Der Bürohengst (Finn Falkner Reihe)
flüchte ich mich ins Bad.
Ein paar Minuten lang betrachte ich mein Spiegelbild. Mir ist zum Heulen zumute. Wenn Schneewittchen eine Bitch gewesen wäre und es mit den sieben Zwergen getrieben hätte, wäre der Prinz am Ende sicher auch eine Niete gewesen oder mit der bösen Königin glücklich geworden.
„Nie wieder Sex!“, sage ich zu mir selbst. Im gleichen Moment höre ich, wie die Türklinke vorsichtig runtergedrückt wird. Lukas natürlich.
„Darf ich reinkommen?“, flüstert er.
„Du bist doch schon fast drin.“
Er stellt sich hinter mich und hält mich an den Oberarmen fest. „Kein Sex ist auch keine Lösung.“
„Hast du gelauscht, du Arsch?“
„Ich wollte sichergehen, dass du dich nicht heimlich mit Marek vergnügst.“
Mir bleibt das Lachen im Hals stecken. Noch so ein Punkt. Lukas, der so panisch war, dass niemand von seinen Experimenten mit mir erfahren durfte, outet sich ausgerechnet vor seinem Fußball-Kumpel. Wenn das nicht der Liebesbeweis schlechthin ist … Auch, wie er mich begrüßt hat. Nur ich passe irgendwie nicht mehr so richtig in das Bild, das ich mir da in den letzten Wochen ausgemalt habe.
„Ich glaube, du bist zu streng mit dir.“ Lukas schmiegt sich an mich. Seine Arme halten mich fest. „Das mit Mara hat nichts mit dir zu tun. Wir haben uns einfach nicht mehr verstanden, als sie hier eingezogen ist.“
„Wem lügst du was vor?“ Das kommt ein wenig härter raus, als ich eigentlich beabsichtigt habe.
„Ja okay, ich wollte im Grunde die ganze Zeit was von dir. Ich wollte es nur nicht so richtig wahr haben. Der Streit mit Mara hat mir klargemacht, dass es nicht an ihr liegt.“
„Ich bin fremdgegangen“, sage ich so unvermittelt, dass es mich selbst überrascht.
„Wem?“
„Dir.“
„Sind wir verheiratet?“
„Nein, aber …“
„Kein Aber! Hör auf, dich fertigzumachen. Ich war mit Mara zusammen und war ihr nicht treu. Du warst mit Marco zusammen, mit dem wir schon beide Spaß hatten. Das ganze Theater bei deinem Ferienjob. Ich lasse Mara jetzt sitzen, weil ich mit dir zusammen sein will. Und du gehst mir fremd, obwohl wir noch gar nicht ausgemacht haben, was das mit uns werden soll. Das alles ist doch Irrsinn!“
„Allerdings“, gebe ich niedergeschlagen zu.
„Deshalb will ich auch nichts übers Knie brechen. Wir sind halt keine Traumprinzen. Wenn ich in den letzten Wochen eins gelernt habe, dann das: Man sollte sich annehmen, wie man ist – mit allen Fehlern.“
„Wie stellst du dir das denn vor? Dass wir zusammen sind, aber dennoch mit anderen Sex haben?“
„Warum nicht?“
Die Antwort trifft mich ziemlich schmerzhaft. Wie konnte ich mir nur so ein Wolkenschloss zusammenzimmern? Ich begreife gerade, dass meine neusten Geschichten mit Benny Bumsmich gar keinen Einfluss hierauf haben. Lukas hat sich schon vorher entschieden. Offene Beziehung, nichts Ernstes …
„Wie gesagt, ich will nichts überstürzen. Lass uns einfach so zusammen sein, wie wir gerade zusammen sind. Ich liebe dich, Finn Falkner. Aber wir müssen dafür jetzt keine Kategorie finden und schon gar kein Regelwerk, das uns vorschreibt, wie wir es miteinander treiben müssen.“
Ich nicke. Lukas kommt mir irgendwie so wahnsinnig vernünftig vor – und unendlich dumm gleichzeitig.
„Darf ich mich noch mal korrigieren?“, fragt er plötzlich.
„Korrigieren?“
„Ja, ich hab doch vorhin gesagt, dass du noch frisch genug bist. Ich hab mich geirrt.“
„Woah!“ Ich schubse Lukas lachend weg.
„Hey-hey, nicht gleich wild werden. Ich wollte dir nur sagen, dass du es nicht beim Zähneputzen belassen solltest.“
„Auch nicht viel charmanter.“
„Und was hältst du von meinem Angebot, dich einzuseifen?“
„Ja, das klingt schon besser.“
„Also ich bin ja bereits nackt.“ Lukas steigt in die Badewanne.
Ich zweifle wieder. Natürlich weiß ich, wie das enden wird. Aber passt das nicht zu mir? Gerade noch vor dem Spiegel dem Sex abschwören und jetzt schon wieder dabei?
Ich streife meine Klamotten ab und steige zu Lukas.
„Achtung, halt dich an mir fest“, sagt er.
„Waru…“ Weiter komme ich nicht, weil Lukas das Wasser aufdreht und der erste Strahl selbstverständlich eiskalt ist. Ich schnappe nach Luft. Aber da sind schon Lukas’ Arme um meinem Körper und hindern mich am Rückzug.
„Du Warmduscher!“
„K-k-kalt“, stammle ich und schiebe hektisch den Regler zur Seite. Es dauert einen Moment, bis die Temperatur angenehm wird. Dann
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