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Der Buick: Roman (German Edition)

Der Buick: Roman (German Edition)

Titel: Der Buick: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Schoondist seinen persönlichen Rubikon und belog die Presse.
    Nicht dass der Vertreter der vierten Gewalt in diesem Fall sonderlich imponierend wirkte: nur ein schmächtiger, rothaariger Bursche um die zwanzig, der über den Sommer beim Statler County American volontierte und ein oder zwei Wochen später wieder auf die Ohio State University zurückkehren würde. Seine Angewohnheit, einem mit halb offenem Mund zuzuhören, ließ ihn, mit Arkys Worten, wie einen richtigen Dorftrottel aussehen. Aber er war nicht dumm und hatte fast einen ganzen güldenen Septembernachmittag lang Mr. Bradley Roach zugehört. Und Brad hatte dem jungen Reporter anständig einen eingeschenkt über den Mann mit dem russischen Akzent (Brad war sich mittlerweile schon absolut sicher, dass es sich bei dem Typ um einen Russen gehandelt hatte) und das Auto, das er hinterlassen hatte. Der schmächtige Rotschöpf, Homer Oosler mit Namen, wollte über die ganze Sache einen Sonderbeitrag schreiben und mit einem richtigen Knüller aufs College zurückkehren. Sandy dachte, dass Oosler dabei vermutlich eine Schlagzeile auf der ersten Seite im Auge hatte, die die Worte GEHEIMNISVOLLES AUTO enthielt. Vielleicht sogar DAS GEHEIMNISVOLLE AUTO DES RUSSISCHEN SPIONS .
    Tony zögerte keinen Augenblick und log einfach drauflos. Er hätte zweifellos auch gelogen, wäre stattdessen der alte, abgebrühte Trevor Ronnick bei ihm aufgetaucht, dem der American gehörte und der schon mehr Stories vergessen hatte, als der Rotschopf je schreiben würde.
    » Der Wagen ist weg«, sagte Tony, und das war’s: gelogen, den Rubikon überschritten.
    » Weg?«, fragte Oosler enttäuscht. Er hatte eine große alte Minolta auf dem Schoß. EIGENTUM DES COUNTY AMERICAN stand in Prägebuchstaben auf einem Aufkleber hinten auf dem Gehäuse. » Wohin?«
    » Zentrale Beschlagnahmestelle Pennsylvania«, sagte Tony und erfand diesen einschüchternd klingenden Behördennamen aus dem Stegreif. » In Philadelphia.«
    » Und warum?«
    » Da werden herrenlose Fahrzeuge versteigert. Natürlich erst, nachdem sie auf Drogen hin durchsucht wurden.«
    » Natürlich. Haben Sie darüber irgendwas Schriftliches?«
    » Müsste ich eigentlich«, sagte er. » Wir haben alles in den Akten. Ich such’s Ihnen mal raus und rufe Sie dann an.«
    » Wie lange wird das ungefähr dauern, Sergeant Schoondist?«
    » Schon ein Weilchen.« Tony deutete auf seine Ein- und Ausgangskörbe, in denen sich Papiere stapelten. Oosler musste ja nicht wissen, dass es sich dabei größtenteils um den allwöchentlichen Mitteilungsmüll aus Scranton handelte – von den neuesten Pensionsregelungen bis zu den Softballspielplänen für den Herbst –, der im Papierkorb landen würde, noch ehe der Sergeant Feierabend machte. Diese lustlose Handbewegung deutete an, dass sich überall ähnliche Papierstapel türmten. » Man kommt kaum nach mit dem ganzen Kram, wissen Sie. Angeblich wird ja alles besser, wenn wir erst mal Computer kriegen, aber das wird dieses Jahr nichts mehr.«
    » Ich gehe aber übernächste Woche zurück aufs College.«
    Tony beugte sich auf seinem Stuhl vor und sah Oosler eindringlich an. » Und ich hoffe doch, dass Sie sich anstrengen«, sagte er. » Das Leben ist hart, mein Junge, aber wenn man sich anstrengt, kann man’s zu was bringen.«
    Ein paar Tage nach Homer Ooslers Besuch gab der Buick wieder ein Trockengewitter von sich. Diesmal geschah es am helllichten Tage, war aber dennoch atemberaubend. Und Curts ewige Sorge, er könne den nächsten Ausbruch verpassen, erwies sich als unbegründet.
    Die Temperatur im Schuppen deutete darauf hin, dass sich in dem Buick wieder etwas zusammenbraute: Binnen fünf Tagen sank sie von vierundzwanzig auf fünfzehn Grad Celsius. Der Wachdienst in der kleinen Hütte war mit einem Mal sehr gefragt; alle wollten dabei sein, wenn es geschah – was auch immer » es« diesmal sein würde.
    Brian Cole zog schließlich das große Los, aber in gewissem Grade bekamen alle in der Kaserne anwesenden Trooper dieses Ereignis mit. Brian ging gegen zwei Uhr nachmittags in den Schuppen B, um nach Jimmy und Roslyn zu sehen. Die Mäuse waren putzmunter: Roslyn saß im Esszimmer des Geheges, und Jimmy trimmte sich im Laufrad. Doch als sich Brian weiter in den Buick beugte, um den Wasserstand im Fläschchen zu überprüfen, hörte er ein Brummen. Es war ein tiefes, stetes Geräusch, das seine Augen und Zahnplomben vibrieren ließ. Daneben (oder darin) ertönte noch etwas sehr viel

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