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Der Bund der Drachenlanze - 12 Tina Daniell

Der Bund der Drachenlanze - 12 Tina Daniell

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 12 Tina Daniell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Jager der Wuste
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beschäftigte.
»Außer«, betonte Drei Weitblick-Augen, »vergeßt nicht
das eine. Die Jalopwurz kommt auf Mithas und Karthay
häufig vor, in anderen Teilen der Welt jedoch sehr selten,
wenn überhaupt. Und wie andere Dinge auf Mithas erklären die Minotauren sie zu ihrem heiligen Eigentum und
messen ihr bestimmten rituellen Nutzen zu.«
Sonnenfeder nickte weise.
Die Zeit verstrich. Jetzt brachte die junge Kyriefrau, deren Gesicht atemberaubend schön und deren rote Haare
goldgetupft waren, Tassen und Schalen und stellte sie vor
Caramon und die anderen.
Dem Beispiel der Kyrie folgend, tauchte Caramon seine
Finger in ein Becken mit kaltem Wasser. Nach dem Waschen trocknete er sich die Hände ab. Aus den Schüsseln
wählte er Nüsse, Beeren und Salat aus. Die ältere Frau
tauchte hinter seinen Schultern auf und füllte ihm einen
Haufen kleiner, roher Fleischwürfel auf den Teller.
Nachdem alle eine Weile gegessen hatten, sagte Wolkenstürmer: »Ein Posten hält sich ständig im Tunnel auf. Er
bewacht Morgenhimmel, weil er trotz allem hofft, daß sich
die Umstände ändern. Wir haben nur wenig mit ihm gesprochen, immer heimlich. Es wäre unklug, ein Risiko einzugehen. Wenn es Morgenhimmel möglich ist, spricht er
mit uns. Selbst wenn die Minotaurenwachen ein paar Worte mitbekommen, verstehen sie unsere Muttersprache
nicht, so daß sie es für Delirium halten. Auf diese Weise
konnten wir Morgenhimmel von den zwei Menschen erzählen, die gefangengenommen und in den Kerker gebracht worden waren. Nachdem wir es mit ihm besprochen
hatten, beschlossen wir, deine Befreiung zu riskieren.«
»Warum?« fragte Caramon nachdenklich.
»Zum einen habe ich gesehen, wie du dich meinem Bruder gegenüber verhalten hast«, antwortete Wolkenstürmer.
»Du hast mich gesehen?«
»Ich war im Tunnel. So nahe bei meinem Bruder konnte
ich durch seine Augen sehen, durch die Steinwände hindurch. Mein Herz schlägt im gleichen Rhythmus wie seins.
Mein Kopf teilt seine Gedanken. Ich hörte deine Worte und
sah dich und glaubte, daß du ein guter, mitfühlender
Mensch bist.«
Caramon schwieg. Er dachte an seinen eigenen Bruder,
Raistlin. War es nicht auch so mit ihm und Raist? Daß sie
mitunter durch die Augen des anderen sehen konnten?
Daß auch ihre Herzen wie eines schlugen?
»Wir haben wenig Erfahrung mit Menschen«, warf Sonnenfeder diplomatisch ein. »Ich selbst habe in meinen dreihundert Jahren auf dieser Erde noch nie einen von Angesicht zu Angesicht gesehen.«
»Dreihundert Jahre!« rief Caramon aus. Der junge Krieger wußte, daß Zwerge und Elfen lange lebten, aber Sonnenfeder war bereits dreimal so alt, wie Caramon je werden konnte.
»Ja«, gab Sonnenfeder schmunzelnd zu. »Ich bin alt und
nicht mehr ganz auf der Höhe. Wenn ich nicht mehr bin,
wird es an Wolkenstürmer sein – «
»Vater!« rief Wolkenstürmer, der den Arm hochriß und
eine ärgerliche Geste machte.
Die Kyriefrau sah betroffen aus. Drei Weitblick-Augen
senkte den Blick. Sonnenfeder zog eine schuldbewußte
Miene.
»Wolkenstürmer hat recht«, sagte der Anführer der Kyrie. »Es ist nicht recht, von Morgenhimmel zu reden, als
wäre er bereits tot. Morgenhimmel ist der Erstgeborene
und rechtmäßige Erbe der Herrschaft. Aber – « Seine
Stimme brach.
Drei Weitblick-Augen wechselte eilends das Thema. »Die
meisten Menschen, die wir kennen«, sagte Drei WeitblickAugen freundlich, »sind Räuber oder Sklaven. Aber unsere
Legenden erzählen, daß Menschen klug, einfühlsam und
treu sein können. Außerdem war es uns das Risiko wert,
die Stiermenschen zu beschämen. Die Nachricht einer
Flucht aus ihren Gefängnis in Atossa wird sie tief entehren.«
»Werden sie nicht Morgenhimmel bestrafen?« sorgte sich
Caramon.
»Sie werden meinen Bruder niemals hinrichten«, sagte
Wolkenstürmer grimmig. »Sie werden ihn am Leben erhalten, solange sie können.«
Nachdem das Mahl vorüber war, holte die Kyriefrau
Pfeifen, Kautabak und eine Schüssel mit dicken, aufgeschnittenen Stücken einer gummiartigen Wurzel heraus.
Wolkenstürmer wählte eine Pfeife mit langem Stiel, füllte
sie mit etwas aus einem Beutel und saugte sinnend daran.
Drei Weitblick-Augen kaute Tabak. Sonnenfeder griff nach
der Wurzel, und Caramon schloß sich ihm aus Gründen
der Höflichkeit an.
Draußen war es dunkel und still geworden. Die ältere
Frau ging in der Höhle herum. Sie griff nach einigen kleinen Kugeln an der Wand, die durch ihre Berührung magisch entzündet wurden und ein

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