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Der Bund der Drei

Der Bund der Drei

Titel: Der Bund der Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G Bentz
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hatte sich, genährt von zerfallendem Holz, eine Wildnis kleiner Tannen, Farne, Glockenblumen und Schlingpflanzen angesiedelt. Und mitten in diesem Gewirr ein junger Fuchs! Die Lauscher voller Angst seitwärts gereckt, als horche er auf die Schritte der rettenden Mutter, das Maul jappend aufgerissen, die Zähne gefletscht. Ich griff nach der Kamera: heute hatte ich wirklich Glück!
    Weffi tanzte vor dem Fuchs hin und her. Um den Hals hing ihm, wie eine Girlande, Schlangenmoos. Abgebrochene Reiser waren in seinen Höschen hängengeblieben, sein Bart wild zerzaust, das Maul mit den schimmernden Zähnen offen, zwischen denen die knallrote Zunge triefend japperte. Die sonst so stillen braunen Augen funkelten. Auf alle mögliche Weise versuchte er, dem Rotrock in den Rücken zu kommen. Der aber hatte eine gute Deckung in dem Farndschungel. Wenn jetzt bloß nicht Cocki kam! Ich stürzte mich in einem Hechtsprung auf Weffi, bekam ihn zu packen und legte das zappelnde Etwas an die Leine. In diesem Augenblick war ein schwarzer Schatten neben mir: Er stieß ein tiefes Röhren aus und war sofort dem Fuchs an der Schnauze. Zwei schnelle fauchende Bisse gingen wie Blitze hin und her, dann hatte ich auch Peter erwischt, zog ihm das freie Ende der Leine durchs Halsband und — da w 7 ar auch schon Cocki!
    In großen, langen Sätzen federte er über das Moos heran. Er war vollkommen stumm, und ich wußte, wenn ich ihn nicht abfing, war es Füchsleins Tod. Er würde sich nicht um Bisse kümmern, sondern den kleinen Reineke wie eine Lokomotive überwalzen, ihn auf den Boden schlagen und ihm die Knochen brechen. Schnell hängte ich die Schlinge der Leine über eine Wurzel und warf mich mit einem Satz auf den Dicken. Er war einen Augenblick so verdattert, daß er keinen Widerstand leistete. Dann aber schnappte er wütend um sich, während ein tiefes Grollen aus seiner Brust drang. Gott sei Dank hatte ich ihn fest an den beiden Vorderbeinen, hob ihn hoch und schleppte ihn zu den beiden anderen, die sich fast an der Leine erwürgten. Dort machte ich auch noch Cocki fest. So waren nun alle drei zusammen. Sie röchelten und bellten. Das Füchslein aber ging auf und davon!
    Unten am See stieg Frauchen gerade aus dem Wasser.
    Ich aber ließ mich in langen Stößen am Ufer entlanggleiten, ab und zu tauchend, mich auf den Rücken wälzend, mit den Beinen schlagend, und immer war ein weißer, kleiner Schatten am Ufer entlang auf meiner Höhe. Weffi, der sein Herrchen angstvoll begleitete.
    »Aber so komm doch her, mein kleiner Wicht !« rief ich. Er ging bis zur Brust hinein, dann fand er nicht den Mut und kehrte aufs Trockene zurück.
    »Findest du das nicht merkwürdig«, sagte ich zu meiner Gefährtin, wieder ans Ufer steigend, »daß Weffi nicht schwimmt? Foxl schwimmen doch sonst so gern — denk an unseren alten Pucki. Und auch an Peter, der überhaupt nicht aus dem Wasser herauszukriegen ist.«
    »Es wird sicher seinen Grund haben«, sagte sie, während sie auf der Decke kniete und aus einer Thermosflasche Fleisch, Gemüse und Kartoffeln in die drei Hundenäpfe schüttete. »Bitte, nimm doch Weffis Napf und stelle ihn möglichst weit weg. Ich füttere derweilen Cocki und Peter .«
    Während Weffi erst das Essen ausführlich beschnupperte und dann anfing, um die Fleischstücke herum das übrige zu fressen, das Beste bis zuletzt lassend, blinzelte ich in all die Schönheit: aus den obersten Waldrändern faserten jetzt dünne Wolkenschleier. Dort, wo im Frühling die Lawinen niederstürzten, waren breite graugelbe Rinnen in das dunkelgrüne Fell der Wälder gerissen. Von Minute zu Minute wechselten Felsen und Gletscher ihr Gesicht unter den Schatten der Wolkengeschwader, die lautlos den Himmel durchwanderten. Es war, als ob hinter diesen Riesen, den Unberührbaren, eine andere Welt anfinge, voller Geheimnisse und göttlicher Schrecken, eine Welt, in der während des Tages unsere Träume gefangensitzen und ihr eigenes Leben führen. Ich stand auf, wanderte etwas vom See weg dem Wald zu, blieb stehen und reckte die Arme den Felsen entgegen.
    Plötzlich, in meine tiefe Entspannung hinein, fuhr das Fauchen und Röcheln eines Kampfes in meinem Rücken, und gleich darauf ein angstvoller Schrei meiner Gefährtin: »Um Gottes willen, schnell, so komm doch bloß !«
    Nachher erzählte sie mir, wie es anfing. Während Weffi noch dabei war , seine ersten Fleischstückchen langsam und genießerisch zu mimmeln, hatte Cocki den Inhalt seines Napfes

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