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Der Bund der Illusionisten 1

Der Bund der Illusionisten 1

Titel: Der Bund der Illusionisten 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larke Glenda
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nur an! Du bist so geschwächt wie ein gerade entwöhntes Kätzchen.«
    Â» Unterstützt du mich immer noch, Brand?«
    Er seufzte und nickte dann. » Vorläufig.« Aber noch während er die Worte sagte, spürte ich Unsicherheit in ihm: ein seltsames Zögern, das ich nicht so recht benennen konnte, das jedoch Kummer in mir hervorrief.
    Es dauerte drei Tage, bis ich stark genug war, um weiterreiten zu können. Dann hatte ich genug von meiner Kraft zurückerhalten, die Pinar mir während unseres Kampfes geraubt hatte. Ich war zwar immer noch schwach, was meine Magorfähigkeiten betraf, aber immerhin war ich körperlich kräftig genug, dass wir die Reise fortsetzen konnten.
    Als ich am dritten Morgen mit meiner Satteltasche die Treppe herunterkam, wusste ich sofort, dass etwas nicht stimmte, noch bevor ich nach draußen trat. Ich konnte es riechen. Der Gestank der Verheerung, dieser boshafte Hass auf mich, ganz besonders auf mich– er hing wie der Gestank der Abwasserkanäle im Gewirr von Tyr an einem heißen Tag in der Luft.
    Pinars Grab war verschwunden. An seiner Stelle befand sich eine üble, grünschwarze Wunde. Die Verheerung hatte offenbar nach der Quelle dessen, was ihr Verderben anstrebte, gesucht und sie gefunden– ihren bereits toten Körper. Die Verheerung war in einer verwirrten Verschmelzung aus Wut ausgebrochen, hatte Pinars Überreste und das Grab verschlungen und dadurch eine neue, brodelnde Entzündung auf der Haut seines Gastgebers entfacht. Jetzt spürte ich ihre Freude, während sie totes Fleisch verzehrte; ich spürte ihren Jubel angesichts der stillen Qual der Illusionierer.
    Ich wusste auch, dass sie nach mir suchte, nach derjenigen, die ihr Verhängnis in das Gewebe der Illusion eingewoben hatte. Sie war eine Krankheit, die ein Opfer suchte, ein Attentäter, der hinter seinem mutmaßlichen Erzfeind her war– mir. Bei Acherons tiefster Hölle, sie sollte verflucht sein. Ich hatte mein Problem noch ganz und gar nicht gelöst.
    Brand warf einen Blick über meine Schulter zu der Stelle, an der das Grab gewesen war. » Oh«, sagte er auf die für ihn typische nachdenkliche Weise. » Vielleicht hattest du Recht, Ligea. Was die Motive der Illusionierer betrifft, weshalb sie ein Magorkind wollten, meine ich. Ich glaube nicht, dass die Verheerung das, was geschehen ist, auch nur einen Deut mag.«

27
    Oben auf einem Steilhang saßen Brand und ich auf unseren Sleczs und blickten zu den Apenaden hinüber. Noch nie hatten wir solche Berge gesehen. Zerklüftete Gipfel schlitzten den Himmel auf, wie Pflüge, die nach den Wolkenschwaden dort oben griffen und sie in Stücke rissen. Berghänge wurden zu Steilwänden, die in beschattete Schluchten abfielen. Windböen rissen den Schnee von den Gipfeln. Es war eine extreme Landschaft, mit einer Rauheit, die schön sein konnte, und einer Unwirtlichkeit, die grimmig wirkte. Ein Anblick, den man genießen konnte– oder ein Hindernis, das es zu bezwingen galt.
    Â» Und diese Berge haben sie überquert?«, fragte Brand. » Mit Gorklaks? Bei allem, was heilig ist, aber wie haben sie das geschafft?«
    Â» Beim Vortex, ich weiß es nicht. Und doch sind sie hier.« Ich sah auf die schmale Vorlandebene unterhalb von mir. Im Gegensatz zu den Apenaden gehörte die Ebene immer noch zur Illusion. Das Gras glitzerte silbern, als wäre es mit Glimmererde bestäubt worden, und der Wind spielte darüber und erzeugte Wellen. Graskuppen explodierten zu silbernen Splittern, nur um einen Moment später– wieder ganz geworden– erneut anzuschwellen. Ich beachtete es kaum. Ich starrte auf das Lager, das die Legionäre in der Ebene errichtet hatten, gleich neben dem vom Schmelzwasser gespeisten Fluss, der die Illusion von den Ausläufern der Apenaden trennte. Es fiel mir jetzt nicht schwer, meine verstärkte Sehfähigkeit einzusetzen, um das Lager der Armee zu mustern; ich mochte zwar dünner sein als vorher, aber ansonsten hatte ich die Kraft zurückerlangt, die einige Wochen zuvor aus mir herausgeströmt war. » Heilige Göttin«, flüsterte ich. » Favonius hat von einer Legion gesprochen– von dreitausend Mann oder mehr.«
    Â» Das da sind sicher keine dreitausend Mann.«
    Â» Das da sind nicht einmal halb so viele. Beim Vortex, sie sind ziemlich mitgenommen, Brand. Einige können kaum laufen. Vielleicht

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