aber trotzdem ist da lange nicht so viel Gras drüber gewachsen, dass man Scherze machen kann.
Aber Mara nimmt’s locker: „Komm, so viel gibt’s da auch nicht, dass ich sonderlich traurig hätte sein müssen.“
Lukas schaut verdutzt zwischen mir und Mara hin und her. Dann blickt er an sich hinunter. „Echt jetzt?“
Ich lache laut auf. „Oh nein, jetzt bekommt er Komplexe!“
„Ja, da muss man schnell entgegenwirken.“ Lukas grinst. „Ich wollte eh fragen, ob du nicht langsam rüberkommen willst. Marek ist in der Küche eingepennt. War wohl ein Bier zu viel.“
Ich bin unsicher. Mara kennt die Geschichte ja schon. Außerdem ist mir die ganze Situation mit ihr und Lukas unangenehm.
„Wenn du willst, kannst du hier schlafen“, sagt sie.
Lukas lacht. „Netter Versuch. Nachdem er mich dir ausgespannt hat, willst du jetzt ihn, was?“
Jetzt sieht Mara doch verletzt aus.
„Vielleicht ist das keine schlechte Idee, wenn ich die Nacht hier bleibe“, sage ich.
„Nein!“ Mara schiebt mich aus dem Bett. „Ihr solltet reden. Und ich will allein sein. Morgen packe ich wirklich, Finn, okay?“
Ich stehe ein wenig blöd zwischen den beiden. Es ist für Mara auf jeden Fall nicht so locker, wie sie gern tut. Trotzdem lächelt sie tapfer und nickt mir zu. Damit will sie wohl noch mal bekräftigen, dass ich mit Lukas reden soll.
Auch Lukas schaut ziemlich betreten aus der Wäsche. „Also von mir aus …“
„Nein, ich schlafe bei dir.“ Dann murmle ich leise: „Oder bei Marek.“
Als ich kurz darauf in Lukas’ Zimmer stehe, fühle ich mich genauso unwohl, wie vorhin bei Mara. Okay, dann mal zur nächsten Aussprache …
„Lukas, ich …“
„Ich will es nicht hören“, unterbricht er mich sofort.
„Du weißt doch gar nicht, was …“
„Ich weiß sehr wohl, dass du dein Teil nicht unter Kontrolle hast.“ Seelenruhig zieht er sich aus und steigt nackt ins Bett. „Ich habe nicht damit gerechnet, dass sich das nach meinem Besuch bei deinen Eltern ändert.“
„Und was ist mit – mit Beziehung und – Liebe?“
„Wenn du mit Beziehung meinst, dass du jetzt zu mir ins Bett kommst, wir eine Runde kuscheln und Liebe machen und morgen zusammen aufstehen und dann abends wieder zusammen ins Bett gehen, ja, was soll damit sein?“
Irgendwie bin ich enttäuscht. Dabei bin ich wohl der letzte Mensch, der dazu das Recht hat. Lukas könnte enttäuscht sein, Mara erst recht. Aber ich?
Ich sehe Lukas eine Weile an, wie er da nackt auf dem Bett liegt. Was habe ich erwartet? Die zwei Wochen bei meinen Eltern, das war eine Ausnahmesituation. Jetzt bin ich zurück im Alltag.
„Ich muss mir noch die Zähne putzen.“ Mit den Worten
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