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Der Bund der Drei

Der Bund der Drei

Titel: Der Bund der Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G Bentz
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erschienen, berochen die Hosenbeine der beiden, schnüffelten auf den Tisch, der aber nur Flaschen und Gläser trug. Dann gingen sie wieder weg. An der Tür gab es eine kurze und gefährliche Knurrerei gegen Weffi, der ins Zimmer wollte. Ich schimpfte, worauf sich der Knäuel auflöste. Weffi richtete sich zunächst an Alexej hoch, der kam halb wieder zu sich, streichelte ihm den Kopf und murmelte: »Titus...« Dann erschrak er, riß die Augen auf, machte sie aber, als er Weffi sah, schnell wieder zu. Dafür lief ihm je eine Träne aus jedem Auge.
    Jetzt schluchzte auch Wladimir auf (Russen weinen leicht), worauf Weffi ihm auf den Schoß sprang und ihm ein Küßchen gab. Wladimir drückte ihn an sich:
    »Ach, meine Hund, kleines liebes! Könnte ich dir doch mitnehmen, du würrde mir sein grrroße Trrrrost !«
    Das war der Augenblick! Mein Herz begann plötzlich unsinnig zu schlagen, ich starrte Frauchen an, sie war blaß, machte den Mund auf und klappte ihn wieder zu, ohne etwas gesagt zu haben. Dafür starrte sie mich jammervoll an: sag du’s!
    Ich räusperte mich: »Nun — ahem — wenn es euch tröstet — hm — nehmt ihn doch mit, ich meine...« Wladimir stand auf, wobei sich Weffi gerade noch durch einen Sprung von seinem Schoß in Sicherheit bringen konnte, kam auf mich zu, umarmte mich in einer Wolke von Alkohol und küßte mich auf beide Wangen (Russen küssen gern andere Männer): »Ich werrrrde dir das nie vergessen! Aberrr — sieh, man gewöhnt sich so leicht an so eine liebe Herrr, und wenn man muß es dann wieder herrgebben, weil du dich doch niemals von eine von die drei kleine Bursche trrrennen würrrdest, dann tutt doppelt weh, glaub mirrr!«
    Ich errötete, als hätte ich eine Backpfeife bekommen. Vielleicht hatte ich auch eine bekommen. Mit einem kurzen Seitenblick stellte ich mit Genugtuung fest, daß auch Frauchen errötet war. Eine Weile war es ganz still, und in dieser Stille hörte man Alexejs Schnarchen.
    »Was machen wir mit ihm ?« flüsterte ich. »Das beste ist, wir bringen ihn zu Bett und geben ihm noch ein Schlafpulver .«
    Mit dem sechsten Sinn und der leicht verletzlichen Ehre aller wahrhaft Betrunkenen war Alexej sofort wieder hoch, stand steil auf, marschierte wie ein Ladestock, verächtliche Blicke um sich werfend, an uns vorbei, ins Treppenhaus hinunter, ließ sich von der vor seiner Männlichkeit dahinschmelzenden Mathilde den Hut reichen, drückte ihr zwanzig Mark in die Hand (»Kauffen Sie Wurst für Hündchen!«) und stieg in den Wagen. Wir waren ihm nachgerannt und sahen, daß es dort im Innern einiges Durcheinander gab. Cocki und Peter hatten nämlich schon den Wagen geentert, und der Dicke hatte ihn sofort zu seiner >Höhle< ernannt und kläffte wütend in alle Richtungen.
    »Du kannst sie so unmöglich fahren lassen...«, flüsterte mir Frauchen zu.
    »Komm«, sagte ich laut, »gib mir den Schlüssel, Wladimir, ich bringe euch natürlich nach Hause !«
    »Aberrr, gutte Freund, ich kann sehrrr gut fahrren...«
    »Natürlich, das weiß ich, daß du sehr gut fahren kannst; aber es gibt andere, dumme Fahrer, und wenn du mit ihnen zusammenstößt, und man mißt den Alkohol in deinem Blut...«
    Wir fuhren jedoch nicht heim, sondern zunächst in die Lieblingsbar der beiden. Es war dort am frühen Mittag nicht viel los, ein griesgrämiger russischer Kellner nahm für uns ein paar Stühle vom Tisch, Alexej bestellte Schaschlik und verteilte es an die Hunde. Um elf Uhr nachts (ich hatte inzwischen viermal mit zu Hause telefoniert), als wir nach längerer Rundreise gerade wieder in die Lieblingsbar zurückkehrten, tauchte Muckelchen neben uns auf, mit Frauchen am Steuer. Sie nahm mir die Autoschlüssel weg und brachte uns dann alle drei mit Muckelchen nach Hause. Cocki und Peter soffen nochmals ihre Näpfe voll Wasser aus, Cocki kroch darauf beleidigt unter die Kommode, von dort hörten wir ein unverkennbares Geräusch, und als wir abrückten, stellten wir fest, daß ihm das Schaschlik keineswegs bekommen war...
    Am nächsten Morgen erwachte ich spät mit Kopfschmerzen. »Was ist denn los? Is’ ja so einsam, wo ist denn Frauchen ?« fragte ich die Mama, als ich aus dem Bad wankte.
    »Die hat die beiden Besaufskis nach Hause gefahren, und du solltest mit den Hunden ‘rausgehen und deinen Kopf auslüften !«
    Ich tat es, und bei dieser Gelegenheit erlebte ich etwas, was mich im tiefsten erschütterte. Weffi hatte auch außerhalb des Hauses einen Feind, und das war der große

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