Der Bund der Drachenlanze - 12 Tina Daniell
Gesicht nach unten tot liegen. In seinem
Nacken steckte ein kleines Messer.
Sie erhaschte gerade noch einen Blick auf den Kender,
der davonrannte.
Yuril brach zusammen. Kitiara hielt sie an den Schultern
fest. »Schaffst du’s?« fragte sie. Yuril nickte schwach und
wurde ohnmächtig.Tolpan konnte Dogz einfach nicht finden.
Die Minotauren hatten den Verräter zum Rand des
Schauplatzes geschleppt, wo ein Stiermann den Gefangenen abseits vom übrigen Geschehen nervös bewachte.
Dogz saß betroffen da und starrte auf seine Füße. Er war in
seiner eigenen Welt. Plötzlich hörte er einen lauten Rums.
Als er hochsah, ging der Minotaurensoldat in die Knie, griff
sich an den Hals und kippte dann vornüber in den Staub.
Tolpan schlenderte heran.
»Liegt alles im Handgelenk«, prahlte er. »Nicht jeder
Kender kann einen Hupak so gut werfen wie ich. Ach, ich
könnte wirklich behaupten, kaum ein Kender kann einen
Hupak so gut werfen wie ich. Gut, vielleicht Onkel Fallenspringer, aber der hat es mir schließlich beigebracht!«
Mitten in dem lärmenden, rauchverhangenen Getümmel
um sie herum band Tolpan Dogz rasch los.
Dogz bewegte sich nicht. »Du bist zurückgekommen,
Freund Tolpan«, sagte er, doch seiner Stimme fehlte der
gewohnte hallende Klang.
»Das war ich dir doch schuldig, oder?«
»Es ist schön, daß du wieder so bist wie früher«, sagte
der Minotaurus. »Also hat das Gegengift der Frau gewirkt.«Der Minotaurensoldat erwies sich als zäh, wild und
kampferfahren. Caramon kam nicht an ihm vorbei.
Es schien ein Patt zu sein, bis Tanis angelaufen kam und
Caramon mit seinem Schwert unterstützte. Der Halbelf
schlug zu, während Caramon weiter zustach. Ihre Waffen
trafen gegen die Stange des Minotaurus.
Zum ersten Mal sah Caramon einen Anflug von Panik in
den Augen des Soldaten. Der Minotaurus stolperte und zog
sich ein paar Schritte zurück. Alle seine Bewegungen waren
jetzt nur noch Verteidigung, und Tanis und Caramon nutzten ihren Vorteil. Der Minotaurus ermüdete offensichtlich
allmählich unter ihrem Angriff und würde nicht mehr lange durchhalten.Auf dem Gerüst stellte sich der Nachtmeister Raistlin Majere.
Nachdem Tolpan das Seil um seine Hände durchtrennt
hatte, hatte der junge Magier rasch auch den Strick um seine Füße gelöst. Jetzt stand er blaß und schwitzend mit festem Blick da wie ein Tier, das gleich losspringen würde.
»Die Dinge laufen nicht gerade gut… was?« sagte
Raistlin mit leiser, entschlossener Stimme.
Der Nachtmeister war vom alptraumhaften Ablauf der
Ereignisse überrollt worden. Aber jetzt weckte der Mensch
vor ihm, der irgendwie seine Pläne durchschaut und sich
mit anderen verschworen hatte, um sie scheitern zu lassen,
erneut seine Entschlossenheit. Der Oberschamane der Minotauren starrte auf den viel kleineren Raistlin herab. Zufrieden stellte er fest, daß der winzige Mensch keine Waffe
hatte.
»Der Spruch ist gesagt«, grollte der Oberschamane. »Jetzt
fehlt nur noch das Opfer. Und wie ich sehe, bist du immer
noch hier, Raistlin Majere aus Solace. Mir scheint, es hat
genug Unterbrechungen und Verzug gegeben. Die Stunde
deines Todes ist da. Sargonnas wartet!«
Raistlin war weiter vorgerückt, während der Nachtmeister gesprochen hatte. Jetzt sprang er los – von dem Oberschamanen zum Zauberbuch, das auf dem Pult lag. Er riß
das Buch hoch und hielt es vor sich.
Der Nachtmeister hielt inne und hinkte überrascht auf
Raistlin zu. »Was soll das, Zauberer?« sagte der Minotaurenschamane höhnisch. »Glaubst du, dir bleibt noch Zeit,
einen Spruch zu lernen, um mich zu besiegen? Oder willst
du mein Zauberbuch bloß als Schild verwenden?«
Raistlin fuhr herum und schleuderte das Zauberbuch über den Schlund des Vulkans.
»Nein!« schrie der Nachtmeister, der vergeblich dem
Buch nachsetzte. »Nei-i-i-n!«
Gerade als der Minotaurus Raistlin den Rücken zudrehte,
kamen Tanis und Caramon oben auf dem Gerüst an. Sie
warfen ihre Waffen auf die große Gestalt. Zwei Schwerter
fuhren in den Rücken des Nachtmeisters. Der Oberschamane hing noch einen Augenblick am Rand des Gerüsts,
verlor dann den Halt und stürzte kopfüber in den Feuerkrater.
Caramon und Tanis umarmten Raistlin.
Fragend schaute der junge Magier auf den Kampf, der
unten weiterging.
»Kit geht es gut«, erklärte Caramon schnell. »Tolpan
auch. Wir tun unser Bestes, die Minotauren zu besiegen!«
»Wir haben keine Zeit mehr«, sagte Raistlin angespannt.
»Wir müssen uns
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