Der Bürohengst (Finn Falkner Reihe)
fühle. Im Moment komme ich mir jedenfalls schon schlimmer vor, als ich ertragen möchte. Vielleicht liegt es allgemein an den Aufgaben, die mir bevorstehen. Das versuche ich mir jetzt mal einzureden …
Mein Herz klopft ganz schön, als ich vor der Wohnungstür zur WG innehalte. Ich bleibe bestimmt fünf Minuten reglos stehen und lausche. Drinnen läuft der Fernseher, hört sich nach einem Fußballspiel an. Also ist mindestens Marek da. Okay, dann fällt die Begrüßung zwischen Lukas und mir also deutlich hetero aus. Und sicher findet es auch keiner komisch, wenn ich nach der Bahnfahrt erst mal in mein Zimmer verschwinde und Ruhe haben will.
Mein Zimmer … Plötzlich höre ich eine viel zu helle Stimme lachen. Ich atme tief durch. Wenn das mal noch mein Zimmer ist … Mara wollte ja während meiner Abwesenheit in der WG wohnen. Eigentlich wollte sie sogar dauerhaft in mein Zimmer einziehen, weil ich ja eh schon bei Marco zu Hause war. Lukas hat mir zwar erzählt, dass zwischen ihm und Mara nichts mehr läuft, dass sie sich sogar richtig gefetzt haben, aber von Maras Auszug war keine Rede gewesen. Ich bin einfach davon ausgegangen.
Jetzt fällt mir die Heimkehr noch viel schwerer. Ich habe keine Ahnung, was Lukas Mara erzählt hat. So, wie er es dargestellt hat, haben sie zwischen sich alles geklärt. Wer’s glaubt! Ich kenne Maras Version ja nicht …
Ich atme nochmals tief durch. Dann schiebe ich meinen Schlüssel ins Schloss und öffne die Tür. Aus der Küche schallt lautes Jubeln und der Sportreporter trägt scheppernd seinen Teil zum Krach bei. Wohl ein Tor für die richtige Mannschaft. Immerhin scheint mich keiner zu hören. Ich könnte vielleicht ungesehen in mein Zimmer verschwinden. Wenn Mara aber noch hier wohnt …
Ich stelle meine Tasche im Flur ab und gehe entschlossen zur Küchentür.
„Hi“, sage ich und es klingt genau so, wie sich mein Hals gerade anfühlt: zugeschnürt.
„Hey!“ Lukas springt sofort auf. „Was machst du denn schon hier?“
„Tach“, höre ich Marek. Neben ihm sitzt ein Mädchen, vielleicht seine aktuelle Flamme.
Und auf der anderen Seite: Mara!
„Ich bin früher …“, fange ich meine Erklärung an, als Lukas auf mich zustürzt. Ich bin völlig perplex und lasse mich von ihm umarmen. Hallo? Das sieht jetzt sicher ziemlich komisch aus, wenn alle sitzen bleiben und Lukas so übertrieben …
Ich klopfe ihm gerade machomäßig auf den Rücken und will ihn wegschieben, als er mich mitten auf den Mund küsst. Erstarrt halte ich inne.
„Mann, ich freu mich, dass du schon da bist!“ Lukas strahlt übers ganze Gesicht.
„Ähm – jo …“ Mehr bekomme ich nicht raus. Plötzlich achtet keiner mehr auf den kleinen Klotz von Fernseher, der auf dem Sideboard neben der Tür steht und gerade bei Fußballübertragungen eigentlich der Lebensmittelpunkt für die Jungs ist.
„Hast du Bock auf Pizza? Wir wollen gleich bestellen.“
Ich schiebe Lukas etwas auf Abstand. Der unbekümmerte Blick von Marek irritiert mich. Dafür entgeht mir nicht der stumme Vorwurf, der in Maras Augen flackert.
„Ähm – nein, ich – ich wollte mich – ein wenig frisch machen.“
Lukas drückt sich wieder an mich und riecht an meinem Hals. „Du bist noch frisch genug.“
Verdammt, was ist das denn jetzt hier für ein Benny-Albtraum? Ich bringe Lukas erneut auf Abstand. Nervös fasse ich mir ins Gesicht. Ich weiß gerade nicht wohin mit meinen Fingern.
„Ich hab meine Sachen bereits gepackt“, sagt Mara plötzlich. „Ich dachte, du kommst erst morgen, aber – ich kann auch schon heute ausziehen.“
„Nein“, antworten Lukas und ich gleichzeitig. Allerdings bin ich mir nicht so sicher, ob ich es wirklich ernst meine. Zu Marco jedenfalls will ich bestimmt nicht.
„Finn schläft bei mir, dann passt’s doch“, redet Lukas weiter.
„Ich …“, fange ich meinen Protest an, als Marek dazwischenplatzt.
„Vielleicht sollte ich ausziehen, dann könnt ihr ne Schwuppen-WG machen.“ Er lacht ein bisschen zu laut.
„Marek, nicht lustig!“, sagt Lukas.
Mara steht auf. „Ich will euch keine Umstände machen …“
„Nein, das macht keine Umstände“, widerspricht Lukas.
„Gut.“ Mara sieht erst mich durchdringend an, dann ihren Exfreund. „Dann will ich einfach nicht sehen, wie ihr miteinander rummacht.“ Energisch drängt sie sich an mir vorbei.
Ich zucke zusammen, als kurz darauf die Tür zu meinem Zimmer zuknallt.
„Keine Ahnung, was sie hat“, sagt
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