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Der Buick: Roman (German Edition)

Der Buick: Roman (German Edition)

Titel: Der Buick: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Wilcox winkte brav den ihn anbetenden Fans zu, und einige von ihnen sahen sich in den Tagen nach seinem plötzlichen Tod diese Videokassette noch einmal an und mussten, während sie über sein lächerliches und doch liebenswürdiges Aussehen lachten, gegen die Tränen ankämpfen.
    Aus dem offenen Fenster der Leitstelle sang ihm Matt Babicki mit erstaunlich kräftiger Tenorstimme hinterher: » Hug me … you sexy thing! Kiss me … you sexy thing!«
    Curt steckte die ganzen Neckereien weg, aber sie waren für ihn auch nebensächlich. Das Gelächter seiner Kameraden kam ihm vor wie etwas, was man zufällig im Nebenzimmer hörte. Er hatte wieder dieses Leuchten in den Augen.
    » Das ist nicht besonders schlau, was wir hier machen«, sagte Sandy, als er die Seilschlaufe um Curts Taille festgezurrt hatte. Doch im Grunde hoffte er nicht mehr, Curt noch umstimmen zu können. » Wahrscheinlich sollten wir lieber abwarten und sehen, was sich tut. Wir sollten sichergehen, dass es das jetzt war und da nicht noch mehr kommt.«
    » Ich mach das schon«, sagte Curt geistesabwesend. Er hörte kaum zu. Größtenteils hatte er sich in sich selbst zurückgezogen und hakte im Geiste an einer Checkliste ab, was jetzt zu tun war.
    » Kann schon sein«, sagte Sandy. » Aber vielleicht werden wir allmählich ein bisschen leichtsinnig mit dem Ding.« Er wusste nicht, ob das stimmte, und sprach es nur aus, um zu sehen, wie es sich anhörte. » Bloß weil bisher keinem von uns was passiert ist, glauben wir mittlerweile, dass auch keinem was passieren kann. Jeder Löwenbändiger würde dir sagen, dass das eine ganz schlechte Taktik ist.«
    » Keine Bange«, sagte Curt und wies dann – anscheinend ohne den Widerspruch zu bemerken – die anderen Männer an, ein paar Schritte zurückzutreten. Dann ließ er sich von Huddie die Videokamera geben, schraubte sie auf das Stativ und befahl Arky, das Tor zu öffnen. Arky drückte auf den Knopf der Fernbedienung an seinem Gürtel, und das Tor hob sich ratternd.
    Curt hängte sich den Gurt der Polaroidkamera um den Ellbogen, damit er die Hand für das Stativ der Videokamera frei hatte, und betrat dann den Schuppen B. Einen Moment lang blieb er auf halber Strecke zwischen dem Tor und dem Buick stehen und tastete nach der Sauerstoffmaske unter seinem Kinn, damit er sie aufsetzen konnte, falls es im Schuppen derart stank wie am Tag des Fischs.
    » Gar nicht so schlimm«, sagte er. » Es riecht nur etwas süßlich. Vielleicht ist das ja wirklich eine Lilie.«
    Nein, das war es nicht. Wie auch die anderen Dinge, die aus dem Kofferraum des Buicks gekommen waren, ähnelte es nichts, was sie je gesehen hatten. Die trompetenförmigen Blüten – es waren drei – waren so bleich und fahl wie die Hände eines Leichnams und fast durchsichtig. In jeder war ein dunkelblauer Klecks, der wie Gelee aussah. Und in dem Gelee steckten kleine Kerne. Die Stiele sahen eher nach Baumzweigen aus. Ihre grüne Oberfläche war überzogen von einem Netz aus Rissen und Unebenheiten. Darauf breiteten sich braune Flecken aus, die wie Pilzbefall wirkten. Die Stiele endeten in einem von Wurzeln durchzogenen schwarzen Erdklumpen. Als Curt sich das näher ansah (den Männern draußen gefiel es gar nicht, wie er sich dabei über den offen stehenden Kofferraum beugte, denn es sah viel zu sehr danach aus, als würde er seinen Kopf in den Rachen eines Krokodils stecken), sagte er, er könne wieder diesen Kohlgestank riechen. Nur schwach, aber doch unverkennbar.
    » Und ich sag dir was, Sandy: Da ist auch wieder dieser Salzgeruch. Ich war oft auf Cape Cod, und diesen Geruch kenne ich.«
    » Meinetwegen kann es auch nach Trüffeln und Kaviar riechen. Komm endlich da raus«, erwiderte Sandy.
    Curt lachte – die dumme olle Oma Dearborn! –, zog sich aber doch zurück. Er stellte das Stativ so auf, dass die Videokamera in den Kofferraum gerichtet war, schaltete sie an und knipste noch ein paar Polaroidbilder.
    » Komm rein, Sandy. Guck dir das an.«
    Sandy ließ es sich durch den Kopf gehen. Schlechte Idee, ganz schlechte Idee. Eine dumme Idee, da gab es keinen Zweifel. Und als er sich dessen klar war, gab er Huddie das Seil und ging hinein. Er schaute sich die welken Blumen im Kofferraum des Buicks an (und auch die eine, die über den Rand hing und die Brian Cole gesehen hatte), und ein leichtes Frösteln überkam ihn.
    » Ich weiß«, sagte Curt so leise, dass ihn die Trooper draußen nicht hören konnten. » Es tut richtig weh, wenn man das

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