Der Buick: Roman (German Edition)
Das hab ich damals geglaubt, und das glaube ich immer noch. Und der alte Sarge hat das auch geglaubt.«
» Hat er das?«, fragte Ned mich.
» Ja. Er hat ihn entweder geschluckt oder irgendwo andershin befördert. Jedenfalls hat uns Tony an diesem Abend noch ein paar andere Dinge eingeschärft. Es ging natürlich um Ennis’ Schwester – wie wir für sie sorgen würden und wie wir mit ihr umgehen sollten, bis sie sich wieder einkriegte.«
» Wenn die sich je eingekriegt hat, hab ich das nicht mitbekommen«, sagte Huddie.
» Er hat uns auch gesagt, wie wir mit irgendwelchen Reportern umgehen sollten, falls sie damit zur Presse ging. Dann hat er uns von Bibi Roths vorläufigem Bericht erzählt und von ein paar Beobachtungen, die er und dein Dad gemacht hatten.«
Arky nickte. » Ja, Tony und Curt. Die haben sich am meisten um das Ding gekümmert. Haben ihn noch mal und noch mal untersucht, haben ihn abgeklopft und drin rumgesucht und dran gekratzt. Haben alles aufgeschrieben und so.« Er klopfte Ned auf die Schulter, wie um ihm zu zeigen, wie stolz er – und wir alle – auf die wissenschaftlichen Leistungen seines Vaters waren. Aber was hatten Tony und Curt denn tatsächlich damit erreicht? Tja, da war das Thermometer, das als primitives Vorwarnsystem diente. Doch davon mal abgesehen, fiel mir eigentlich nichts ein. Aber Ned hatte anscheinend sowieso kaum gehört, was Arky ihm da erzählt hatte. Er sah mit zusammengezogenen Augenbrauen zu dem Schuppen hinüber. Und wie er so die Stirn runzelte, sah er seinem Vater ähnlicher denn je.
» Ich könnte dir in allen Einzelheiten von dieser Versammlung erzählen, Ned – und was mir nicht mehr einfällt, daran erinnern sich Huddie und Phil bestimmt –, aber entscheidend war eigentlich der Tenor bei der Sache. In Kalifornien steht das auf manchen Streifenwagen. Vielleicht sind die Kollegen da drüben ein bisschen vergesslich und müssen sich das aufschreiben. Das haben wir nicht nötig. Weißt du, was ich meine?«
» Dienen und schützen«, sagte Ned.
» Genau. Tony war der Meinung, dass es buchstäblich Gottes Wille gewesen sei, dass ausgerechnet uns dieses Ding in die Hände gefallen war. Wörtlich hat er das nicht gesagt, aber wir haben es schon verstanden. Auch wenn man nicht an Gott glaubt, muss man es doch als Fügung des Schicksals betrachten, denn wer wäre besser als die Pennsylvania State Police dafür gerüstet, sich um etwas derart Gefährliches zu kümmern? Da hatte noch niemand so eine Lightshow miterlebt, aber wir mussten Ennis’ Verschwinden bedenken, wir mussten Mister Dillons Reaktion bedenken, und wir mussten auch noch andere Dinge bedenken. Dass an dem Wagen kein Dreck und kein Staub kleben blieben, zum Beispiel. Oder was passierte, wenn man mit einem Taschenmesser oder einem Schlüssel einen Kratzer in den Lack machte. Diese Kratzer war dann sechs oder sieben Stunden später wieder verschwunden.«
» Es kann sich selber reparieren?«
» Ja«, sagte Shirley. Sie hatte sich noch eine Parliament angesteckt und paffte sie hastig und nervös. » Dein Vater hat mich mal dazu gebracht, an einem dieser Experimente teilzunehmen – ich sollte es mit der Videokamera filmen. Ich hab mich von diesem … von diesem Ding, das sich als Auto verkleidet hat, lieber fern gehalten, geht mir immer noch so, und wenn ich’s vom Fenster im Tor aus sehe, ist mir das wirklich nah genug, aber ich war damals gerade die Einzige, die Zeit hatte, und dein Vater konnte einen zu allem Möglichen überreden.«
» Wem sagst du das.« Ned lächelte ein wenig.
Shirley sagte: » Er hat einen langen Kratzer in die Fahrertür gemacht, gleich unter der Zierleiste. Und ich habe ihn dabei gefilmt. Dann haben wir die Kamera einfach weiterlaufen lassen. Das war nicht schwer; sie stand auf einem Stativ. Und eine Viertelstunde später sind wir wiedergekommen. Curt hat gesagt, es wäre sehr wichtig, dass wir beide von Anfang bis Ende an dem Experiment teilnehmen.«
» Das hört sich wirklich ganz nach meinem Dad an.«
» Jedenfalls habe ich gesehen, wie es passiert ist. Es war nichts Dramatisches, nicht wie in einem Film, aber es war wirklich nicht zu fassen. Der Kratzer wurde flacher und an den Rändern dunkler, als wollte er sich dem Lack anpassen. Und irgendwann war er dann einfach verschwunden. Keine Spur mehr davon.«
» Und die Reifen«, sagte Huddie. » Wenn man da einen Schraubenzieher reingehauen hat, kam die Luft rausgezischt, genau wie man’s erwarten würde. Bloß dass
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