Der Bund der Drachenlanze - 11 Tina Daniell
das sage. Und dann würde
er sein Herz zum Frühstück verspeisen.«
Sie dachte einen Augenblick nach. »Wahrscheinlich würde er die Innereien den anderen geben, aber das Herz wäre
für ihn, ganz sicher. Der Kopf würde natürlich an einer
weithin sichtbaren Stelle auf einem Speer stecken.« Sie
schüttelte den Kopf und schnalzte mit der Zunge.
Flint erbleichte .
»So ein hübscher Zwerg.« Wieder blickte sie ihn augenklimpernd an. »Ich weiß nicht, aber ich finde ihn einfach
hinreißend.« Ihr Gesicht verdüsterte sich. Verschwörerisch
sah sie Tanis und Raistlin an. »Aber wir müssen aufpassen,
daß er nicht gesehen wird, sonst ist er auf jeden Fall tot.«
Flint machte den Mund auf, aber Raistlin trat vor und
legte der Putzfrau den Arm um die Schultern. »Dann
kannst du ihm – uns – helfen, aus Ogerstadt zu entkommen?«
Die Halbogerin kniff die Augen zusammen. »Ich glaube,
ich könnte… und ich glaube, ich würde. Ich mag diese Oger nämlich nicht besonders, wißt ihr. Ich bin ihre Sklavin,
seit sie damals meinen Vater umgebracht haben, einen armen Bauern. Mich haben sie nur verschont, damit ich für
sie putzen kann. Und eins will ich euch sagen, für so einen
Haufen Rüpel sind diese Oger erstaunlich eigen, was die
Sauberkeit angeht. Ich gehöre natürlich nicht zu ihnen. Ich
bin nur zur Hälfte Oger. Mein Name ist Kirsig. Wie heißt
ihr?«
Raistlin stellte alle der Reihe nach vor, obwohl sich Kirsig
hauptsächlich für Flint zu interessieren schien. »Flint Feuerschmied«, sann sie mit leuchtenden Augen.
Es war eines der wenigen Male in seinem Leben, daß
Flint sich hilflos vorkam. Verzweifelt sah er zu Tanis, aber
der Halbelf zuckte nur mit den Schultern.
»Und könntest du uns helfen, ein Boot zu finden, das uns
über das Blutmeer bringt?« fragte Raistlin.
Wie ein kleines Mädchen klatschte Kirsig in die Hände.
»Das Blutmeer! Hach, ihr seid aber eine wagemutige Truppe, ich seh’ schon! Warum wollt ihr denn über das Blutmeer? Das ist eine furchtbar riskante Reise. Ihr müßt am
Mahlstrom entlang und wirklich seefest sein. Ihr braucht
einen kühnen, erfahrenen Kapitän, und der wird ganz sicher einiges dafür verlangen.«
»Wir zahlen soviel, wie wir können«, antwortete Tanis
vorsichtig. »Kennst du so einen Kapitän?«
»Wenn ich ihn finde«, erwiderte Kirsig bescheiden. Ihr
Gesicht war voller Geheimnistuerei. »Aber«, sie hielt inne,
»ich kann die Burg erst nach Mitternacht verlassen, wenn
ich meine Arbeit gemacht habe. Ihr könnt hierbleiben, aber
ihr müßt vorsichtig sein. Der Häuptling, seine Leute, die
Legion, die die Burg bewacht… jeder von ihnen kann hier
aufkreuzen. Sie kommen leicht durcheinander, wißt ihr«,
sagte sie mit verschwörerischem Zwinkern, »und wandern
manchmal durch die Burg, weil sie ihre Waffen oder ihre
Schuhe suchen.
Heute nacht empfängt der Häuptling einige Gesandte
aus dem Viperntal. Ihr dürft keinen Mucks machen, bis
jeder in der Burg schläft. Wenn ihr entkommt«, sie berichtigte sich, »sobald ihr entkommt, müßt ihr euch verstecken,
bis ich den Kapitän gefunden und alles ausgemacht habe.«
»Bist du sicher…?« fragte Raistlin zögernd.
Kirsig lachte herzlich. »Oh, keine Bange. Der ist fähig,
mehr als fähig.«
»Wie – wie sollen wir entkommen?« stammelte Flint. Er
wollte ihre Aufmerksamkeit eigentlich lieber nicht auf sich
ziehen, doch die Frage lastete auf seiner Seele. Kirsig drehte
sich um und blickte ihn verzückt an. Als Flint zurückstarrte, streckte sie die Hand aus und streichelte seinen Bart.
»Ja, entkommen!« sagte sie aufgeregt. »Das ist das Problem, und wir werden es lösen. Wir werden diesen dummen
Ogern eine Lektion erteilen.« Sie senkte die Stimme und
winkte Raistlin und Tanis heran. »Aber es gibt nur zwei
Wege aus Ogerstadt. Entweder ihr seid tot – das ist der sicherste Weg – oder – « Sie zögerte.
Die schwätzt mehr als Tolpan, dachte Flint.
»Ja?« drängte Tanis.
»Der andere«, flüsterte Kirsig, »ist noch schlimmer.«Sie
mußten sich schnell beratschlagen, denn die Zeit drängte,
und Kirsig würde vermißt werden, wenn sie ihrer Arbeit
allzulang fern blieb.
Raistlin erzählte Kirsig von ihrer Aufgabe. Der junge
Magier erklärte, daß sein Bruder, Sturm und Tolpan vermißt waren, und erzählte ihr sogar von dem Portal, durch
das sie hierher gelangt waren. Kirsig machte große Augen,
als er die Minotaurischen Inseln erwähnte. Sie war noch nie
über das Blutmeer gefahren, das
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