Der Bund der Illusionisten 1
â¦
Und irgendwo während der Reise in eine andere Stadt war die Gruppe um Magoria Wendia in einen Hinterhalt geraten und ausgelöscht wordenâ mit Ausnahme dieses Kindes, Sarana, die das Illusionistenschwert ihres Vaters erben würde. Sie fiel General Gayed und Rathrox Ligatan in die Hände, die genau wussten, wen sie vor sich hatten, und bereit waren, sie auf eine Weise zu benutzen, wie Solad es sich nie hätte vorstellen können. Meine Mutter, wie sie aus dem Howdah springt, das Schwert in der Hand. Sie lässt mich in der Obhut meiner Theura-Zofe zurück, während sie selbst kämpft, um uns zu retten â und stirbt.
Sarana, die geliebte Tochter eines besessenen Vaters, eines Mannes, der bei dem Gedanken daran, was sie ihr antun könnten, wenn er nicht gehorchte, halb verrückt geworden war. Und so hatte er sich bereit erklärt, den Rest seiner Familie zu verraten, alle anderen Magori, sein Land. Er hatte eingewilligt, beim jährlichen Schimmerfest Schutzzauber zu errichten, so dass niemand die Falle spüren würde, die sich mehr und mehr um sie schloss. Bis sie dann im entscheidenden Moment zuschnappen würde.
Solads angebliche Entdeckung und Identifizierung der Leiche seiner Tochter, seine Rückkehr mit ihrer in seinem Howdah verborgenen, verhüllten Leiche, ihre Beerdigungswehklageâ all das diente nur dazu, die Entführung und Existenz einer Geisel zu vertuschen, für deren Ãberleben er alles zu tun bereit war. Das Ausmaà seines Verrates raubte mir den Atem. Ich fragte mich sogar, ob er ein anderes Kind getötet hatte, nur um eine Leiche vorweisen zu können.
Natürlich wusste Solad, was beim Schimmerfest passieren würde: Er hatte es selbst arrangiert. Und irgendein Rest an Verstand oder schlechtem Gewissen hatte ihn veranlasst, zehn Magoroth-Kinder wegzuschicken, die den Kern einer neuen Führungsschicht bilden sollten. Nur zehn von ihnen, zusammen mit ein paar Lehrern; nicht genug, dass ihr Fehlen den Tyranern aufgefallen wäre. Die berechnende Grausamkeit seiner Entscheidungenâ Temellin auszuwählen, aber seine Schwester Shirin nicht; die Kinder ihrem Schicksal zu überlassen. Hatte ihn seine Schuld gequält? Hatte es meinen Vater belastet? Hatte er geglaubt, ich wäre all diejenigen wert gewesen, die an diesem Tag getötet worden waren? War ich es wert, dass für mich ein ganzes Volk versklavt wurde? Hatte er wirklich geglaubt, dieser Hauch einer zukünftigen Hoffnung, den er mit dem Wegschicken der Zehn erschaffen hatte, würde ausreichen, um sein Verbrechen zu sühnen?
Mein Vater, der Illusionist, hatte seine Ehre für seine Tochter verkauft. Temellins Eltern und seine Schwester Shirin, und die Göttin weiÃ, wie viele Magoroth noch, waren gestorbenâ damit ich leben konnte. Kardiastan war meinetwegen versklavt worden.
Wegen mir. Sarana. Solads Erbin. Mir, der rechtmäÃigen Illusionistin. Illusionistin Sarana. Alles meinetwegen.
Es war die einzige Erklärung, die einen Sinn ergab.
Meine Erinnerungen fügten sich zusammen; ich hatte Wendia aus einem Howdah in den Kampf springen sehen. Wäre ich Shirin gewesen, hätte ich niemals in einem winzigen, mit Vorhängen verschlossenen Raum gesessen, der hin und her geschwankt hatte, bevor meine Mutter getötet wurde. Ich hätte nie gesehen, dass sie sich den Rock abriss, um kämpfen zu können. Shirins Mutter war beim Schimmerfest gewesen und war mit all den anderen erschossen worden, weit weg vom Kinderhort.
Als ich erst einmal begonnen hatte, über all das nachzudenken, fand ich weitere Beweise. Die Illusionierer hatten gesagt: Du bist die Illusionistin, und nicht: Du bist die Illusionistin Shirin. Und jetzt hatte ich das Buch, das bewies, dass sie Shirin niemals das Wissen über die Beschwörungen zum Verleihen der Cabochone gegeben hätten. Bei Sarana war das etwas anderes. Als Sarana aus Kardiastan verschwunden war, mussten die Illusionierer sie für tot gehalten haben, und so gaben sie dem nächsten Erben das Illusionistenschwert: ihrem Vetter Temellin. Als sie Ligea Gayed gesehen hatten, mussten sie begriffen haben, dass Sarana alles andere als tot war, und sie hatten versucht, ihren vergangenen Fehler wiedergutzumachen.
Ich war so blind gewesen. Ich war doch diejenige, die im Besitz der Erinnerungen an das war, was beim Hinterhalt geschehen war: Ich hätte wissen können, dass diese Erinnerungen nicht
Weitere Kostenlose Bücher