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Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams

Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Siegel des Verraters
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grüne Hand schloß sich mit bezwingender Kraft
um die Schwerthand des Jungen.
»Schwert gegen Schwert«, murmelte er und drückte fester zu.
Sturm zuckte zusammen. Ein überwältigendes, fast elektrisches Gefühl durchlief seinen Schwertarm. Sturm wollte
aufschreien, die Klinge loslassen, doch die Kraft war fesselnd und gnadenlos. Fassungslos starrte er Vertumnus an,
der ihm mit einem wilden, höhnischen und doch überraschend sanften Blick in die Augen sah. Aus dem Herzen
des Jungen erhob sich ein unendlich süßes Gefühl, und um
ihn herum war Musik – von Flöte und Tamburin und Elfencello und irgendwo mittendrin der schwache, herbe Ruf
einer Trompete, den er wieder und wieder hören würde bis
zu dem Tag auf den Zinnen des Turms, wenn in der Ferne
die Drachenfürstin auftauchen und er hoch auf dem Rittersporn stehen und das Lied zum letzten Mal vernehmen
würde, um endlich zu begreifen, was es bedeutete…
Er kniete auf dem Boden zwischen Pflugscharen, Hufeisen und verbogenen Schwertern. Vertumnus stand mit
dem blitzenden Schwert in der Hand über ihm.
»Ritter gegen Ritter und Mann gegen Mann«, schloß der
Herr der Wildnis ruhig.
Sturm konnte seinem siegreichen Gegner nicht in die
Augen sehen.
»Die Bedingungen sind fast erfüllt«, sagte der geschlagene Junge voller Furcht. »Ihr könnt mir den Schlag geben,
den ich verdient habe, und das Leben nehmen, das ich
Euch schulde.«
Während er so vor Vertumnus kniete, bezwang Sturm
seine Todesangst. Er murmelte eine solamnische Totenklage, um auf das heruntersausende Schwert vorbereitet zu
sein…
Das seine linke Schulter berührte, dann die rechte, und
das mit einem leichten, freundlichen, spielerischen Schlag.
»Erhebt Euch, Sir Sturm Feuerklinge, Ritter des Waldes«,
lachte der Herr der Wildnis.
Mit befremdetem Ärger sah Sturm zu seinem Gegner
hoch…
Der ihn verspottet hatte, seine Ehre besudelt, seine Waffe
gestohlen…
Der den Maßstab selbst um den ritterlichen Tod betrogen
hatte…
»Das Leben, das du mir schuldest, Junge«, sagte Vertumnus, »ist das, das du mit Schaukämpfen und Rache vertändeln würdest.«
Sturm starrte ihn fragend an. Er war wie vom Donner gerührt.
»Mein Sohn hat dir von… Fürst Bonifaz Kronenhüter erzählt?« fing der Herr der Wildnis an. »Und du hast seine
Machenschaften auf dem Weg in den Finsterwald selbst
erlebt?«
»Ich – ich könnte nicht behaupten, daß es ein einfacher
Weg war, Fürst Vertumnus«, erwiderte Sturm stockend.
»Aber ich kann nicht glauben, daß das Fürst Bonifaz’ Werk
war.«
»Denk nach!« drängte Vertumnus aufgebracht. »Räuber
und Assassinen mit solamnischem Geld von hier bis zum
Turm des Oberklerikers, unzählige Mißgeschicke und Zufälle, das einzige Geschenk, das du von Bonifaz erhalten
hast, absichtlich verdorben… Wenn du nur eins und eins
zusammenzählst, und wenn Eid und Maßstab dich nicht
für die Wahrheit blind machten, kämst du leicht auf die
Antwort!«
»Aber warum?« fragte Sturm. »Wenn Fürst Bonifaz Kronenhüter zu solchem Verrat fähig ist, warum gegen mich?«
»Warum?« fragte Vertumnus, und plötzlich erfüllte Musik den von Abfall übersäten Hof, als wäre ein Wind über
die Flöte an seinem Gürtel gestrichen und hätte ihr ein Lied
entlockt. »Hör zu und sieh in die neue Klinge deines
Schwerts…«
Er mußte einfach hineinsehen, und im Herzen der Klinge
sah Sturm ein verschneites Land, während sich das Metall
von Silber zu Weiß verfärbte. Sturm blinzelte und sah genauer hin…
Böse, schattenhafte Gestalten, die sich mit Mantel und
Kapuze vor dem Schneetreiben schützten, versammelten
sich an einem fernen Paß. Ihr Anführer war ein Mann zu
Pferd, dessen Kapuze trotz des Wetters zurückgeschlagen
war. Mit seinem Bart und seinen Narben sah er aus, als wäre er aus Geröll und trockenen Zweigen geschnitzt.
Der Mann war in ein Gespräch mit einem anderen vertieft, der die elegante, solamnische Rüstung trug. Der Ritter
war anscheinend von nur einem anderen Ritter und drei
Fußsoldaten begleitet. Von seiner Rüstung perlte geschmolzener Schnee, als der wortführende Ritter dem zerlumpten Kerl eine Schriftrolle in seine knorrige Hand legte
und durch die eisige Luft zu einem dunklen Durchgang
durch die Felsen zeigte.
»Durch diesen Paß werden sie kommen«, sagte er.
Sturm kannte die Stimme. Er wollte etwas rufen, aber die
Musik umgab ihn und brachte ihn zum Schweigen.
»Es wird die Standarte von Agion Pfadwächter sein«,
sagte der

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