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Der Buick: Roman (German Edition)

Der Buick: Roman (German Edition)

Titel: Der Buick: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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haben.«
    Ned schaute verwirrt, vielleicht weil er noch nie erlebt hatte, dass jemand diese Arbeit hasste. Shirley legte ihm behutsam eine Hand aufs Knie. » Irgendwen musste sie hassen, verstehst du? Irgendwem musste sie die Schuld daran geben.«
    Ned war blass und sah nachdenklich aus. Vielleicht waren auch ihm ein paar hasserfüllte Gedanken durch den Kopf gegangen. Ihm war ja sicherlich bewusst, dass sein Vater noch am Leben wäre, hätte er die graue Uniform nicht getragen.
    » Edith hat angerufen«, sagte ich. » Edith hat uns tyrannisiert, Edith hat ihrem Kongressabgeordneten und dem Generalstaatsanwalt geschrieben und eine gründliche Untersuchung des Falls verlangt. Ich glaube, Tony wusste, was uns da alles bevorstand, aber trotzdem hat er ein paar Abende später diese Versammlung einberufen und vorgeschlagen, dass wir uns um sie kümmern. Wenn wir’s nicht tun, hat er gesagt, tut’s keiner. Ennis hatte nicht viel hinterlassen, und ohne unsere Hilfe wäre sie bald bettelarm gewesen. Er hatte zwar eine Lebensversicherung und ihm stand seine Pension zu – damals wahrscheinlich schon gut achtzig Prozent –, aber von beidem hätte sie lange, lange keinen einzigen Penny gesehen. Denn …«
    » … er war ja einfach verschwunden«, sagte Ned.
    » Eben. Also haben wir dem Drachen Geld gespendet. Ein paar Tausend Dollar insgesamt; die Trooper aus Lawrence, Beaver und Mercer haben auch was beigesteuert. Buck Flanders’ Bruder hat es in Aktien von Computerfirmen angelegt, die damals noch ganz neu waren, und letztlich hat sie ein kleines Vermögen damit verdient.
    Und was Ennis anging: Da machte hier bei der State Police dann bald die Geschichte die Runde, er wäre nach Mexiko abgehauen. Er hat oft über Mexiko geredet und hat Artikel darüber gelesen. Das wurde bald für bare Münze genommen: Ennis war vor seiner Schwester weggelaufen, ehe sie ihn mit ihrer messerscharfen Zunge ins Grab nörgeln konnte. Sogar Jungs, die es besser wussten – oder es besser hätten wissen können –, fingen nach einer Weile an, diese Geschichte zu erzählen: Jungs, die im Hinterzimmer des Country Way dabei gewesen waren, als Tony Schoondist laut und deutlich gesagt hatte, er glaube, der Buick im Schuppen B habe etwas mit Ennis’ Verschwinden zu tun.«
    » Hätte nicht viel gefehlt und er hätte gesagt, der Wagen war ein Transportsystem vom Planeten X«, sagte Huddie.
    » Der Sarge war sehr energisch an dem Abend«, sagte Arky und hörte sich jetzt mit seinem Singsang derart nach Lawrence Welk an, dass ich mir eine Hand vor den Mund hielt, um mein Lächeln zu verbergen.
    » Und als sie an ihren Abgeordneten geschrieben hat, hat sie nicht erwähnt, was ihr da drüben in der Twilight Zone stehen habt?«, fragte Ned.
    » Wie sollte sie?«, sagte ich. » Sie wusste nichts davon. Das war der Hauptgrund, weshalb Sergeant Schoondist diese Versammlung einberufen hat. Er wollte uns hauptsächlich daran erinnern, dass Schweigen Gold …«
    » Was ist das?«, sagte Ned und erhob sich halb von der Bank. Ich musste nicht hinschauen, um zu wissen, was er sah, schaute natürlich aber dennoch hinüber. Und Shirley, Arky und Huddie sahen auch hin. Man musste einfach hinsehen, konnte nur fasziniert davon sein. Keiner von uns hatte je wie der arme alte Mister D wegen des Roadmasters geheult oder sich eingemacht, aber bei mindestens zwei Gelegenheiten hatte ich geschrien. O ja. Ich hätte mir fast die Lunge aus dem Hals geschrien. Und hinterher dann die Albträume. Mannomann.
    Das Gewitter war zwar südlich an uns vorübergezogen – in gewisser Hinsicht aber auch nicht. In gewisser Hinsicht war es im Schuppen B eingesperrt. Von dort aus, wo wir auf der Raucherbank saßen, konnten wir drinnen grelle, lautlose Blitze sehen. Die Fenster im Tor waren so schwarz wie die Acht beim Billard, und dann leuchteten sie mit einem Mal bläulich weiß. Und bei jedem Blitz, das wusste ich, gab das Funkgerät in der Leitstelle ein Geplärr atmosphärischer Störungen von sich. Und statt 17:18 zeigte die Uhr der Mikrowelle ERROR an.
    Doch alles in allem war es diesmal nicht so schlimm. Die Blitze ließen Nachbilder zurück – grünliche Vierecke, die einem vor den Augen schwirrten –, aber immerhin konnte man hinsehen. Bei den ersten drei, vier Westentaschengewittern wäre das nicht möglich gewesen – die Blitze hätten einem die Augen aus dem Kopf gebrannt. Die erste dieser Lightshows hinterließ (wie vielleicht nicht anders zu erwarten) eine der lebhaftesten

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