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Der Bund der Drei

Der Bund der Drei

Titel: Der Bund der Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G Bentz
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steilen Waldweg hinunter. Von hinten, mit den X-Beinen und dem bekleckerten Hinterteil, sah sie weit weniger imponierend aus...
    Ich fuhr wieder an. Noch drei Kurven, und dann lag der See zu unseren Füßen, von Wäldern und Bergen umkränzt, ein schimmernder Schild wie aus geschmolzenem Silber.
    Hier wollten wir bleiben.
    Türen auf! Wie ein Sturmwind waren die drei draußen und sausten auf das Wasser zu. Peterchen war sofort drin. Er hatte einen weitab im See treibenden Knüppel entdeckt und schwamm schnell darauf zu. In dem klaren Wasser schienen seine strampelnden Läufe ganz kurz und geknickt. Cocki war ihm bis an die Brust nachgegangen, blieb aber dann stehen, sah sich nach allen Seiten um und begann schlappend zu trinken.
    Weffi hatte sich nur die Füße naß gemacht, trank auch ein paar Schlückchen von dem klaren Seewasser, aber offensichtlich nur, weil der andere das auch getan hatte, und fing dann an, am Ufer entlangzuschnuppem.
    Wir rollten die Decken auf, stellten den Picknickkoffer heraus, ich baute das Transistor-Radio auf, aber nicht etwa, um die Natur mit Operettenmusik zu verschandeln, sondern nur, um gegen Mittag die Nachrichten zu hören. Dann machte ich umständlich und voller Liebe die Kamera zurecht. Ich spannte den Verschluß, setzte Filter und Sonnenblende auf, maß die Lichtstärken, es wurde still. Von den Felstürmen her erschien mit Katzenmiauen ein riesiger Bussard und begann über uns seine Kreise zu ziehen. Im Fernglas sah ich, wie er den Kopf wendete und uns aufmerksam studierte. Wenn er in die Kurve ging, leuchtete sein Gefieder goldbraun auf. Ich ließ das Glas sinken und döste, bis mir plötzlich etwas mit ziemlicher Wucht auf die Nase fiel. Es war der Riesenzweig, den Peterchen aus dem See gefischt hatte. Naß wie ein Sumpfbiber kauerte er sich einen Meter entfernt hin und bellte mich an: »Los, keine Müdigkeit vorschützen! Spielen !«
    »Nein, setz dich hin und laß mich in Ruhe; Herrchen will nicht !«
    Er studierte mich einen Augenblick, holte den Stock zu rück und trabte damit zu Frauchen, die neben mir lag, um sie zu animieren.
    »Nein«, sagte sie, »Peterchen, sei jetzt artig, komm, leg dich hierher zu mir !« Er mauzte unglücklich, und dann schüttelte er sich die Tropfen aus dem Fell. Ein Sprühregen durchnäßte uns vom Kopf bis zu den Füßen. Der Dicke kam auch angewalzt und schüttelte sich ebenfalls.
    »Du, hör mal«, sagte Frauchen, »das ist ja unmöglich, ich will einen Moment mal Ruhe haben. Geh mal mit den dreien ein bißchen spazieren .«
    Ich stand seufzend auf, hängte mir die Kamera um — los! Langsam stieg ich, mit den Augen all die Schönheit trinkend, bergan, gegen die Felswand zu. Die drei schossen vor mir her.
    Da war wieder der Schatten des Raubvogels über mir / ein riesiger Bursche, ganz niedrig, seine Spiralen jetzt ganz eng. Irgend etwas , dicht vor mir, mußte er gesehen haben. Ich griff die Kamera und rannte gebückt der Stelle zu, über der er kreiste. Die Schonung hörte plötzlich auf. Eine kleine Wiese öffnete sich, mit trockenem gelblichem Gras bedeckt und von zahllosen dunkelbraunen Maulwurfshügeln durchstoßen. Ich kroch einer Tanne unter den Rock, schob mich vorsichtig bis an den äußersten Rand der Wiese vor und stellte den Apparat neu ein: zweihundertstel Sekunde, Blende fünf, zehn Meter Entfernung — das müßte ungefähr stimmen —, und da, gerade als ich fertig war, ein Schatten, und der riesige Bussard fuhr wie ein Blitz herunter. Die Schwingen schlugen den Boden, die Schwanzfedern breiteten sich aus, um als Bremse zu wirken, die Federhöschen mit den mörderischen Griffen am Ende wühlten sich in die Erde, und schon war er wieder auf und davon, etwas Schwärzliches, Zappelndes in seinen Fängen. In einer einzigen langen Kurve flog er das Skelett einer Eiche an, ließ sich wippend auf einem Astrest nieder, schaute sich ein paarmal nach allen Seiten um und begann dann, die Beute zu kröpfen.
    Da, Weffis Blechtrompete! Aber dieses Mal gar nicht albern, sondern scharf, pointiert, von Knurren unterbrochen. Er hatte irgend etwas . Ich setzte mich in Trab, bergauf, über der Lichtung, durch den Hochwald, der Schonung zu. Mein Herz klopfte, der Schweiß floß — mein Gott, wie man doch in der Stadt verschlammte!
    Und dann stand ich vor den Resten eines Baumriesen, den vor Jahrzehnten vielleicht ein Wirbelsturm im untersten Viertel abgedreht hatte. Der splittrige Stumpf ragte noch gute drei Meter hoch, und zu seinen Füßen

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