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Der Buick: Roman (German Edition)

Der Buick: Roman (German Edition)

Titel: Der Buick: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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hinzunehmen. Doch trotzdem leuchtete in seinen Augen noch ab und zu der alte faszinierte Blick auf. Tony oder Sandy sahen ihn dann an einem der Schuppentore stehen und hineinspähen, und meistens hatte er dann dieses Strahlen in den Augen. Sandy nannte das in Gedanken immer » Curts verrückter Katzenblick«, aber das erzählte er niemand, nicht mal dem alten Sarge. Die anderen verloren allmählich das Interesse an den Totgeburten des Buicks, Trooper Wilcox aber nie.
    Bei Curtis führte Vertrautheit nie zu Geringschätzung.
    An einem kalten Februartag des Jahres 1984, gut fünf Monate nach dem Auftauchen der Käfer, schaute Brian Cole beim Büro des SC s herein. Tony Schoondist war in Scranton und versuchte dort zu erklären, warum er den ihm zugewiesenen Etat für 1983 nicht vollständig ausgegeben hatte (es brauchte nur ein oder zwei knausrige SC s, und alle anderen sahen wie maßlose Verschwender aus), und Sandy Dearborn hatte den Chefsessel übernommen. Mittlerweile saß er auf diesem Sessel recht bequem.
    » Ich glaube, du solltest mal mitkommen zum Schuppen, Boss«, sagte Brian. » Code D.«
    » Und was für ein Code D, Brian?«
    » Der Kofferraum steht offen.«
    » Bist du dir sicher, dass er nicht nur so aufgesprungen ist? Das letzte Feuerwerk war vor Weihnachten. Normalerweise …«
    » Normalerweise kommt erst ein Feuerwerk, ich weiß. Aber es sind schon seit einer Woche so um die dreizehn Grad da drin. Und außerdem kann man da was sehen.«
    Das brachte Sandy auf die Beine. Er spürte, wie die altbekannte Angst ihre dicken Finger um sein Herz legte und zudrückte. Vielleicht wieder eine Sauerei, die es wegzumachen galt. Ja, wahrscheinlich. Bitte, lieber Gott, nicht noch mal einen Fisch, dachte er. Bitte nichts, was wir mit Atemmasken vor dem Gesicht da rausspritzen müssen.
    » Meinst du, es könnte noch am Leben sein?«, fragte Sandy. Er fand, dass er sich ganz ruhig und gelassen anhörte, obwohl er das überhaupt nicht war. » Was du da gesehen hast … sieht es auch, als …«
    » Es sieht aus wie eine entwurzelte Pflanze«, sagte Brian. » Teilweise hängt es aus dem Kofferraum. Ich sag dir was, Boss: Es sieht ein bisschen aus wie eine weiße Lilie.«
    » Matt soll Curtis von der Streife zurückrufen. Seine Schicht ist sowieso bald rum.«
    Curt bestätigte den Code D, sagte Matt, er sei gerade auf der Sawmill Road und werde in einer Viertelstunde in der Basis eintreffen. So blieb Sandy genug Zeit, das gelbe Seil aus der Hütte zu holen und mit einem billigen, aber recht guten Fernglas, das sie ebenfalls in der Hütte aufbewahrten, einen ausführlichen Blick in den Schuppen B zu werfen. Er konnte Brian nur zustimmen. Das schmutzig weiße und dunkelgrüne Ding, das da aus dem Kofferraum hing, sah am ehesten noch einer welken, eingehenden weißen Lilie ähnlich.
    Curt fuhr vor, hielt schräg vor der Zapfsäule und trabte dann zu den Fenstern im Schuppentor, wo Sandy, Brian, Huddie, Arky und ein paar andere schon in den bekannten Schaulustigenposen standen. Sandy reichte ihm das Fernglas, und nachdem Curt noch ein klein wenig am Scharfstellrad gedreht hatte, stand er dann fast eine geschlagene Minute lang da und blickte hinein.
    » Und?«, fragte Sandy, als Curt schließlich das Fernglas sinken ließ.
    » Ich gehe rein«, erwiderte Curt; eine Antwort, die Sandy nicht im Mindesten überraschte; schließlich hatte er ja schon das Seil geholt. » Und wenn es sich nicht aufbäumt und versucht mich zu beißen, werde ich es knipsen, filmen und eintüten. Ich brauche bloß fünf Minuten, um mich vorzubereiten.«
    Er brauchte nicht mal fünf Minuten. Als er wieder aus der Kaserne kam, trug er über seiner Uniform einen Friseurkittel und Gummigaloschen. Auf dem Kopf hatte er eine Badekappe und an den Händen » Aids-Handschuhe«, wie sie bei der PSP mittlerweile dazu sagten. Vor dem Hals baumelte eine kleine Sauerstoffmaske aus Plastik, die für etwa fünf Minuten reichte. In der Hand hielt er eine Polaroidkamera. Einen grünen Müllsack hatte er sich in den Hosenbund gestopft.
    Huddie hatte die Videokamera vom Stativ geschraubt und richtete sie nun auf Curt, der très fantastique aussah, wie er mit der blauen Badekappe und den roten Galoschen beherzt über den Parkplatz schritt (und noch fantastischer sah er aus, als Sandy ihm das gelbe Seil um die Taille gebunden hatte).
    » Wunderschön siehst du aus!«, rief Huddie und spähte weiter durch den Kamerasucher. » Deine Fans beten dich an! Wink ihnen zu!«
    Curtis

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