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Der Bund der Illusionisten 1

Der Bund der Illusionisten 1

Titel: Der Bund der Illusionisten 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larke Glenda
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Legionäre.«
    Ich sah ihn an und fragte mich, was er dachte. » Je leichter mir das Töten fällt, desto mehr zögere ich damit, stelle ich fest, und umso schwerer fällt es mir, damit zu leben, wenn ich es getan habe.« Ich zog die Handschuhe aus und betrachtete meine linke Hand. » Das Leben war um einiges leichter, als ich noch eine Agentin der Bruderschaft war und keine Skrupel hatte.« Ich sah ihn an. » Zwei tote Legionäre, Brand, einfach so. Vielleicht mehr. Aber sie hatten den Befehl, Kinder zu töten.«
    Er nickte verständnisvoll. Während ich gegen Müdigkeit und Schwäche ankämpfte, trat er wortlos zu mir und nahm mich in den Arm. Ich fand Trost in seiner Nähe und fühlte mich umhüllt von seiner Liebe, ermutigt durch seine Freundschaft. Als ich dann spürte, dass meine Nähe diesmal keine Qual für ihn bedeutete, löste ich mich etwas von ihm. » Ich dachte– ich dachte, du als Einziger hättest dich nicht verändert.«
    Â» Wie meinst du das?«
    Ich trat jetzt zurück und setzte mich auf meine Pritsche, legte die Arme auf meine angezogenen Knie. » Alle haben sich so sehr verändert. Auch ich selbst. Ich denke nicht mehr wie ein Kamerad der Bruderschaft…«
    Â» Der Göttin sei Dank!«
    Â» Vielleicht. Aber ich war glücklicher, als ich nichts weiter als ein Kamerad war. Ich war hochmütig, sogar grausam, aber zumindest war ich nie so unsicher und durcheinander und unglücklich wie jetzt.« Ich ließ den Kopf auf meine Arme sinken. » Und ich bin nicht die Einzige. Sieh dir nur Aemid an. Sie hat sich verändert. Sie ist frei, sie ist bei ihrem Volk in ihrem eigenen Land, und doch wird sie von Schuldgefühlen geplagt. Sie wird sich sogar noch schlechter fühlen, wenn sie erst begreift, dass ich nicht Kardiastan, sondern Tyrans verraten habe. Und was ist mit Favonius? Er wollte mich einmal heiraten, und jetzt sieht er mich an, und ich kann erkennen, dass er denkt: › Sie ist eine Kardin, eine Barbarin. Wie konnte ich sie nur jemals lieben?‹ Er verachtet mich, Brand. Ich habe seine Gefühle gespürt und ihn nicht wiedererkannt! Kaum hat er es mit etwas zu tun, gegen das er nicht kämpfen kann, findet er Zuflucht in einem primitiven Hass auf alles, das anders ist als er.« Ich zitterte. » Alle, die ich berührt habe, haben sich verändert. Fast so, als wäre ich ansteckend. Erinnerst du dich, wie gern Temellin gelacht hat? Und Garis war immer so fröhlich und unverwüstlich– so spitzbübisch! War das der Jugendliche, der uns verlassen hat, um Temellin zu folgen? Selbst Pinar hat sich verändert. Vielleicht ist sie schon immer eifersüchtig gewesen, aber wahnsinnig war sie nicht von Anfang an.«
    Brand kniete sich neben mich und strich mir sanft über die Haare. » Ich bin nicht unglücklich. Oder verächtlich. Und auch nicht wahnsinnig.«
    Â» Nein, aber du hast dich trotzdem verändert. Deine Leidenschaft für mich ist gedämpfter. Hast du– hast du Angst vor mir, Brand?«
    Er lachte. Es war ein heiteres Kichern. » Nein. Nein, ich könnte niemals Angst vor dir haben. Ich hatte nicht mal welche, als ich noch Sklave war und du ein hochmütiges Miststück, das an jedem Wort von Gayed gehangen hat. Ich wusste immer, was in deinem Innern ist, Ligea. Ich wusste, dass da mehr Mitgefühl war als Grausamkeit und Gleichgültigkeit. Und jetzt, da du von diesem Mitgefühl geleitet wirst und nicht mehr von Hochmut, glaube ich, dass ich dich sogar noch mehr liebe als damals.«
    Ich schwieg einen Moment, hörte halb, was er nicht gesagt hatte. » Aber?«, fragte ich schließlich.
    Er kicherte wieder, diesmal ironisch. » Es gibt immer ein › Aber‹, nicht wahr? Zumindest, was uns beide betrifft.« Er machte eine kapitulierende Geste. » All die Jahre, während ich dein Sklave war, hatte ich nie das Gefühl, als wäre ich dir nicht ebenbürtig. Ich wusste, dass wir einander ebenbürtig sind, auch wenn ich ein Sklavenhalsband trug. Ich dachte, es würde einmal der Tag kommen, an dem du mich so lieben würdest wie ich dich. Das habe ich sogar dann noch geglaubt, als du gesagt hast, dass uns nur Freundschaft verbinden könnte. Und dann diese letzten paar Wochen. In dieser Zeit habe ich angefangen zu begreifen, dass ich dir nicht ebenbürtig bin. Dass ich es auch nie sein werde. Dass du nicht für

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