Der Bund der Drachenlanze - 10 Ellen Porath
die Eule sagt. Greif Kitiara und die anderen an.«
»Ja«, flüsterten die zwei Köpfe.
»So schnell wie möglich.«
»Ja.«
»Bring sie zum Fieberberg.«
Sie nickten.
Es entstand eine Pause, als ob die Stimme überlegte.
»Was die andere Frau angeht…«
»Meister?«
»Fang sie auch. Ich bin neugierig auf sie.«
»Was ist mit nettem Gefallen?«
»Vergiß den Gefallen. Wir haben das Wichtige.«
»Ah. Fangen.«
Janusz ließ den Ettin die Anweisung noch dreimal wiederholen. »Noch Fragen?« fragte er schließlich.
»Kein Abendbrot hier. Blöder Wald leer. Res-Lacua mag
kein totes Essen. Hungrig.«
Janusz beschloß, dem Ettin gegenüber großzügig zu sein.
»Töte einen von den anderen, wenn du willst. Aber verletze die beiden Frauen nicht. Bring sie zu mir.«
»Essen?«
» Einverstanden.« Kai-lid, ich habe dem Ettin gesagt, wo wir
sind. Der Ettin wird sie entführen.
Xantar! Was hast du getan?
Die vier hier werden ewig herumstreiten, während Unschuldige sterben. Ich habe die Sache nur beschleunigt. Keine Sorge, du
bist sicher. Das hat der Ettin versprochen. Aber ich habe wohl
recht gehabt, Kai-lid. Sie werden zum Fieberberg gebracht und
von da aus zum Sla-Mori, in das Tal direkt im Süden des Berges.
Und? Wenn der Ettin sie erwischt, folgen wir ihm und vergewissern uns, daß sie den Sla-Mori finden. Wenn sie erst im Eisreich sind, werden sie den Valdan bekämpfen. Sie haben ja gar
keine andere Wahl. Wenn die Magie des Düsterwalds sich bewährt, werden sie bald vergessen haben, daß sie jemals hier waren. Und auf dich, meine Liebe, fällt kein Verdacht.
Kai-lid war sprachlos.
Du könntest auch danke sagen.
Doch sie sagte nichts.
Als kurz darauf der Angriff kam, fuhren Tanis und Kitiara gleichzeitig mit blitzenden Schwertern hoch, um der Gefahr zu begegnen.
Ein gewaltiges Monster, das nach ranzigem Fleisch und
totem Stinktier stank, stürzte sich brüllend auf sie, während
es in jeder Hand eine Keule schwang. Beim ersten Blick auf
das fürchterliche Ungetüm bäumte sich Wods Stute vor
Schreck auf und galoppierte in den Wald. Die zwei Keulen
des Monsters ließen die stählernen Schwerter, die gegen
das versteinerte Holz schlugen, wie Zwergenwaffen erscheinen. Kitiara zuckte unwillkürlich zusammen.
Die Rieseneule schoß kreischend herunter, doch die Zauberin schien nichts machen zu können. Die ganze Zeit
wurden sie aus dem Wald von den Augen beobachtet.
Auf der anderen Seite der Lichtung kämpfte Caven mit
Malefiz. Er wollte aufsitzen, doch das Pferd bäumte sich
auf. Caven wandte sich Tanis’ Wallach zu. Paladin trug
Cavens Gewicht lammfromm.
Tanis und Kitiara sprangen los, um den zweiten Angriff
des Ettins abzuwehren, warfen sich jedoch genauso schnell
zur Seite, als die Waffen des Ettins auf sie zusausten. Jede
Keule war mit sechs jeweils handlangen Eisendornen besetzt. Die Dornen waren von jahrelangem Gebrauch zerkratzt und abgestoßen.
Tanis machte einen Scheinangriff und traf den Riesen
dann mit seinem Langschwert. Kitiara folgte auf dem Fuß.
Doch das Monster hatte eine so viel größere Reichweite als
sie, daß Tanis und Kitiara nur kurze Ausfälle wagen konnten, um dann gleich wieder zurückzuspringen. Nur Tanis
konnte in der Dunkelheit genug sehen. Kitiara mußte sich
auf ihre Intuition verlassen, um zu erraten, woher der Gegner kam, denn in mehr als ein paar Fuß Entfernung war er
nur noch ein Schemen in der Finsternis.
Tanis brachte taktisch geschickt einen dicken Eichenstamm zwischen sich und das Monster. Kitiara folgte ihm
blinzelnd. Xantar kreischte weiter über ihren Köpfen herum, bis Kitiara glaubte, sie müsse selbst schreien. Der
Halbelf schien die Aufregung der Eule gar nicht zu registrieren.
»Du kommst nie in seine Nähe, Halbelf«, schrie Caven
von Paladin, während er versuchte, das Pferd näher heranzutreiben. »Hier muß man aus dem Sattel fechten.«
»Rede nicht, sondern tu etwas, Mackid!« schrie Tanis zurück. Der Halbelf drehte sich zu Kitiara um. »Der Ettin mag
ja strohdumm sein, aber, bei den Göttern, er ist unglaublich
stark!« Er hielt inne. »Caven hat jedenfalls recht. Mit
Schwertern haben wir keine Chance.«
Unvermittelt hob Tanis einen faustgroßen Stein auf.
»Bleib hier! Gib mir Deckung!« zischte er.
»Was? Wie? Halbelf, ich kann kaum etwas sehen!«
schimpfte Kitiara. Sie griff nach seinem Arm. »Was hast du
-?«
Ihre Frage blieb unbeantwortet, denn der Halbelf warf
den Stein auf den Ettin. Die Köpfe des Riesen fuhren zurück. In den
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