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Der Bund der Drei

Der Bund der Drei

Titel: Der Bund der Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G Bentz
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Mahlzeiten saßen. Er richtete sich auch einmal auf und versuchte mit dem kleinen Struppelgesicht auf den Tisch zu sehen. Es ging nicht ganz. Dann aber wurde er über den Stellen des Teppichs völlig tiefsinnig, wo sich aus Peterchens längst verklungenen Jugendtagen gewisse dunkle Flecken erhalten hatten. Über einem dieser Geruchsgespenster machte er sogar Miene, das Bein zu heben, und konnte nur durch ein energisches »Wirst du wohl !« in letzter Sekunde daran gehindert werden.
    »So, nun sieh dir auch mal mein Zimmer an«, sagte Mathilde. Pucki tat dies mit der ergebenen Ritterlichkeit, die der echte Kavalier gegenüber den unvernünftigen Wünschen der Frau zeigt. Die Besichtigung fiel sehr oberflächlich aus, bis Pucki in der Ecke, in der Mathildes Koffer stand — und auf dem Koffer ein Paket — plötzlich wie rasend wurde. Er stand und stand vor dem Paket, sah uns alle an, wuffte ein wenig und kratzte dann an dem Papier herum.
    »Du, du !« rief Mathilde und stürzte hinzu, »laß das mal sein!«
    Aber es war schon zu spät. Der Karton kam ins Wanken, fiel auf die Seite, der Deckel ging auf und heraus kullerte eine solide Portion unseres letzten Selbstgebackenen. Es gab eine Verlegenheitspause, in der Mathilde zu meiner Gefährtin hin stammelte:
    »Es war — ich wollte — ich dachte — man könnte — ich sollte vielleicht meiner Schwester mal eine Kostprobe schicken...« Worauf es nunmehr an der Hausfrau war, feuerrot zu werden, und sie hilflos, wie sie immer solchen zarten Enthüllungen des wirklichen Lebens gegenüber ist, stotterte:
    »Ja, selbstverständlich, liebe Mathilde, tun Sie das nur. Ihre Schwester war ja so liebenswürdig und hat uns von ihrem Kuchen neulich...«
    »Eben, eben«, sagte Mathilde tiefaufatmend, und nun beschäftigten sich die beiden Frauen ostentativ mit Puck.
    Der inzwischen hatte die ganze Zeit, ohne etwas zu nehmen, als Musterknabe vor den herausgefallenen Keksen gesessen und mit dem Schwänzchen erwartungsvoll auf dem Fußboden herumradiert. Er wurde jetzt erst von Frauchen, dann von Mathilde umarmt:
    »Nein, wie süß — nein, wie artig — nein, wie goldig!« Und dann kriegte er erst ein Plätzchen von Frauchen, dann ein Plätzchen von Mathilde, und dann wieder ein Plätzchen von Frauchen und wieder eins von Mathilde, und dann gingen wir, das heißt meine Gefährtin und ich, aus dem Zimmer, und Mathilde machte nun rasch die Zimmertür zu, und ich sagte halblaut:
    »Was war denn noch in dem Karton ?«
    Frauchen legte schnell den Finger auf den Mund und sagte:
    »Pst!«
    In diesem Augenblick bellte der kleine Löwe vor der Tür, und Mathilde schoß wie ein geölter Blitz aus ihrem Zimmer, öffnete, und die beiden Herumtreiber, mit frischem Dreck beklütert, strömten herein. Cocki, als der Gefährlichste, wurde sofort am Kragen gepackt, und es wurde ihm lang und breit erzählt, daß er inzwischen ein neues Brüderchen bekommen habe, ei, ein so feines Brüderchen! — und daß er sich gut mit ihm vertragen müsse, ja, und daß es fürchterliche Haue geben würde, wenn er es nicht täte. Während dieser Ansprache machte er neugierige Löwenaugen, furchte die Stirn und stellte die Ohren nach vorn. Zwischendurch sah er mich flüchtig an und leckte sich das Maul. Als ich ihn vorsichtig losließ, wogte er auf Pucki los, der, nach Foxlart nervös mit den Beinen zitternd, stehenblieb. Peter, der die Spannung in der Luft fühlte, ging sofort unter die Kommode in Deckung. Die beiden in der Diele fingen an, steif umeinander herumzugehen. »Du, das gibt was«, sagte Frauchen.
    »Da hilft nichts, sie müssen sich ja aneinander gewöhnen !«
    Und dann gab’s wirklich was! Wie es anfing, konnte später kein Mensch mehr sagen; aber ganz plötzlich stürzte sich Cocki auf den Neuen, offenbar, um ihm von Anfang an klarzumachen, wer der Herr in diesem Hause sei. Er warf ihn mit einem Ruck seines mächtigen Körpers um. Dann aber erlebte er eine Überraschung und fand sehr schnell heraus, daß dies nicht ein zweiter Peter war und daß es ganz unmöglich ist, einen Drahthaarfox zu tyrannisieren. Puck, obwohl hoffnungslos unterlegen, focht wie ein Rasender. Biß auf Biß gab er blitzschnell zurück und wich vor dem Angreifer nicht zurück. Aus der Küche stürzte Mathilde, wir stürzten auch, Peter schoß unter der Kommode hervor und biß Puck in die Hinterkeulen: alle sechs — drei Menschen und drei Hunde — wälzten wir uns in einem wüsten Knäuel auf dem Fußboden. Als erster bekam

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