Der Bund der Drei
Pfoten hob und ihm einen kleinen flinken Kuß auf die schwarze Nase hauchte.
Peter wich überrascht und leicht gereizt zurück, setzte sich dann neben die Mama und machte Männchen. Puck stand auf, trottete hinter ihn und beroch ihn ausgiebig von oben bis unten. Peter blieb ruhig sitzen und sah sich mit verdrehtem Kopf über die Schulter nach ihm um, was sein Gleichgewicht ins Wanken brachte. »Stör mich nicht, du alberner Kerl !«
Aber Pucki nahm hiervon keine Notiz, setzte sich neben ihn und machte auch Männchen. Er erfand aber eine eigene Nuance, indem er die dicken Fellärmchen vorn zusammenlegte und bittend auf und ab bewegte. »Seht doch nur, wie süß«, rief die Mama aus, »er ringt die Hände...«
»So, nun kommt mal alle her«, rief Frauchen.
»Aha«, sagten die Mama und ich im Chor.
»Es ist ja nur heute«, erklärte Frauchen entschuldigend, »wo sie noch kein Fressen bekommen haben...«
Nach dem Mittagessen wurden auch die Hunde gefüttert, und dann hielten wir in der Halle Kriegsrat ab.
»Tja, da werd ich mal aufs Gäßchen gehen«, sagte ich am Ende, »glaubst du, daß man den kleinen Puck schon frei laufen lassen kann ?«
»Du kannst ihn ja zunächst mal an die Leine nehmen«, riet Frauchen, »denn vielleicht kommt ihm die Idee, zu seinem alten Herrchen oder in den Zwinger zurücklaufen zu wollen oder...«
Das Weitere wurde nicht mehr gehört; bei dem Wort >Gäßchen< hatten Cocki und Peter ihren üblichen Kriegstanz begonnen. Cocki mit fliegenden Ohren und ausgebreiteten Tatzen in die Höhe springend, Peter pfeifend wie eine Ratte ihn umkreisend und nach seinen Ohren schnappend.
Der Jüngste hatte sich das einen Moment still mit angesehen und die Bedeutung dieser Pantomime studiert. Zwischendurch hatte er mir einmal einen ganz hellen, fragenden Blick zugeworfen.
Dann hatte er aber anscheinend schon begriffen, was los war, und nun begannen wir von dem Wesen, das ich noch vor wenigen Minuten mit dem Brustton der Überzeugung als >ruhiges Tier< bezeichnet hatte, zum ersten Male jene Laute zu hören, die der Anlaß waren, daß wir ihn von Puck in >Weffi< umtauften.
Er produzierte nämlich ein unentwegtes gellendes, blechernes, seelenloses Weff-Weff-Weff! Dabei stieg er ebenso seelenlos und unentwegt, wie ein Luftballon, bis zur Schulterhöhe an mir hoch. Er unterbrach diese Tätigkeit nur, um zwischendurch mal schnell zu Cocki und Peter hinzulaufen und ihnen ein >Weff< in die Ohren zu stoßen, das sie veranlaßte, sofort mit ihrem Kriegstanz aufzuhören und völlig erstarrt und verdattert stehenzubleiben.
Auch wir waren eine Weile wie gelähmt. Sein pausenloses, in der gleichen Stärke und Stimmlage fahrendes Gekläff ertötete jeden Gedanken und jede Aktion. Man fühlte sich von einer wirbelnden Geräuschkulisse zugedeckt, die das Haus bis zur Unerträglichkeit füllte: Weff-weff-weff...!
»So pack ihn doch endlich«, hörte ich Frauchens Stimme wie aus weiter Ferne, »es ist ja nicht mehr zu ertragen !«
Aber das war leicht gesagt! Man mußte ihn erst mal haben! Eher hätte man einen Knoten in einen mit Schmierseife eingeriebenen Aal schlagen können. Er federte seinen Körper immer genau fünf Zentimeter vor meinen Händen her, ohne auch nur für einen Moment seine akustischen Darbietungen zu unterbrechen. Im Gegenteil: er empfand meine Bemühungen als ungeheuren Jux, der sich bis zum Irrsinn steigerte, als ich mich auf alle viere niederließ, um ihn auf diese Weise vielleicht greifen zu können...
Cocki und Peter hatten sich derweil nebeneinander an die Tür gestellt und sahen nun schweigend auf die Klinke.
»Laß erst mal die beiden ‘raus !« schrie ich Frauchen zu. Und sie tat es. Dann kam mir eine Idee. Ich stellte mich wieder aufrecht hin, und sofort begann Weffi wieder an mir hochzuspringen. Da fing ich ihn, mitten in der Luft und hatte ihn nun endlich fest in meinen Händen. Ach, was für ein kleines, leichtes Bündel! Er war jetzt verstummt und hechelte nur: himmlische Ruhe!
Ich schüttelte ihn: »Du unmögliche Blechtrompete! Du Fellfloh, du ganz verflixter! Bist du nun endlich ruhig, man wird ja ganz verrückt !«
Als ich ihn nun an mich zog, leckte er mir das Gesicht, und dann begann er wild zu strampeln. Es gelang ihm, mir eine Hinterpfote in den Mund und die andere ins Jackenfutter zu stoßen, und erst nach längerem Ringkampf konnte ich ihn auf den Stuhl setzen und ihm die Leine an-legen. Dann stellte ich ihn auf die Erde, und sofort fing er nach echter Foxart an,
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