Der Buick: Roman (German Edition)
Beunruhigenderes: eine Art wortloses Wispern. Ein ganz matter, violetter Lichtschein breitete sich langsam auf dem Armaturenbrett und dem Lenkrad aus.
Immer an Ennis Rafferty denkend, der damals schon seit über einem Monat verschwunden war, ohne eine Nachsendeadresse hinterlassen zu haben, floh Trooper Cole hastig aus der Umgebung des Buicks. Er geriet aber nicht in Panik, holte die Videokamera aus der Hütte, schraubte sie auf das Stativ, legte eine frische Kassette ein und überprüfte den Zeitcode (der stimmte) und den Ladestand der Batterien (weit im grünen Bereich). Er stellte das Stativ vor eines der Fenster im Schuppentor, startete die Kamera und vergewisserte sich, dass der Buick durch den Sucher gut zu sehen war. Dann ging er los zur Kaserne, doch da fiel ihm noch etwas ein, und er kehrte zur Hütte zurück. In einem kleinen schwarzen Beutel bewahrten sie dort Kamerazubehör auf, darunter auch einen Polarisationsfilter. Brian steckte ihn vor das Objektiv der Videokamera, ohne dafür eigens auf Pause zu drücken (für einen Moment verbergen die großen, dunklen Umrisse seiner Hände den Buick, und als sie wieder aus dem Bild sind, erscheint der Wagen wie in Dämmerlicht getaucht). Hätte irgendjemand Trooper Cole dabei zugesehen – vielleicht einer der sie immer besuchenden normalen Steuerzahler, der wissen wollte, wo sein Geld abblieb –, so hätte der nie geahnt, wie schnell das Herz des Polizisten schlug. Er war ebenso verängstigt wie aufgeregt, hielt sich aber wacker. Für den Umgang mit dem Unbekannten ist eine gute Polizeiausbildung wirklich hilfreich. Alles in allem vergaß er lediglich eines.
Um sieben Minuten nach zwei stand er an Tonys Bürotür und sagte: » Sarge, ich bin mir ziemlich sicher, dass mit dem Buick irgendwas los ist.«
Tony sah von dem Schreibblock hoch, auf dem er gerade den Entwurf einer Rede kritzelte, die er im Herbst bei einer Tagung zum Thema Verbrechensbekämpfung halten sollte, und fragte: » Was hast du da in der Hand, Bri?«
Brian sah hinunter und stellte fest, dass er den Wasserbehälter der Springmäuse in der Hand hielt. » Ach, was soll’s«, sagte er. » Den brauchen sie jetzt vielleicht sowieso nicht mehr.«
Um zwanzig nach zwei war das Brummen auch in der Kaserne deutlich zu hören. Nicht dass noch viele Trooper drinnen waren – die meisten standen Hüfte an Hüfte und Schulter an Schulter an den Fenstern in den beiden Toren von Schuppen B. Als Tony das sah, überlegte er, ob er sie dort wegbefehlen sollte, und entschied sich dann dagegen. Mit einer Ausnahme.
» Arky?«
» Ja, Sir, Sarge?«
» Ich will, dass du sofort den Rasen vor der Kaserne mähst.«
» Den hab ich doch am Montag erst gemäht!«
» Ich weiß. Und mir kam’s so vor, als wärst du dabei eine Stunde lang unter meinem Bürofenster hin und her gefahren. Ich will, dass du das genauso wieder machst. Und steck das hier ein.« Er reichte Arky ein Walkie-Talkie. » Und wenn einer kommt, der nicht sehen soll, wie zehn State Trooper in diesen Schuppen glotzen, als würde da drin ein Hahnenkampf abgehalten, dann sagst du mir Bescheid. Verstanden?«
» Ja, alles klar.«
» Gut. Matt! Matt Babicki!«
Matt kam schnaufend angerannt, ganz rot im Gesicht vor Aufregung. Tony fragte ihn, wo Curt sei. Der sei auf Streife, sagte Matt.
» Sag ihm, er soll zur Basis kommen, Code D, aber ohne Sonderrechte, verstanden?«
» Code D ohne Sonderrechte, verstanden.«
Ohne Sonderrechte bedeutet: ohne Blaulicht und Sirene. Curt befolgte diese Anordnung vermutlich, schaffte es aber trotzdem bis Viertel vor drei zur Kaserne. Niemand wagte ihn zu fragen, wie weit er in dieser halben Stunde gefahren war. Wie viele Meilen es auch waren – er kam lebendig und noch vor dem stillen Feuerwerk dort an. Zuallererst nahm er die Videokamera vom Stativ. Bis zum Ende des Feuerwerks stammten die Videoaufzeichnungen nun von Curtis Wilcox.
Auf der Kassette (einer von vielen, die in dem Verschlag hinter dem Lagerraum verstaut sind) ist erhalten, was es damals zu sehen und zu hören gab. Das Brummen des Buicks ist deutlich vernehmbar, hört sich an wie ein Wackelkontakt in einer Lautsprecherbox und wird im Laufe der Zeit eindeutig lauter. Curt nahm auch das große Thermometer auf, dessen rote Nadel fast genau zwölf Grad anzeigt. Man hört Curt um Erlaubnis bitten, hineingehen und nach Jimmy und Roslyn sehen zu dürfen, und Sergeant Schoondists Stimme erwidert fast sofort, forsch und selbstsicher und keinerlei Debatte
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