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Der Bund der Illusionisten 1

Der Bund der Illusionisten 1

Titel: Der Bund der Illusionisten 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larke Glenda
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mehr Schutz finden. Zu viele Dinge waren an diesem Tag passiert, türmten sich auf dem auf, was vorangegangen war. Die Ersatzmutter meiner Kindheit hatte mir mit dem Tod gedroht; der Sklavenbruder meiner Jugend hatte sich als Verliebter zu erkennen gegeben; die Fähigkeiten, über die ich verfügte, nahmen in diesem Land meiner Geburt neue und beängstigende Dimensionen an. Entweder ich war wahnsinnig, oder jemand hatte mich unter Drogen gesetzt, so dass ich Dinge sehen konnte, die nicht existierten, zumindest nicht im Land der Lebenden.
    Vielleicht stand dies in Zusammenhang mit dem, was in Meletes Tempel in Tyr geschehen war. Eine Verschwörung, damit ich an die Götter des Pantheons glaubte? Damit ich die Tempelpriesterinnen aufsuchte, den Kult der Melete? Nun, das würde ich nicht tun. Ich war ein logisch denkender Kamerad der Bruderschaft. Ich war die Tyranerin, die sich vor einer Göttin mehr aus Gründen der Konformität verbeugte als aus innerem Glauben. Die hoffte, dass es ein Nachleben in einem nicht allzu einschüchternden Acheron geben würde, nachdem der Vortex sie ihrem Körper entrissen hatte– aber von alledem nicht vollkommen überzeugt war.
    Komm schon, Ligea. Du bist der kühl denkende Kamerad der Bruderschaft. Denk nach.
    Ich wandte mich den stichhaltigeren Vorbehalten zu. Ich fertigte im Kopf eine Liste der Dinge an, die mich am meisten störten, und bemühte mich– vergeblich– um Sachlichkeit.
    Wer hatte so sehr gewollt, dass ich nach Kardiastan gehe, dass er oder sie sich mit der Hohepriesterin von Melete und der Stimme des Orakels zusammengetan hatte, um es mir gegenüber wie eine gute Idee aussehen zu lassen? Wenn es der Exaltarch selbst war, Bator Korbus– warum? In dem großen Plan war ich sicher nicht so wichtig, oder?
    Wieso hatte die kardische Sklavin der Präfekta mich Theura genannt? Erinnerte ich mich wirklich an das Wort– nur, dass damals, in meiner Kindheit, jemand anderes damit gemeint gewesen war? Ich blickte auf meine Hand, auf die Schwellung, die Othenid so verblüfft hatte, dass sie einen Krug fallen gelassen und mit Schlägen dafür gebüßt hatte. Als ich ein Kind war, hatte ich alles getan, um sie geheim zu halten. Noch nie hatte ich Karden gesehen, die so eine Beule hatten. War es ein Fluch oder ein Segen, ein Geburtsfehler, der für die Karden mit Aberglauben verbunden war? Was bedeutete diese Beule? Sie hatte so gut in die Höhlung am Griff des Schwertes von Illu Sionist gepasst … ich hätte mich erkundigen sollen, ob irgendjemand eine Beule in der Hand von Illu Sionist gesehen hatte. Aber nein, vielleicht wäre das gar keine so gute Idee gewesen. Ich wollte nicht die Aufmerksamkeit auf meine eigene Schwellung lenken.
    Ich dachte an das Schwert: Wie konnte es so schwer sein, dass Brand es nicht zu heben vermochte, und zugleich so leicht, dass ich es mit zwei Fingern hochnehmen konnte? Was war ich? Der Bastard einer Göttin? Eine Unsterbliche? Jemand, der die Schatten von Toten sehen konnte? Eine kardische Adelige? Es heißt, in Kardiastan kämpfen nur die Hochgeborenen .
    Vergiss nicht, dass du eine Magoria bist … aber vor ihnen musst du das da immer verstecken.
    Alles, was einmal sicher und fest gewesen war, löste sich auf. Ich zitterte.
    Ich kannte mich selbst nicht mehr.

8
    Zwei Tage später erhielt der Präfekt einen Bericht, den er mir sofort zeigte. Er kam aus Madrinya, der Hauptstadt von Kardiastan. Ein Legionär, der sowohl bei der Sklavenauktion in Sandmurram wie auch bei der Hinrichtung zugegen gewesen war, schwor, dass er Illu Sionist ziemlich lebendig in der Hauptstadt gesehen hätte.
    Es gab noch andere Neuigkeiten aus Madrinya, und keine davon war gut. In der Stadt waren nicht weniger als vier ranghohe Offiziere der Legionen tot aufgefunden worden– alles Männer, die die ortsansässigen Menschen bekanntermaßen streng und unnachgiebig behandelt hatten. Alle trugen Verbrennungen auf der Brust, und in keinem Fall gab es irgendwelche Hinweise auf einen Täter. Darüber hinaus flohen pausenlos Sklaven aus der Stadt. Die Situation war so schlimm, dass manche Tyraner ihren Sklaven überhaupt keine Freiheiten mehr zugestehen wollten. Es gab Anfragen, ob nicht Legionäre bei den Häusern der hohen Beamten Wache stehen könnten, um zu verhindern, dass weitere Sklaven wegliefen.
    Nur wenige der entlaufenen Sklaven waren gefunden worden.

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