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Der Bund der Drei

Der Bund der Drei

Titel: Der Bund der Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G Bentz
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schlug die Tür zu.
    »Puh«, sagte ich, lehnte mich einen Moment an den Kotflügel und wischte mir die Stirn. Da schrie schon wieder Frauchen:
    »Komm doch, komm! Peter bringt Weffi um... !«
    Nahm denn das nie ein Ende? Ich fuhr auf. In der Wiese wälzte sich noch immer ein schwarzweißes Knäuel durcheinander. Jetzt aber wurden die Bewegungen der Kämpfenden langsamer, und ich hörte einen Laut, der mich erstarren ließ. Ich kannte diesen herzzerreißenden Laut einer Kreatur, die sich selbst aufgibt, und diese Kreatur war mein kleiner Weffi! Noch vom Kampf mit dem Großen erschöpft, hatte er sich wohl nicht richtig wehren können; jedenfalls hatte sich Peter mit seinen Haifischzähnen in Weffis Kehle so festgebissen, daß dieser den Rachen nicht herumbekam, um den Biß zu erwidern und sich zu befreien. Als ich hinzustürzte, verschleierten sich schon seine Augen, für eine Sekunde hatte ich die Vision des ersten Puck , als er in meinen Armen starb...
    Weffis Fellbeinchen sanken zusammen wie kleine Blumen, die man an der Wurzel abgeschnitten hat, Kopf und Hals waren von Blut überströmt, und immer tiefer ließ Peter, blanken Mord in seinen gespenstischen Augen, seine Zähne in ihn sinken. Das war — plötzlich begriff ich und blieb einen Moment wie erstarrt stehen — für Peter der Augenblick der großen Abrechnung mit dem verhaßten Eindringling, der Aufstand des Dunklen gegen die hohe, zivilisierte Rasse.
    »Ja, warum greifst du denn nicht zu ?« schrie meine Gefährtin. Ich erwachte. Es war, als müßte ich Jakrhunderttausende zurückeilen, ehe ich wieder imstande war, meinen Muskeln zu befehlen. Dann hörte ich mich gellend schreien: »Peter — Peter !« und im nächsten Augenblick sah ich meine Finger — fremde Finger schienen es — sich um seinen Nacken schließen und ihn mit aller Kraft hochreißen.
    Mit seinem unvergleichlichen Selbsterhaltungstrieb war Peter sofort wieder bei sich und begann vorsichtshalber zu kreischen. »Seid ihr denn alle drei wahnsinnig geworden ?« schrie ich ihn an; und dann, als ich sein Zittern spürte: »Na ja, ist ja gut, du wolltest dein Brüderchen verteidigen, aber Weffi ist doch auch dein Brüderchen — pfui, so ein ungezogener Hund!«
    Jetzt waren es wieder die altgewohnten, komisch verdrehten Orgelmannaugen, die mich anblickten. Ich trug auch ihn zum Wagen und sperrte ihn zu Cocki. Als ich zurückkam, hatte sich Weffi aufgerappelt und stand blutverschmiert mit wankenden Beinen da. Ich sprach leise mit ihm und band ihn dann an einer Baumwurzel fest. Et begann sich vorsichtig zu belecken.
    Nun wandte ich mich Frauchen zu, die am See saß und mit schmerzverzerrtem Gesicht ihr Bein ins Wasser hielt. Es war eine tüchtige Schramme. Ich holte Wasserstoff aus dem Wagen, wusch sie ihr aus und band ihr mein Taschentuch um.
    Als nächstes sah ich mir meinen Arm an. Der Biß hatte die Muskeln des Unterarmes getroffen und war nicht ganz durchgekommen. Der Arm aber begann mächtig anzuschwellen und tat niederträchtig weh. Und wie ging’s denn Weffi? Er saß neben der Wurzel und bebte —. Ich machte ihn los, nahm ihn auf meine Arme, ein leichtes Bündel, trug ihn zum See und wusch Kopf und Hals mit kaltem Wasser, dann stellte ich den Schaden fest: das rechte Ohr war eingerissen, an Hals und Kinnbacken ein paar flache Hiebe, im Nacken ein tiefer Biß. Er wurde mit Wasserstoff behandelt.
    Dann setzte ich mich erst mal hin.
    »Tut dir dein Bein noch weh ?« fragte ich nach der anderen Seite.
    »Nicht mehr so schlimm. Aber du, das war eine böse Sache !«
    »Ja wirklich, böse! Das war nicht die übliche Hauerei, das war etwas anderes. Ich habe ein scheußliches Gefühl. Was machen wir jetzt ?«
    »Ich weiß nicht. Komm, laß uns erst mal heimfahren, es wird kühl, und ich möchte mich zu Hause hinlegen .«

Verfolgung

    Die nächste Woche brachte eine totale innerpolitische Umwälzung: waren es bisher Cocki und Peter, die unter Weffi litten und sich—durch ihn von uns abgedrängt—in dumpfe Hundehaftigkeit geflüchtet hatten, so wurde nunmehr Weffi in die Defensive gezwungen.
    Am nächsten Morgen beim Frühstück brüllte Cocki den Kleinen aus seiner Höhle unter Frauchens Bett mit derartiger Wut an, daß er verdattert vor dem Teewagen stehenblieb. Dann kam Peter herein. Aber es war ein anderer Peter als bisher. Es war ein Peter, der Weffi besiegt und beinahe gemordet hatte, ein siegesgewisser, scharfer Hemd, der sein rotbraunes Schmutzbärtchen mit gefletschten Hauern an

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