Der Bund der Illusionisten 1
Angesicht der Erde fegen!«, prahlte einer der Tribunen. » Jeden Mann und jeden Jungen in der verfluchten Illusion, einschlieÃlich derer, die noch Windeln tragen.«
» Lauten so Eure Befehle?«, fragte ich. » Auch die Kinder?«
» Ganz richtig! Wer was zwischen den Beinen baumeln hat, ist tot. Die Frauen auch, wenn sie Edelsteine in der Handfläche haben. Ich habe keine Ahnung, was das bedeutet, aber so lauten die Befehle. Direkt vom Exaltarchen, haben wir gehört.« Er lächelte mich an und ignorierte einen wütenden Blick von Favonius. » Haltet Euch besser an Favo, Domina, denn in einem Monat werdet Ihr in der ganzen Illusion keinen anderen Mann mehr finden!«
Später am Abend wurde es unerträglich. Die Männer zogen mich und Favonius auf, machten mich zur Zielscheibe ihrer zunehmend vulgären Witze und neideten ihm sein Glück. Lauthals wunderten sie sich, woran es lag, dass Favoniusâ Frau quer durch ein feindseliges Land gereist war, nur um sich in seine Arme zu stürzen. Ich versuchte, sie zu einem höflicheren Verhalten zu bringen, aber es war vergeblich. Hier, in diesem entlegenen Winkel des Exaltarchats, hatte die Tochter eines Generals oder eine Agentin der normalerweise gefürchteten Bruderschaft keinerlei Bedeutung für diese Männerâ erst recht nicht nach alldem, was sie durchgemacht hatten. Ich spürte ihre unbekümmerte Verachtung mir gegenüber und kochte innerlich vor Wut. Und da war auch Trauer; es war klar, dass meine Freundschaft zu Favonius das Ende unserer körperlichen Beziehung nicht überleben würde. Früher hätte er es nicht geduldet, dass man auf meine Kosten solche Witze machte, aber ich hatte seinen Stolz verletzt, und jetzt kam seine Verbitterung zum Vorschein. Er wurde immer mürrischer, je weiter der Abend voranschritt.
Ich überwand meine Wut und ging. Ich hörte ihr Gelächter, als die Offiziere Favonius fragten, wieso er mich nicht begleitete.
Brand hatte ein Stück vom Hauptlager entfernt ein Zelt aufgebaut, aber ich wollte mich nicht sofort auf die Pritsche legen. Stattdessen lieà ich mich vor der Zeltklappe auf dem Sandboden nieder, sah auf meinen Cabochon und rief seine Macht herbei. Brand beobachtete mich schweigend. Ich konzentrierte mich, holte den Wind aus dem Nichts, drehte ihn und wirbelte ihn herum und rief ihn über die Ebene hinweg zu mir. Die Gorklaks hörten ihn und rührten sich unbehaglich. Brand stand auf und ging, um die Haltestricke der beiden Sleczs zu überprüfen, die am Fluss grasten.
Als der Wind näher kam, zog ich mein Schwert aus der Scheide und lieà die Klinge auflodern, dann berührte ich den Wirbelwind mit ihr. Der Sturm war nicht mehr nur Bewegung und Geräusch; er wurde jetzt sichtbar, ein riesiger Wirbel aus flammendem, funkelndem Licht von unvorstellbarer Herrlichkeit.
Ich lieà das Schwert sinken und konzentrierte mich wieder auf den Cabochon. Die glühende Wetterlutte begann sich langsam von der Stelle zu bewegen.
Sie wanderte wirbelnd auf den Hauptteil des Lagers zu, hielt dabei direkt auf die Gorklak-Reihen zu, die im Weg standen. Der Sturm berührte die Tiere nicht, was auch gar nicht nötig war, da sie sich in panischer Angst losrissen und quer durch das Lager davonliefen. Und alles niedertrampelten, was ihnen in den Weg kam.
Inzwischen waren alle wach. Diejenigen, die das erste Aufheulen des Windes nicht gehört hatten, wurden spätestens jetzt auf das Gebrüll der Tiere aufmerksam oder auf die panischen Schreie der Männer, die den Wirbelwind sahen oder von wahnsinnig gewordenen Gorklaks niedergetrampelt wurden.
Ich verstärkte meine Hör- und Sehfähigkeit und führte die Säule aus wirbelnder Luft mit Hilfe meiner präzisen Konzentration dorthin, wo sie den gröÃten Schaden an Gegenständen und den geringsten an Menschen anrichten konnte. Ich konnte nicht vergessen, dass ich diese Männer einmal bewundert und als meine Verbündeten betrachtet hatte.
Zelte gerieten in Brand, Kochfeuer und Töpfe und Sattelzeug und Waffen wurden in die Luft gerissen und zu einem Teil des Wirbelwindes, als ich systematisch das halbe Lager verwüstete. Ich achtete darauf, dass der Pfad ziemlich symmetrisch aussah, denn ich wollte vermeiden, dass man ihn für ein natürliches Phänomen halten konnte. Er musste eindeutig beabsichtigt wirken. Als ich der Ansicht war, dass ich genug Schaden
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