Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Bund der Drachenlanze - 12 Tina Daniell

Der Bund der Drachenlanze - 12 Tina Daniell

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 12 Tina Daniell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Jager der Wuste
Vom Netzwerk:
sein Volk! Diese furchtbaren Wunden an seinem
Rücken und den Schultern mußten, wie Caramon nun erkannte, die Folge dessen sein, daß die Minotauren ihm die
Flügel ausgerissen hatten.
Der Vogelmann unmittelbar neben Caramon war der, der
den Zwilling aus der Gefangenschaft gerettet hatte. Er war
größer und schlanker als Caramon. Sein bronzefarbenes
Gesicht, das sehr menschenähnlich erschien, war von einer
wilden Schönheit. Statt Haaren wuchsen ihm weiche, goldene Federn aus dem Kopf. Schöne, braune Stoppelfedern
bedeckten seine Brust. Er trug nichts weiter als einen ledernen Lendenschurz.
»Wer bist du?« fragte Caramon seinen Retter.
»In deiner Sprache«, sagte der Vogelmann stolz in der
Gemeinsprache, »heiße ich Wolkenstürmer.«
Caramon suchte nach den rechten Worten. »Was seid
ihr?«
Wolkenstürmer runzelte die Stirn und trat beiseite, wobei
er mit den Flügeln einen der Vogelmenschen hinter sich
herbeiwinkte.
Auf Wolkenstürmers Geste hin sah Caramon einen alten
Mann vortreten, den er zunächst nicht bemerkt hatte. Andere scharten sich schützend um diesen ehrwürdigen Vogelmann, der auf seinen Klauenfüßen vorschlurfte, um Caramon zu begrüßen. Trotz seines seltsamen Gangs bewegte
er sich würdevoll und geschmeidig.
Die Federhaare des alten Vogelmannes waren silberweiß
und flossen bis auf seine Brust herab. Die jahrelange Einwirkung der Sonne und der Elemente hatten seinem Gesicht eine dunkle Farbe gegeben, viele Falten darauf hinterlassen. Trotz seines fortgeschrittenen Alters strotzten Brust
und die sehnigen Beine vor Muskeln.
Leicht gebeugt und mit schief gelegtem Kopf näherte sich
der Alte Caramon, wobei in seinen klaren, gelben Augen
ein warmer Glanz lag. »Wir sind die Kyrie«, erklärte der
Alte mit knappen, aber klaren Worten. »Ich bin Arikara – in
eurer Sprache Sonnenfeder, der Anführer des Volks, das
den Himmel bewohnt.«
»Kyrie?« fragte Caramon.
Sonnenfeder neigte den Kopf und blinzelte Caramon an.
»Ein stolzes, langlebiges Volk«, sagte der Kyrieführer leise.
»Hast du nie von uns gehört?«
Caramon warf einen Blick auf die vielen hundert gefiederten Kyrie, die ihn aus der Sicherheit ihrer jeweiligen
hohen Landeplätze beobachteten. Sie murmelten untereinander, einige zeigten auf ihn. Vielleicht hatte Raistlin die
Kyrie einmal erwähnt. Sein Zwillingsbruder las so viele
Bücher, daß Caramon kaum mitkam. Der große Krieger
schüttelte langsam den Kopf, um Sonnenfeders Frage zu
beantworten.
»Das war zu erwarten«, sagte Sonnenfeder, der Caramon
eine riesige Schwinge um die Schulter legte und ihn langsam zu einer Höhle führte, die in die Wand des Canyons
gegraben war.
Die Höhle hatte Caramon vorher nicht gesehen, vielleicht
weil die Haut, die den Eingang verhängte, sandsteinfarben
war und mit der Felswand verschmolz. Einige der anderen
Kyrie folgten ihnen, darunter Wolkenstürmer, sodann ein
weiterer alter Mann, dessen Gesicht von Sommersprossen
übersät war, und zwei Frauen, die eine älter, die andere
jünger, beide in Lederröcken und Hemden, die mit Federn
und Perlen verziert waren.
Der Eingang führte in eine geräumige Höhle, die sich zu
einer hohen Kuppel wölbte. Heu und Zweige bedeckten
den Boden der gestampften Erde. Eine Feuergrube in der
Mitte, in der heiße Steine lagen, spendete Wärme. Waffen
und Kochgeschirr hingen an der Wand. Pelze, die mehr als
ausreichten, um die Kälte der Wüstennacht abzuwehren,
waren an der Schwelle gestapelt.
Sonnenfeder nahm die beiden Frauen beiseite und gab
ihnen Anweisungen in einer Sprache, von der Caramon
kein Wort verstand.
Wolkenstürmer bot Caramon einen Platz an der Feuergrube an. Der andere Alte, den Wolkenstürmer als Drei
Weitblick-Augen vorstellte, saß gegenüber dem Besucher.
Wolkenstürmer nahm neben Drei Weitblick-Augen Platz.
Sonnenfeder setzte sich voller Tatendrang neben Caramon. Er nahm einen Stock und kritzelte auf dem Boden
herum. Caramon brauchte einen Augenblick, bis er erkannte, daß Sonnenfeder eine grobe Karte zeichnete. »Vor Jahrhunderten bewohnten die Kyrie viele Inseln auf Ansalon«,
erklärte Sonnenfeder Caramon. »Wir sind durch die Welt
gezogen und nie lange an einem Ort geblieben. Unsere langen Flüge über die Ozeane wurden durch ein magisches
Gerät namens Nordstein ermöglicht. Weil wir uns immer
mehr auf den Nordstein verließen, verloren wir viele unserer angeborenen Instinkte, einschließlich des Orientierungssinns. Dann verloren wir den

Weitere Kostenlose Bücher