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Der Buick: Roman (German Edition)

Der Buick: Roman (German Edition)

Titel: Der Buick: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Aufenthalt beim Sozialbetreuungsprogramm in Scranton bevorstand, wenn er das mit dem Trinken nicht in den Griff bekam? Der Typ, der immer ewig dafür brauchte, seine Berichte abzugeben, und der fast nie die Pointe eines Witzes verstand, wenn man sie ihm nicht erklärte? Hoffentlich sah er nichts davon, denn er hatte ja auch noch eine andere, bessere Seite; aber ich kann nicht mit Sicherheit sagen, dass er nicht doch etwas davon in unseren Augen sah. Vielleicht sogar das alles.
    » … den Gesamtzusammenhang?«
    Ich wandte mich Ned zu und war froh, von meinen unangenehmen Gedanken abgelenkt zu werden. » Was meinst du?«
    » Ich habe gefragt, ob ihr mal darüber geredet habt, was dieser Buick in Wirklichkeit ist, wo er herkommt, was er zu bedeuten hat. Ob ihr jemals über, na, du weißt schon, den Gesamtzusammenhang diskutiert habt.«
    » Tja … es gab da diese Versammlung im Country Way«, sagte ich. Ich wusste nicht so recht, worauf er hinauswollte. » Davon hab ich dir ja erzählt …«
    » Ja, aber das hat sich doch eher, na ja, administrativ angehört …«
    » Du wirst gut sein aufm College«, sagte Arky und tätschelte ihm das Knie. » Wer solche Wörter kennt und auch noch aussprechen kann, der wird gut sein aufm College.«
    Ned grinste. » Administrativ. Organisatorisch. Bürokratisierung. Entbürokratisierung.«
    » Hör auf anzugeben, Kleiner«, sagte Huddie. » Ich krieg schon Kopfschmerzen.«
    » Jedenfalls ist die Versammlung im Country Way nicht das, was ich meine. Ihr müsst doch … Ich meine: Im Laufe all der Jahre müsst ihr doch …«
    Endlich verstand ich, was er sagen wollte, und dabei wurde mir auch noch etwas anderes klar: Der Junge würde nie vollends begreifen, wie es in Wirklichkeit gewesen war. Wie alltäglich es an den allermeisten Tagen gewesen war. An den allermeisten Tagen war das Leben einfach weitergegangen, wie das Leben halt auch weitergeht, nachdem man einen schönen Sonnenuntergang gesehen, köstlichen Champagner getrunken oder schlechte Nachrichten von zu Hause erhalten hat. Wir hatten ein Weltwunder da hinten in unserem Schuppen, aber das änderte nichts daran, wie viele Schreibarbeiten wir zu erledigen hatten, wie wir uns die Zähne putzten oder mit unseren Frauen schliefen. Es hob uns nicht auf eine ganz neue Daseins- oder Bewusstseinsebene. Wi r kr atzten uns immer noch am Arsch, wenn es da juckte.
    » Tony und dein Vater haben bestimmt oft darüber gesprochen«, sagte ich. » Aber nicht bei der Arbeit. Bei der Arbeit rückte der Buick immer mehr in den Hintergrund, wie jeder andere ruhende Fall auch. Er …«
    » Ruhend?«, brüllte er förmlich. » Er kommt mir aber nicht besonders ruhend vor!«
    » Er war es aber immer wieder für längere Zeit«, sagte ich. » Und währenddessen hatten wir Blechschäden und Fahrerflucht und Einbrüche und Drogendelikte und hin und wieder auch einen Mord.«
    » Die Geschwister O’Day nicht zu vergessen«, sagte Huddie. » Das waren mal zwei richtig knallharte Amerikaner.«
    Ned sah enttäuscht aus, und ich fühlte mich mies, als wäre ich schuld an dieser Enttäuschung. Schon lächerlich, aber so war es. Dann fiel mir etwas ein. » Also, an ein Gespräch darüber kann ich mich erinnern. Das war …«
    » … bei dem Picknick«, vervollständigte Phil Candleton den Satz. » Bei dem Picknick am Labor Day. Das meinst du doch, oder?«
    Ich nickte. 1979. Der alte Fußballplatz unten am Redfern Stream. Das Picknick am Labor Day mochten wir alle viel lieber als das am Unabhängigkeitstag; zum einen, weil es ganz in der Nähe stattfand und die Männer ihre Familie mitbringen konnten, wenn sie eine hatten, aber vor allem, weil wir da unter uns waren – nur die Troop D. Und es war auch nett, einfach essen und trinken zu können, ohne dass ein Vertreter ankam und einem neue Radargeräte oder Kevlarwesten aufschwatzen wollte. Das Picknick am Labor Day war ein richtiges Picknick.
    Phil lehnte den Kopf an die Holzverschalung der Kaserne und lachte. » Mann, das hatte ich ganz vergessen. Wir haben über den verdammten Buick da drüben geredet, Junge, und sonst über gar nichts. Und je mehr wir geredet haben, desto mehr haben wir getrunken. Ich hatte zwei Tage lang Kopfschmerzen.«
    » Dieses Picknick ist immer schön«, sagte Huddie. » Du warst doch letzten Sommer dabei, oder, Ned?«
    » Ja.« Er lächelte. » Die Reifenschaukel, die bis raus auf den Fluss schwingt? Paul Loving ist da runtergefallen und hat sich das Knie verstaucht.«
    Da lachten wir

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