Der Bund der Illusionisten 1
verspürt, das da bei dem scheinheiligen Mistkerl anzuwenden?«, fragte er und nickte in Richtung meiner linken Hand. Der Cabochon war nicht zu sehen; ich trug immer noch meine Reithandschuhe.
Ich zog ein Gesicht. » Beinahe, Brand, beinahe. Errichte unser Lager hinter den Gorklak-Reihen, ja? Abseits von allen anderen. Tut mir leid, dass ich dir nicht helfen kann, aber es würde seltsam wirken.«
Er lachte fast. » Oh, du hast einen weiten Weg zurückgelegt, meine Liebe, was?«
Ich lieà ihm die Freude an seinem Spott.
Dann fügte er liebenswürdig hinzu: » Mach dir um mich keine Gedanken. Du kannst ruhig zu Favonius gehen und mit ihm schmusen. Ist schon lange her, seit du das letzte Mal einen Mann hattest, was?«
Ich biss die Zähne zusammen. » Mögest du im Vortex verschwinden, Brand.« Ich drehte mich um und begrüÃte Favonius, der gerade das Zelt verlassen hatte.
Der Tribun drückte meine Hände und hob sie an seine Lippen. » Göttin, Ligea, dein Anblick ist Labsal für einen dürstenden Mann! Du bist dünner geworden!« Er berührte mein Gesicht mit rauen Fingern. » Du hast eine Menge durchgemacht. Bei allem, was heilig ist, wie bist du hierhergekommen?«
» Oh, das ist eine langweilige Geschichte. Ich bin sicher, dass du sehr viel mehr zu erzählen hast. Aber alles, was ich da drin gesagt habe, stimmt. Favo, du musst den Legaten davon überzeugen, dass er umkehrt. Wenn die Eisernen weitergehen, werdet ihr eine Niederlage erleiden, die so vernichtend ist, dass es keine Eisernen mehr geben wird.«
» Göttinverdammt, Ligea, kannst du nicht mal an etwas anderes denken? Komm in mein Zelt, und ich werde dafür sorgen, dass du nicht mehr an Magie denkst, sondern deinen Geist auf etwas sehr viel Interessanteres richtest.«
Ich schüttelte den Kopf. » Nein, Favonius. Nicht mehr. Es ist vorbei.«
Er starrte mich ungläubig an. » Vorbei? Was meinst du damit, vorbei? Du reitest über die Zitterödnis, durchquerst diesen Ort, den du als Illusion bezeichnest, nur um mich vor der Gefahr zu warnen, und dann sagst du mir, es ist vorbei?«
Ich nickte, und ich fragte mich, wieso mich seine arrogante Gewissheit überraschte, ich hätte all das für ihn getan. Ich hatte seine Schwächen schlieÃlichâ ebenso wie seine Stärkenâ immer gekannt. » Es tut mir leid. Aber so ist es.«
Er starrte mich mit ausdrucksloser Miene an. Dann verzog sich sein Gesicht ungläubig, als er Brand nachsah. Das Gefühl, das der Erkenntnis folgte, war unangenehm. » Es liegt an ihm, ja? Ich wollte meinen Augen nicht trauen, als ich gesehen habe, dass er sein Sklavenhalsband nicht mehr trägt. Du hast dich mit deinem eigenen altanischen Sklaven eingelassen! Göttinverdammt, Ligea, wenn ich daran denke, dass ich die Geschichten über dich niemals geglaubt habe. Wo ist dein Stolz? Du bist eine Bürgerin von Tyrans, eine Legata! Er ist ein altanischer Barbarâ und ein Sklave. Oder zumindest war er noch einer, als ich ihn das letzte Mal gesehen habe.«
» Du bist ermüdend, Favonius«, sagte ich. Meine feste Stimme klang warnend. » Brand ist ein Freund, kein Sklave mehr. Bitte merke dir das, wenn du dich das nächste Mal auf ihn beziehst. Er ist nichtâ und war auch niemalsâ mein Liebhaber. Allerdings hast du in einem Punkt Recht: Es gibt jemand anderen. Wer es ist, spielt keine Rolle. Es tut mir leid.«
Der Arm, den er mir um die Schultern gelegt hatte, war schon einige Zeit zuvor heruntergerutscht. Um nicht den Schmerz in seinen Augen sehen zu müssen, drehte ich mich um und folgte Brand.
An diesem Abend aà ich mit Favonius und den anderen Tribunen. Ich erzählte ihnen Geschichten über die magischen Kräfte der Karden, die zum gröÃten Teil vollkommen unwahr waren. Ich übertrieb sie, malte sie aus und log; ich tat alles, um sie zur Umkehr zu bewegen. Aber sie hatten in den Bergen etwas durchgemacht, das dem Vortex oder dem Tod sehr nahe gekommen war. Sie hatten gekämpft und überlebt und fühlten sich unbesiegbar, wenn es um einen einfachen Kampf gegen Karden ging. Die Vorstellung, umzukehren und die Apenaden noch einmal zu überqueren, wo ein deutlich offensichtlicherer Feind warteteâ die Natur, eine Lawine, das Wetterâ, erschreckte sie weit mehr als die Aussicht, auf eine kardische Armee zu stoÃen.
» Wir werden diese Mistkerle vom
Weitere Kostenlose Bücher