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Der Bund der Drei

Der Bund der Drei

Titel: Der Bund der Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G Bentz
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Peter eine Backpfeife und kroch daraufhin wieder unter die Kommode zurück. Dann rissen wir die wütenden Kämpfer auseinander und feuerten Cocki, der vor Wut nur noch röchelte, in die Küche. Und dann stellten wir die Verwundungen fest. Cocki hatte auf der Brust eine unbedeutende Schramme, Puck war das eine Ohr durchgeknipst wie ein Straßenbahnbillett, Frauchens kleiner Finger war fast durchgebissen, ich hatte eine Reißwunde wie ein Säbelhieb quer über die Hand und Mathilde war ins Bein gebissen.
    Alles in allem waren die Verluste auf der menschlichen Seite bedeutend schlimmer als bei den Hunden. Die Mama stand derweilen oben auf der Treppe, blaß wie eine Leiche, kehrte dann schweigend in ihr Zimmer um, und wir hörten sie mit der Likörflasche hantieren...
    Wir anderen arbeiteten mit der Wasserstoffflasche, mit Jod und Pflaster, und als wir schließlich alle verbunden waren, fanden wir Puck und Cocki in bestem Einvernehmen in der Diele nebeneinander liegen. Cocki war nämlich aus dem Küchenfenster gesprungen und zur Haustür wieder ‘reingekommen. Peter glubschte unter der Kommode hervor und zog schnell den Kopf ein, als mein Blick auf ihn fiel.
    »Na, also«, sagte Frauchen, mit einem dicken Verbandfinger auf der Treppe stehend, »sie sind ja schon ganz friedlich !«
    Mathilde hinkte mit der Suppenterrine verbittert über die Bühne.
    »Ach ja«, sagte ich, »auf die Dauer werden sie sich schon vertragen. Wenn wir alle infolge Blutvergiftung beigesetzt sind, werden sie ein Herz und eine Seele sein...«

Spannung

    Beim Mittagessen verhielt sich das Paar Cocki-Peter wie gewöhnlich. Peter sprang auf den Sessel im Nebenzimmer, um die Situation zunächst aus der Ferne zu sondieren. Er hatte gelernt, daß gerecht verteilt wurde und man ihn schon von selbst rief, wenn etwas vom Tisch abfiel.
    Cocki hatte seinen Parkplatz, wie gewöhnlich, unter dem fahrbaren Serviertisch neben Frauchen und schimpfte von dort unterschiedslos auf die Mama, Mathilde, auf mich, kurz: auf jeden, der sich dem Tisch näherte und etwas von dem köstlichen Menschenfressen wegzuschnappen drohte, das ja eigentlich dem kleinen Löwen, als Vorspeise zu seinem eigenen, noch nicht verdrückten Mittagessen, gehörte.
    Nur als Frauchen als letzte erschien und — leicht behindert durch den verletzten Finger — begann, die Suppe auszuteilen, verstummte er ehrerbietig und richtete sich gleich darauf an ihr hoch, die Augen schwärmerisch verdreht, die Zunge hechelnd zur Seite hängend.
    Und Puck? Er war eingeschüchtert vor dem Servierwagen stehengeblieben, unter dem Cocki zuerst hervorbrüllte, hatte nur den Kopf schief gelegt und dann mit seinen stillen braunen Augen aufmerksam in der Runde herumgeschaut:
    »Aha, so ist das! Cocki schimpft auf die Menschen, nicht auf mich !« Dann hatte er einen Moment den Kastenbart hochgeschoben, eine Prise Schweinebratenduft eingeatmet und sich dann unter dem Tisch um meine Füße gelegt.
    Ich hob das Tischtuch an und sondierte die Unterwelt: meine Füße mit Pucki drauf, dort Mamas Füße, der große schwere Mittelfuß des Tisches, das Gewirr der Stuhlbeine und drüben, jetzt zu Frauchens Füßen, Cocki.
    Cocki warf einen schnellen, besorgten Blick zu Puck hinüber und atmete hörbar auf, als er ihn halb schlafend und demnach ohne Konkurrenzgelüste fand. Ich sah wieder auf Pucki: sein Bart wackelte, als er zufrieden vor sich hin pustete. Ich ließ die Tischdecke fallen, kehrte wieder auf die Oberwelt der Teller, Bestecke und Familiengesichter zurück und verkündete laut: »Ein ruhiges, rührendes Tier !«
    »Na, hoffentlich«, sagte Mama.
    »Warum nicht ?« sekundierte mir Frauchen und zu meiner Mutter: »Und bitte, Mami, füttere den Dicken nicht!«
    Die Mama nahm schuldbewußt die Hand wieder auf den Tisch. Cocki schmatzte laut an dem, was vorher in dieser Hand gewesen war... »Er hat doch solchen Hunger«, erklärte sie.
    Darauf Frauchen zu Mathilde: »Von morgen an bekommen die Hunde ihr Essen vorher !«
    »Und wir fressen hinterher«, sagte ich. Da niemand das komisch fand, mußte ich allein lachen. Es klang ziemlich gekünstelt.
    Inzwischen hatte Peter Cockis Schmatzen bis ins Nebenzimmer hinein gehört, sprang vom Sessel, dehnte sich, wobei er das eine Fliegenbein wie ein Hahn steif nach hinten streckte, stakste dann vorsichtig an den Tisch heran. Zunächst steuerte er, einen kühl forschenden Blick in den grellen Augen, auf Puck zu und beroch ihn, worauf der den Kopf aus dem Gewuschel seiner

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