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Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams

Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Siegel des Verraters
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Schar Gänse rasch auf ihrer Wanderung in
kühlere Regionen nach Süden, doch ihre Flügelschläge und
Schreie waren nicht zu vernehmen.
»Was?« fragte Sturm laut, weil er sich nach einem Geräusch sehnte, und wenn es nur seine eigene Stimme war.
Er rief noch einmal und dann ein drittes Mal.
Es war das einzige, was zu hören war, und auch das verlor sich in der tiefen, ablehnenden Stille um ihn her. Dann
kam aus der Stille der dumpfe regelmäßige Schlag einer
fernen Trommel. Sturm gab sich Mühe, hinzuhorchen und
dem Geräusch nachzugehen, aber wohin er sich auch
wandte, es war immer gleich schwach, ob bei Luin, am
Amboß oder drüben in der Mitte des Dorfs, es klang immer
gleich gedämpft.
Erst auf dem Dorfplatz erkannte er, daß es das Pochen
seines eigenen Herzens war. Er blieb stehen und zog sein
Schwert. In der Stille um sich herum hörte er die Blätter
rauschen und einen hohen Wind durch die Zweige seufzen…
Und mit einem Mal wußte er – unabhängig von allen Regeln und Vorschriften –, daß er den grünen Mann nie wiedersehen würde.Vertumnus lehnte sich in der niedrigen
Gabelung des Vallenholzbaums zurück und starrte gebannt
in die umwölkte Oberfläche des Waldteichs unter sich. Am
Fuß des Baums saß Lady Hollis, daneben ihr Sohn, Jack
Derry.
Wieland, der Schmied, hockte mit einem Dutzend weiterer Dorfbewohner ein Stückchen weiter. Seine fleischigen
Hände waren mit einem komplizierten Geflecht aus Kupfer- und Silberdraht beschäftigt. Was er da machte, war
noch nicht ersichtlich, nicht einmal für die Klügsten im
Kreis, aber alle sahen eifrig zu und warteten darauf, was
seine Hände Erstaunliches aus dem Metall formen würden.
Sie waren alle von der Druidin hergerufen worden, und
während der Morgen den hellen Mittagsstunden wich,
warteten sie begierig auf Neuigkeiten vom Herrn der
Wildnis. Unter den Dörflern gingen Gerüchte um: Ein
Krieg mit Solamnia bahnte sich an, der Herr der Wildnis
wäre von einer Bande Silvanesti-Elfen belagert worden, er
allein sei in den Norden gezogen, um Rache für ein unbegreifliches Unrecht zu nehmen. Schließlich hatten sie die
Musik gehört, die ein kräftiger Wind aus dem Dorf herantrug, und gewußt, daß er in der Nähe war und sich ihnen
bald anschließen würde.
Am späten Vormittag hatte die Musik aufgehört.
Hauptmann Duir, der am Waldrand Wache stand, hatte als
erster gesehen, wie Vertumnus niedergeschlagen und langsam näher kam. Die Blätter in seinen Kleidern und Haaren
waren gelb und welk.
Vertumnus hatte kein Wort gesagt, sondern nur abwesend genickt, als Jack Derry ihm das Elfenmädchen Mara
vorstellte. Er hatte die tröstenden Worte von Lady Hollis
und das Gestichel der Dryaden ignoriert und war auf den
Ast geklettert, auf dem er jetzt noch immer in tiefe Meditation versunken saß.
Nach einer Weile hatten die Dorfbewohner den Herrn
der Wildnis vergessen und sich wieder ihrer Arbeit zugewandt, dem Sammeln von Schwarzwurzeln und Fingerhut,
der Jagd und dem Fischen in dem breiten Bach, der durch
den Wald verlief. Mara beobachtete Vertumnus weiterhin
und wunderte sich über seine Geistesabwesenheit und sein
offensichtliches Unglück. Schließlich fragte sie Lady Hollis,
ob er sich mit Sturm getroffen hatte.
Die Druidin nickte, konzentrierte sich aber auf die Zubereitung eines Schafgarbentees, der – wie Mara aus ihren
Dienstjahren in Silvanost wußte – Trübsinn heilen konnte.
»Doch, das hat er«, erklärte Lady Hollis.
»Dann schließe ich aus dem Verhalten des Herrn der
Wildnis«, sagte Mara, »daß der Junge ihm ein Schnippchen
geschlagen hat.«
Hollis sah nach oben, wo der Herr der Wildnis mit Besorgnis in den Augen schweigend und reglos dasaß.
»Ich schließe aus seinem Verhalten«, erwiderte die Druidin, »daß der Junge sich selbst ein Schnippchen geschlagen
hat.«
Erst Stunden später begann Vertumnus zu reden. Inzwischen war es bereits später Nachmittag, und die Lerchen
waren schon zur Ruhe gekommen. Rund um die Menschen
tollten zänkische Eichhörnchen umher, und man hörte die
hohen, gleitenden Geräusche der braunen Tauben, die in
den Süden zurückkehrten, um in den Zweigen von Ulme
und Ahorn zu nisten.
»Er ist gegangen«, gab Vertumnus bekannt. Sofort blickten zweihundert Augenpaare zu dem Ast des Vallenholzbaums, auf dem er saß, wo die gelben Blätter traurig aus
seinem Bart und seiner Tunika fielen. »Zurück zum Vingaard und zweifellos auch zum Turm und zum Rest seines
großmäuligen

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