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Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams

Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Siegel des Verraters
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Mann. »Roter Zentaur vor schwarzem Berg.«
Der rauhe Mann zog den Mantel enger um sich. »Und
dafür eine so großzügige Bezahlung, Fürst…«
»Tückjäger«, entgegnete der Mann. »Du kennst mich nur
als Fürst Tückjäger.«
»Ein Trugbild!« rief Sturm, der seine Augen von der Vision losriß. Vertumnus, der auf dem Amboß saß, betrachtete ihn neugierig und etwas traurig. »Das… das muß ein
Trugbild sein! Es muß …«
»Aber wenn nicht…«
»Ich werde mich so blutig rächen, daß…«, fing Sturm an.
»Nein.« Mit zwei langen Schritten war Vertumnus neben
Sturm und faßte ihn fest an die Schulter.
Sturm keuchte. Der Schmerz war vorbei… die Wunde…
»Nein«, wiederholte Vertumnus. »Es ist kein Trugbild.
Denn ich war der andere Ritter, Sturm Feuerklinge. Ich bin
durch den Schnee zu jenem entfernten Paß geritten, wo den
Banditen Schriftrolle und Lohn ausgehändigt wurden. Zusammen mit den Fußsoldaten, die uns begleiteten. Und als
Agion fiel und das Schloß verloren war, war ich es, den
Bonifaz beschuldigte.«
Erschüttert ließ Sturm sein Schwert fallen. Blind vor Tränen und Wut tastete er auf dem Boden nach der Klinge,
während der Herr der Wildnis ungerührt fortfuhr.
»Ich bin ihm in die Berge und das Schneetreiben gefolgt,
weil mich meine Liebe zum Maßstab dazu trieb und weil
ich entzückt war über die Ehre, Fürst Bonifaz auf seinen
eigenen Wunsch begleiten zu dürfen. Liebe und Entzücken
verwandelten sich in Haß und Wut, als ich seine Verschwörung und seinen Verrat sah.
Aber was konnte ich sagen? Ich bin nach Schloß Feuerklinge zurückgekehrt, wo Bonifaz, der wie ein alter Fuchs
im Schnee in unseren Spuren zurückritt, Kodex und Maßstab und die ganze verdammte solamnische Maschinerie
benutzte, um mir seinen Verrat anzulasten. Als ich die Ritter
verließ und in den tiefen Schnee hinauslief, wußte ich
nichts von Hollis und der Veränderung, die mich erwartete. Ich dachte, ich würde in den Tod ziehen und langsam in
Eis und Schlaf versinken, doch einen solchen Tod zog ich
dem des Ordens vor – daß mein Blut und meine Freude
von den Händen dieser blutarmen, freudlosen Gefährten
vergossen würde.
Aber ich habe dich nicht den ganzen Weg hierhergeholt,
damit du weiteres Blut vergießt. Solamnische Rache ist etwas scheußlich Verzwicktes, heiß und giftig wie die Paarung von Spinnen. Und ich sage auch nein zum Eid und
zum Maßstab und zu dem Stolz, den dein Orden aus ihnen
zieht. Denn der Maßstab übt vielleicht geregelt Rache, aber
dennoch ist es Rache, dennoch ist sie verzwickt und böse.«
»Aber… was dann?« Sturm schrie beinahe.
Vertumnus hockte sich neben den Jungen.
»Bleib im Finsterwald«, sagte er. »Vergib Bonifaz… dem
Orden… deinem Vater… ihnen allen. Vergib ihnen und laß
sie hinter dir zurück. Vergib ihnen.«
»Aber der Eid und der Maßstab!« beharrte Sturm. »Tausend Jahre Gesetz – «
»Haben nichts Gutes gebracht!« unterbrach ihn Vertumnus heftig. »Aus den Kronenhütern und den Jeoffreys haben sie Unmenschen gemacht, sie haben Tausende von
Namenlosen abgeschlachtet, haben dich den Vater gekostet
und dich hoffnungslos zu Tode verwundet, wenn nicht…«
Voller Angst und Zorn kroch der Junge von dem Mann
vor ihm davon, wobei er mit der Schulter gegen die Brunnensteine stieß. Schließlich erhob er sich auf die Beine. Seine Augen waren vor trostlosem, wütendem Schmerz zusammengekniffen, und die Knöchel seiner Finger waren
weiß, so fest umklammerte die Hand den Schwertgriff.
Blasphemie. Das dulde ich nicht. Bei Huma und Vinas
Solamnus und Paladin persönlich, das dulde ich nicht!
»Mein Vater ist jetzt der Orden!« rief Sturm mit dünner,
bedrängter Stimme im stillen Hof aus. »Meine Familie ist
der Orden! Geht zurück in Euren Wald und laßt mich allein!«
Als er erwachte, lag er mit der Schwertscheide in den
Händen auf dem Amboß. Die Schmiede und mit ihr der
Stall waren verschwunden. Luin graste einsam und friedlich in einem überwucherten Ziergarten, und von Fürst
Vertumnus war keine Spur zu sehen.
Die Musik hatte aufgehört. Sturm lief erst nach rechts,
dann nach links, dann um den Amboß herum und blickte
in jede Richtung, weil er hoffte, das Lied würde wieder einsetzen und ihn zu Vertumnus führen. Doch das ganze Dorf
schwieg.
Luin hob den Kopf und wieherte, doch Sturm hörte
nichts.
Er blickte nach oben, wo der Wind leise durch die Bäume
strich. Die Blätter raschelten unhörbar, und über seinem
Kopf zog eine

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