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Der Buick: Roman (German Edition)

Der Buick: Roman (German Edition)

Titel: Der Buick: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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ich.
    Ned zuckte mit den Achseln, wie um zu sagen: Tja, da siehste mal.
    » Wir hatten bei der Troop D nie einen Sherlock Holmes oder Inspektor Columbo«, sagte ich. Es hörte sich ziemlich defensiv an, fand ich. Mir war auch eher defensiv zumute. » Nüchtern betrachtet, sind wir nur die Mechaniker des Justizwesens. Einfache Arbeiter, kaum mehr als durchschnittlich gebildet. Wir machen den Telefondienst, stellen nötigenfalls Beweismittel zusammen, und ab und zu treffen wir auch mal Schlussfolgerungen. An guten Tagen sind das durchaus brillante Schlussfolgerungen, aber bei dem Buick war alles unlogisch, und daher hatten wir keine Grundlage für Schlussfolgerungen, ob nun brillant oder nicht.«
    » Einige meinten, das Ding wäre aus dem All«, sagte Huddie. » Es wäre … ach, was weiß ich, ein getarntes Aufklärungsraumschiff oder so was. Sie hatten die Idee, Ennis wäre von einem Außerirdischen entführt worden, der mit seinem schwarzen Mantel und Hut so einigermaßen als Mensch durchging. Das war das Thema bei diesem Picknick – dem Picknick am Labor Day, klar?«
    » Ja«, sagte Ned.
    » Das war wirklich ein eigenartiges Treffen, Kleiner«, sagte Huddie. » Kommt mir so vor, als wären alle viel betrunkener gewesen als sonst immer, und das auch viel schneller, aber keiner ist aus der Rolle gefallen, nicht mal die üblichen Verdächtigen wie Jackie O’Hara oder Christian Soder. Es verlief ganz ruhig, besonders nachdem das Touch-Football-Spiel Hemden gegen Nackte vorbei war.
    Ich weiß noch, wie ich mit ein paar Jungs auf einer Bank unter einer Ulme saß, und wir waren alle schon gut angetütert und haben zugehört, wie Brian Cole von den fliegenden Untertassen erzählt hat, die man in New Hampshire über Stromleitungen gesichtet hatte – das war damals erst ein paar Jahre her –, und dass eine Frau behauptet hätte, sie wäre entführt worden und man hätte ihr diese ganzen Sonden und Sender reingesteckt. Heute ist das alles ein alter Hut, in Akte X werden ständig Leute entführt, und außerdem gab’s da diesen Film, in dem die Außerirdischen auf dem Devil’s Bluff in Wyoming landen, aber für uns war das alles neu – nicht das mit den fliegenden Untertassen, aber die Vorstellung, dass Außerirdische Menschen entführen –, und wir haben zugehört wie kleine Kinder, wenn’s um ein Spukhaus geht.«
    » Hat mein Vater das geglaubt? Dass Außerirdische seinen Partner entführt hätten?«
    » Nein«, sagte Shirley. » 1988 ist hier was passiert, das so … so abscheulich und unglaublich war … so absolut entsetzlich …«
    » Was?«, sagte Ned. » Was, um Himmels willen?«
    Shirley ignorierte die Frage. Ich glaube, sie hörte sie nicht mal. » Und ein paar Tage drauf habe ich deinen Vater ganz direkt gefragt, was er denn nun glaube. Und er hat gesagt, es sei völlig egal.«
    Ned sah sie an, als hätte er sie nicht richtig verstanden. » Völlig egal? «
    » Das hat er gesagt. Er glaubte, dass es im Großen und Ganzen keine Rolle spielte, was der Buick war. In diesem Gesamtzusammenhang betrachtet, von dem du gesprochen hast. Ich habe ihn gefragt, ob er der Meinung sei, jemand würde den Buick benutzen, vielleicht um uns zu beobachten … ob er so eine Art Fernsehen sei … und er hat gesagt: ›Ich glaube, man hat ihn vergessen.‹ Ich weiß noch genau, wie klipp und klar er das gesagt hat, als würde er über etwas reden, das … ich weiß nicht … so wichtig ist wie ein Königsschatz, der seit der Zeit vor Christi unter der Wüste begraben liegt, oder so un wichtig wie eine Ansichtskarte mit einer falschen Adresse drauf, die deshalb unzustellbar war, ›uns geht’s fabelhaft, ach, wärt ihr doch hier‹, und dann ist es völlig egal, weil es schon so lange her ist. Es hat mich beruhigt, und gleichzeitig ist es mir bei dem Gedanken kalt über den Rücken gelaufen, dass etwas so Seltsames und Fürchterliches einfach vergessen werden könnte … verbaselt … übersehen. Das habe ich ihm gesagt, und da hat dein Dad gelacht. Dann hat er auf den Horizont im Westen gezeigt und gesagt: ›Shirley, was meinst du wohl, wie viele Atomwaffen unsere große Nation von der Grenze nach Ohio bis zum Pazifik an verschiedenen Stellen gelagert hat? Und wie viele davon wird man wohl im Laufe der nächste n zw ei-, dreihundert Jahre dort liegen lassen und vergessen?‹«
    Wir schwiegen alle für einen Moment und dachten darüber nach.
    » Ich habe überlegt, den Dienst zu quittieren«, sagte Shirley schließlich. » Ich

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